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1725 - Hängt die Hexe höher

1725 - Hängt die Hexe höher

Titel: 1725 - Hängt die Hexe höher
Autoren: Jason Dark
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Vormittag.«
    »Einverstanden. Dann kann ich mich noch ein paar Stunden aufs Ohr legen.«
    »Wenn du willst, kannst du auch hier übernachten.«
    Das Angebot war verlockend. Viel Schlaf würden wir nicht finden, das stand fest.
    Ich wollte eine entsprechende Antwort geben, als Jane Collins angerufen wurde. Für einen Moment stutzte sie und meinte: »Wer will denn jetzt noch was?«
    »Schau auf dem Display nach.«
    Das tat sie. Eine Nummer stand dort nicht. Sie meldete sich trotzdem, und sie hatte den Lautsprecher eingestellt, damit ich mithören konnte.
    »Bist du es, Jane?« Die Frauenstimme klang schon gehetzt.
    »Ja, wer sonst?«
    »Ich bin es, Grace.«
    »Okay. Du weißt ja, dass ich den Job angenommen habe.«
    »Klar. Deshalb rufe ich auch nicht an. Es geht um etwas anderes, und das ist nicht lustig.«
    »Lass schon hören.«
    Zunächst einmal stöhnte die Anruferin auf. »Es ist schlimm, Jane, aber es hat das erste Opfer gegeben.«
    »Bitte?«
    »Ja, es hat die Erste von uns erwischt. Eine Freundin. Man hat sie auf einem Friedhof erhängt …«
    ***
    Jane Collins schwieg.
    Ich hatte eigentlich locker auf meinem Platz gesessen und mitgehört. Jetzt war diese Lockerheit vorbei, mein Blut gefror zwar nicht zu Eis, aber über meinen Rücken rann doch ein kalter Schauer, und ich sah, dass Jane mir ihren Kopf langsam zudrehte. Sie war blass geworden.
    »Hörst du noch zu, Jane?«
    »Ja, natürlich.«
    »Wir haben sie gefunden.«
    »Und wo?«
    »Auf dem kleinen Friedhof in Ticehurst. Die andere Seite schläft nicht. Sie geht gnadenlos vor.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Ab jetzt sieht der Fall anders aus«, sprach Grace Golding mit schwerer Stimme weiter und wollte noch etwas hinzufügen, doch Jane kam ihr zuvor.
    »Wollt ihr denn aufgeben?«
    »Nein, das ist unsere Nacht. Wir werden uns nicht verjagen lassen. Wenn du sagst, dass dir der Job zu gefährlich ist, verstehe ich das sehr gut und …«
    »Nein, nein, davon hat niemand gesprochen. Ich bleibe mal beim Thema. Auf dem Friedhof habt ihr die Tote gefunden. Gab es denn Zeugen? Habt ihr die Polizei eingeschaltet?«
    »Nein, wir haben sie nur vom Strick abgenommen und zu unserem Camp gebracht. Zu den Wohnmobilen. Eine Zeugin gab es, aber ich habe dafür gesorgt, dass sie alles vergessen hat. Wie du weißt, bin ich schon etwas länger in Ticehurst und wohne im Haus einer Witwe. Sie hat unsere Schwester gesehen, aber sie wird sich nicht mehr daran erinnern können. Ich habe ihre Erinnerung gelöscht.«
    »Okay«, sagte Jane, »und es bleibt dabei, dass ihr weitermachen werdet?«
    »Auf jeden Fall. Die Walpurgisnacht ist etwas Besonders für uns.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Wir werden auch keinem wehtun. Wir wollen diese Nacht genießen, aber es gibt eine Gruppe von Personen, die etwas dagegen hat. Das hat sie gezeigt.«
    »Weißt du denn, wer dahintersteckt?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Du kannst auch raten.«
    »Das ist mir klar, Jane. Aber wir tappen im Dunkeln.«
    »Gut, dann werden wir morgen bei euch sein.«
    Grace Golding hatte aufgepasst. »Du hast in der Mehrzahl gesprochen, Jane?«
    »Genau. Ich bringe noch einen Freund mit.«
    Für einen Moment wurde es still. Dann war wieder die Stimme der Anruferin zu hören. »Ist es – ist es …?«
    »Ja, es ist John Sinclair.«
    Schweigen. Ich will mich nicht selbst erhöhen, aber mein Name war bei der anderen Seite bekannt. Nicht jeder empfand ihn als positiv.
    Jane meldete sich wieder. »Ich weiß jetzt, was du denkst, Grace, aber ich weiß auch, dass ich mich auf ihn verlassen kann.«
    Es war mehr ein Stöhnen als ein Atmen, aber Grace Golding stimmte zu. »Gut, Jane. In der Not frisst der Teufel Fliegen. Ich sage dies, obwohl wir nichts mit ihm zu tun haben. Aber es ist nun mal so.«
    »Und wir sind morgen bei euch. Vielleicht ist dir dann eingefallen, wer es auf euch abgesehen hat. Du kannst mich anrufen. Meine Nummer hast du ja.«
    »Ja, das ist schon okay. Bis später dann …«
    Das Telefonat war beendet. Jane stellte den Apparat auf die Station und schaute mich an.
    »Und?«
    Ich hob die Schultern. »Ein Ausflug wird es nicht werden, meine liebe Jane.«
    »Stimmt. Ich denke da eher an einen Horrortrip.«
    Dagegen konnte ich nichts sagen …
    ***
    Walpurgisnacht!
    Die Nacht des 30. April auf den ersten Mai. Benannt nach der heiligen Walpurga, Tochter des Sachsenkönigs Richard und Äbtissin in Heidenheim. Papst Hadrian II. hat sie im Jahre 870 heiliggesprochen. Sie galt als Beschützerin der Menschheit
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