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1718 - Die Messerkatze

1718 - Die Messerkatze

Titel: 1718 - Die Messerkatze
Autoren: Jason Dark
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müssen.
    Es war die Besitzerin der Katze, der Julie Price das Leben genommen hatte …
    ***
    Die Frau hieß Mary Slater, war Mitte dreißig – und sie war nicht ohnmächtig geworden. Sie hatte die grauenhafte Tat mit angesehen, und welche Gedanken sie dabei gehabt hatte, das war vom Blick ihrer Augen abzulesen.
    Angst, Abscheu, Widerwillen, das alles vereinigte sich in diesem Blick. Wenn das silbrige Klebeband nicht gewesen wäre, sie hätte bestimmt geschrien. So wurde sie daran gehindert.
    Julie nickte ihr zu. »Ich werde dich bald verlassen, und ich bin auch kein Unmensch. Ich werde dich von diesem Knebel befreien, und du versprichst mir, nicht in eine Schreiorgie zu verfallen. Ist das klar?«
    Die Gefesselte nickte.
    »Gut.«
    Julie griff zu und zerrte mit einem Ruck das Klebeband von den Lippen der Frau weg. Sie konnte nicht anders, sie musste schreien, doch es war nur ein schwacher Laut, der aus ihrer Kehle drang.
    Dafür rang sie nach Atem. Sie keuchte, würgte, riss den Mund weit auf, um so wieder Luft zu bekommen.
    Julie Price ließ die Frau zunächst in Ruhe. Sie sollte wieder zu sich kommen, denn sie hatte ihr einiges zu sagen.
    »Kannst du sprechen?«
    »Weiß nicht.«
    Julie winkte ab. »Egal, wir werden es versuchen.« Zwei Finger legte sie unter Mary Slaters Kinn und hob ihren Kopf leicht an, damit sie ihr in die Augen schauen konnte.
    »Ich weiß, dass du mich hasst, dass du mich am liebsten in Stücke schneiden würdest, aber ich …«
    »Nein, nein, das stimmt nicht. Das könnte ich gar nicht. Ich bin nicht wie du. Ich achte die Menschen und auch die Tiere. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, eine Katze so grausam zu töten. Man sagt, dass der Mensch schlimmer ist als ein Tier. Und dafür habe ich jetzt den Beweis bekommen. Du bist schlimmer. Du tötest ein Tier, das dir nichts getan hat.«
    »Das ist richtig. Ich muss dir allerdings sagen, dass ich dein Tier gebraucht habe. Ich wollte das Blut der Katze trinken, und ich habe es getrunken. Ich liebe die Katzen. Ich fühle mich selbst als solche, und ich mag ihr Blut. Es gibt mir Kraft. Es sorgt dafür, dass ich stärker werde und mich wunderbar bewegen kann.« Sie riss den Mund auf und fauchte Mary Slater an. »Hast du gehört? Kennst du diesen Klang? Bald werde ich wie eine Katze sein, mich geschmeidig bewegen, mich mit deren Fell wärmen, all das habe ich mir vorgenommen, und ihr Blut wird mir die neue Kraft verschaffen.«
    »Nein, nein, das kann ich nicht glauben. Du – du – bist eine Bestie, nicht mehr und nicht weniger, du bist einfach schlimm, und du wirst es nicht schaffen. Die Strafe des Himmels wird über dich kommen, denn so etwas wie du darf nicht frei herumlaufen.«
    »Schön gesagt.«
    »Es ist mir ernst.«
    »Auch das glaube ich dir.« Julie verengte die Augen. »Aber hast du mal daran gedacht, dass auch dein Leben auf der Kippe steht? Es liegt in meiner Hand.«
    Genau das zeigte sie in der nächsten Sekunde, als sie den Fächer in ihrer Hand bewegte und der sich auseinanderfaltete und zu einer gefährlichen Waffe wurde.
    Plötzlich schimmerten vor Mary Slaters Augen fünf gefährliche und leicht gebogene Messerspitzen, an denen noch das Blut der Katze klebte.
    »Schau genau hin, Mary, und vergiss meine Worte nicht, die du gleich hören wirst. Ich könnte dir mit einem Streich deine Kehle zerfetzen, aber das tue ich nicht. Ich will Gnade vor Recht ergehen lassen, denn ich habe mein Ziel erreicht.«
    »Ja, getötet und Blut getrunken.«
    »Ich habe mich nur gestärkt, das ist alles. So solltest auch du das sehen.« Sie spielte mit ihrem Fächer und lächelte dabei versonnen. Wieder nahmen die Augen einen besonderen Glanz an, und Mary musste zugeben, dass dieser Glanz nicht von dem einer Katze zu unterscheiden war.
    Das verstörte sie. Sollte dieses mörderische Weib die Wahrheit gesagt haben und auf dem Weg zu einer Katzenfrau sein? Dass sich in ihr Menschliches und Tierisches vermischte?
    Sie war zu verwirrt, um weiter darüber nachdenken zu können, aber loslassen würde der Gedanke sie nie.
    Julie Price entfernte sich von ihr. Ein Lächeln lag dabei auf ihren Lippen. Sie schlug den Weg zur Tür ein, drehte sich aber noch mal um und nickte Mary zu.
    »Sei dankbar und froh, dass ich dich hier lebend zurücklasse. Du weißt, auch in den harmlosesten Katzen steckt noch immer etwas Gefährliches. Wenn das zum Ausbruch kommt, kann ich für nichts garantieren.«
    Mehr sagte sie nicht.
    Dafür öffnete sie die Tür und verließ
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