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1715 - Gewächs des Grauens

1715 - Gewächs des Grauens

Titel: 1715 - Gewächs des Grauens
Autoren: Jason Dark
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Mitbieter drehte sich nicht um. Er blieb auf seinem Platz sitzen und hielt den Kopf leicht gesenkt.
    Die beiden Helfer trugen die Ikone wieder aus dem Raum. Für uns gab es hier nichts mehr zu tun. Der Weg bis zur Tür war nicht weit. Schon zuvor hatten wir uns darüber verständigt, das Ende der Auktion nicht abzuwarten. So schnell wie möglich verließen wir unsere Reihe und huschten zur Tür.
    Draußen im Flur wischte Jane sich den Schweiß von der Stirn. Das sah auch ein Mann von Security-Dienst, der vor der Tür stand und Wache hielt. Zwei Kollegen von ihm standen weiter hinten. Dort saß auch wieder die Frau von der Anmeldung. Man musste sich bei ihr melden, um seine ersteigerten Gegenstände zu bezahlen und gleich mitzunehmen, falls sie nicht zu groß waren. Dazu mussten wir einen Extraraum betreten, dessen Tür sich hinter der Frau befand, die uns erst mal aufhielt.
    Sie war über ein Headset mit dem Auktionator oder einem seiner Helfer verbunden. Als Jane sich als Käuferin vorstellte und auch ihre Personalien vorwies, war die erste Hürde geschafft. Sie konnte gehen, nur mich wollte man aufhalten.
    Ich setzte meinen Ausweis als Türöffner ein und durfte Jane Collins begleiten. Wir gelangten in einen Raum, in dem die Gegenstände aufbewahrt wurden. Auch hier standen Männer von der Sicherheit. Ich hatte meinen Ausweis nicht weggesteckt und entging so einer Leibesvisitation. An einer Kasse musste Jane zahlen. Sie tat es per Kreditkarte.
    »Das Geld bekomme ich ja wieder. Man wollte mir eigentlich hunderttausend Pfund in einem kleinen Koffer mitgeben. Aber darauf habe ich verzichtet.«
    »Dann ist dieser Bischof nicht eben arm – oder?«
    Sie lachte. »Das kann ich dir nicht sagen, ob es sein eigenes Geld ist oder das der Gemeinde. Jedenfalls habe ich meinen Job gut erledigt.«
    »Glaubst du das?«
    Sie schaute mich kritisch an. »Nein, nicht wirklich, John. Da kommt noch etwas nach.«
    »Das denke ich auch. Aber wie geht es weiter? Darüber haben wir noch nicht gesprochen.«
    »Stimmt. Wir fahren erst mal zu mir. Dort setze ich mich dann mit Bischof Makarew in Verbindung. Ist das in deinem Sinne?«
    »Natürlich.« Auf keinen Fall wollte ich Jane jetzt allein lassen. Ich ging davon aus, dass wir erst am Anfang standen und das dicke Ende noch folgte.
    Die Ikone wurde verpackt. Sie war zuvor in eine weiche Kunststoffdecke gewickelt worden. Erst dann folgte das Packpapier. Der junge Mann übergab Jane das Kunstwerk mit einem Lächeln und wünschte viel Freude damit.
    »Danke, die werde ich haben.«
    »Einen schönen Tag noch.«
    »Ihnen auch.«
    Jetzt konnten wir uns auf den Rückweg machen. In der Tür fragte ich: »Soll ich die Ikone tragen?«
    »Danke, John, aber das schaffe ich schon.« Wir traten in den Flur. »Ich bin nur gespannt, wie dieser Bärtige reagieren wird. Dass er aufgegeben hat, glaube ich nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    Unser nächster Weg führte uns zum Ausgang. Keiner aus dem Publikum kam uns entgegen. Allein gingen wir dem Ausgang zu. Da sich in diesem Haus auch Firmen befanden, herrschte in der Halle der übliche Publikumsverkehr, um den wir uns nicht kümmerten.
    Wir traten aus dem Haus. Ich hatte die Führung übernommen und erreichte als Erster den Gehsteig. Der Betrieb, der vor unseren Augen auf der Straße herrschte, kam mir im ersten Moment vor wie ein Film. Wir waren aus der Ruhe gekommen und mussten uns erst auf den Verkehr und auch auf die vielen hastenden Menschen einstellen.
    Unsere Autos standen auf dem kleinen Parkplatz am Hyde Park. Dort den Wagen abzustellen, kostete schon ein kleines Vermögen.
    Das passierte ja nicht jeden Tag. Ich fragte Jane, ob sie mit ihrem Mietwagen fahren oder bei mir einsteigen wollte.
    »Ich fahre selbst.«
    »Und was ist mit der Ikone?«
    »Die darfst du aufbewahren. Ich übergebe sie dir zu treuen Händen.«
    »Danke, das weiß ich zu schätzen.«
    Es lief alles normal in unserer Umgebung ab. Trotzdem blieb ich misstrauisch, denn ich rechnete damit, dass wir beobachtet wurden. Nach den Warnungen musste das einfach so sein, daran gab es nichts zu rütteln.
    Wir erreichten unsere Fahrzeuge, die nicht mal weit voneinander entfernt parkten. Gezahlt hatten wir schon und nahmen uns vor, hintereinander zu fahren.
    Plötzlich war der Bärtige da. Wir hatten nicht gesehen, woher er gekommen war. Wahrscheinlich hatte er hinter einem Baum gestanden und uns beobachtet.
    Jetzt trat er uns in den Weg. In seinem Gesicht bewegte sich nichts. Nur die Augen
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