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1715 - Gewächs des Grauens

1715 - Gewächs des Grauens

Titel: 1715 - Gewächs des Grauens
Autoren: Jason Dark
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diesem Gebäude hatten sich einige Firmen eingemietet. Da gab es Finanzberater, Rechtsanwälte und auch Büros bekannter Firmen, die hier eine Filiale unterhielten.
    Wer dieses Haus ansteuerte, der ging auch hinein. Gerade das machte mich neugierig. Ich wollte mir die Leute ansehen, die das Haus betraten, manchmal sieht man an den Gesichtern, wer sie waren. Es kam auch auf das Outfit an. Die meisten der Ankömmlinge trugen Business-Kleidung. Den üblichen grauen Anzug, die dezente Krawatte, die wieder seit Jahren in Mode gekommenen kurzen Mäntel.
    Es machte keinen Spaß, sich im Freien aufzuhalten. Das Wetter war feuchtkalt. Es hatte geheißen, dass vielleicht sogar Schnee fallen könnte, doch der war bisher glücklicherweise ausgeblieben. Die Kälte kam aus Osten und war hier nicht ganz so stark wie auf dem Festland zu spüren.
    Niemand fiel mir negativ auf. Ich konnte genau unterscheiden, wer zur Auktion wollte und wer hier im Haus seinem Job nachging. Die Leute, die mitsteigern wollten, zeigten von außen gesehen mehr Individualität.
    Dann sah ich Jane Collins. Sie lief mit wehendem Mantel auf mich zu. Vor ihren Lippen dampfte der Atem, auf dem Kopf trug sie eine Strickmütze, an der eine braune Strickrose auffiel.
    »He, du bist schon da?«
    »Immer doch.«
    Jane zog die Nase hoch, rieb ihre Hände und schaute sich um. »Und? Hast du etwas Verdächtiges gesehen? Oder jemanden, der dir aufgefallen wäre?«
    »Nein, das habe ich nicht. Ich habe wohl die Leute unterscheiden können, die hier arbeiten oder zur Auktion wollen. Aber man kann ja keinem Menschen hinter die Stirn schauen.«
    »Da sagst du was.« Jane schaute sich noch mal kurz um. Sie sah nichts, was ihr verdächtig vorgekommen wäre. »Sollen wir dann?«
    »Meinetwegen.«
    Wir traten durch eine breite zweiflügelige Tür. Ich wusste, dass sich der Auktionsraum im Erdgeschoss des Gebäudes befand.
    Wir wurden von einer Barriere gestoppt, hinter der eine Frau saß, die sehr streng aussah. Bei ihr mussten wir uns anmelden. Während wir das taten, bedachte sie uns mit prüfenden Blicken, als wollte sie sich davon überzeugen, ob wir auch entsprechend solvent waren.
    Jane Collins kaufte noch einen Katalog, dann durften wir passieren und betraten wenig später einen Raum mit hoher Stuckdecke. Die Fenster an der Wand reichten bis zum Boden hinab, waren aber nicht ganz zu sehen, weil Vorhänge halb geschlossen waren und nicht so viel Licht hereinließen.
    Es gab einige Reihen brauner Stühle, vor denen sich ein Podest befand. Dort würde der Auktionator an einem Pult stehen. Im Moment hielt sich dort ein Helfer auf, der ein Mikrofon richtete.
    Ungefähr fünfzig Personen hätten hier Platz gefunden. Ob es voll werden würde, wussten wir nicht, und ich fragte Jane Collins, wohin sie sich setzen wollte.
    »Nicht unbedingt in die erste Reihe.«
    »Du sagst es. Wir brauchen einen Überblick.«
    »Was ist mit der Drittletzten?«
    »Einverstanden.«
    Wir waren nicht die Ersten, die sich niederließen. Einige andere Stühle waren schon besetzt. Wir schauten uns die Menschen unauffällig an und waren nicht in der Lage, herauszufinden, zu welcher Kategorie von Bietern sie gehörten, ob sie reich oder arm waren und ob sie überhaupt mit bieten wollten.
    Während ich mich umsah, beschäftigte sich Jane Collins mit dem Katalog. Sie blätterte ihn durch und mir entging nicht ihr leises Lachen.
    »Was hast du?«
    Sie tippte auf eine Katalogseite. »Wir haben Glück.«
    »Wieso?«
    »Hier werden so einige Gegenstände versteigert. Nicht nur Ikonen, aber wir stehen schon an dritter Stelle.«
    »Super.«
    Wieder tippte Jane auf die Seite. »Hier stehen auch die vorgegebenen Preise.«
    »Und?«
    »Bei dreißigtausend Pfund fängt unsere Ikone an.«
    »Das ist eine ganze Menge.«
    »Genau, John. Da bin ich mal gespannt, wer von den Leuten hier mehr bietet.«
    »Keine Sorge, das wird schon werden.«
    Sie klappte den Katalog zusammen und nahm sich die Zeit, die Menschen zu betrachten, die den Raum betraten.
    Es war vom Alter her ein recht gemischtes Publikum. Die meisten Besucher allerdings waren schon älter. Sie mussten schließlich auch das nötige Kapital mitbringen. Besonders auffällige Menschen sahen wir nicht. Jedenfalls waren die Reihen bald gut besetzt, und es stellte sich eine Atmosphäre ein, wie man sie aus dem Theater kennt, bevor die Vorstellung beginnt. Da war eine gewisse Erwartungshaltung zu spüren.
    In der Nähe des Podests standen zwei Männer in dunklen
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