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1715 - Gewächs des Grauens

1715 - Gewächs des Grauens

Titel: 1715 - Gewächs des Grauens
Autoren: Jason Dark
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blitzten.
    Er richtete den Blick auf mich, weil ich die Ikone trug.
    »Wer sind Sie?«, fragte ich.
    Er breitete die Arme aus. »Das spielt keine Rolle, Mister. Auch wenn diese Lady Sie als Beschützer engagiert hat, gefällt es uns nicht, dass sich die Ikone jetzt in ihrem Besitz befindet.«
    »Das wissen wir. Was wollen Sie?«
    »Ich möchte Ihnen ein letztes Angebot machen.«
    »Tun Sie das.« Bisher hatte nur ich gesprochen, und das blieb auch vorerst so.
    »Geben Sie mir jetzt und hier die Ikone. Dann werden Sie Ihr Leben normal weiterführen können.«
    »Aha«, erwiderte ich. »Sie wollen dieses Kunstwerk, ohne den Preis dafür zu bezahlen?«
    »Wer sagt das denn? Sie bleiben am Leben, das ist doch was. Da lässt sich auch die Summe von vierzigtausend Euro verschmerzen. Diese Ikone ist nichts für Sie. Sie wird Ihnen nur Unglück bringen. Sie muss denjenigen gehören, die etwas damit anfangen können.«
    »Und das sind Sie?«
    »Ja, das sind wir!«
    Es war schon leicht vertrackt. Er tat nichts, was mir einen Grund gegeben hätte, ihn festzunehmen. Ich dachte aber auch nicht im Traum daran, ihm das Kunstwerk zu überlassen, und sagte nur: »Verschwinden Sie! Hauen Sie so schnell ab wie möglich. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Wirklich nicht?«
    »Haben Sie mich nicht verstanden?«
    Der Bärtige strich durch seinen Bart. »Doch, ich habe Sie verstanden, Mister. Aber mit dieser Reaktion haben Sie sich keinen Gefallen getan.«
    »Das müssen Sie uns schon überlassen.«
    Er schaute Jane an, dann mich, und einen Moment später drehte er sich von uns weg und verließ den Parkplatz.
    Erst jetzt meldete sich Jane Collins wieder zu Wort. »Ist es das gewesen?«
    »Ja, ein Anfang.«
    »Das meine ich auch. Sie haben nicht aufgegeben, sie werden auch nicht aufgeben, und ich werde froh sein, wenn ich diese Ikone aus der Hand gegeben habe.«
    »An Bischof Makarew?«
    »An wen sonst?«
    »Ja, ja …«
    Sie hielt mich an der Schulter fest. »Hast du etwas dagegen, John?«
    »Wir sollten zumindest darüber nachdenken, wann wir ihm die Ikone übergeben.«
    »Er will sie so schnell wie möglich haben, das weiß ich. Das haben wir abgesprochen.«
    »Und wie soll die Übergabe vor sich gehen?«
    »Das müssen wir noch besprechen.« Jane schaute auf die Uhr. »Ich soll ihn anrufen, wenn ich die Ikone habe.«
    »Gut, Jane. Lass alles so laufen. Wir fahren jetzt zu dir.«
    »Klar. Fährst du vor?«
    »Nein, ich bleibe hinter dir. So etwas wie eine vierrädrige Rückendeckung.«
    »Ist mir auch lieber.«
    Wenig später starteten wir und verließen den Parkplatz.
    ***
    Natürlich hatte ich die Türen von innen verriegelt und die wertvolle Ikone auf den Beifahrersitz gelegt, wo ich sie gut im Auge behalten konnte.
    Auch wenn wir ruhig durch den Londoner Verkehrsstrom schwammen, war ich schon beunruhigt, denn ich wusste, zu was die Leute fähig waren, die nicht wollten, dass die Ikone in den Besitz des Bischofs gelangte. Um sie zu bekommen, würden sie über Leichen gehen, und ein in die Luft gesprengtes Auto ist nicht eben ein Scherz.
    Jane fuhr vor. Ich behielt nicht nur sie im Auge, sondern auch den Verkehr um mich herum. Das heißt, ich hielt Ausschau nach Verfolgern.
    Die sah ich nicht. Jedenfalls verhielt sich kein Fahrer so, als dass ich ihn als Verfolger hätte einstufen können. Ich befand mich inmitten der Londoner Normalität.
    Was war an dieser Ikone so wertvoll? Welches Geheimnis umgab sie? Das waren die Fragen, die mich beschäftigten und auf die ich leider keine Antwort wusste. Ich hatte nicht mal eine Idee. Nicht einmal den Mystiker Isidor kannte ich. Irgendetwas musste die Ikone aber an sich haben, sonst wäre sie nicht so begehrt gewesen.
    Egal, ich würde es herausfinden. Jetzt musste ich mir keine großen Gedanken darüber machen. Je länger wir fuhren, umso entspannter wurde ich, ohne dass meine Aufmerksamkeit nachließ.
    Wir erreichten Mayfair und hatten es nicht mehr weit. Jane lenkte den Mini schon bald in die Straße, in der sie wohnte und die auch für mich so etwas wie eine zweite Heimat geworden war, wenn ich daran dachte, wie oft ich Jane Collins hier schon besucht hatte. Auch früher, als die Horror-Oma Sarah Goldwyn noch gelebt und zusammen mit Jane Collins in diesem Haus gewohnt hatte.
    Jetzt lebte die Detektivin wieder allein, denn Lady Sarah hatte ihr das Haus vererbt.
    Wir fanden beide einen Parkplatz in den Lücken zwischen den Bäumen. Sie waren groß genug für unsere Autos.
    Ich stieg aus
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