Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1713 - Im Bann der Abruse

Titel: 1713 - Im Bann der Abruse
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
eingesetzt - erinnert ihr euch? Als die STYX mit uns das erstemal ins Arresum wechselte und der Übergang eurem Unterbewußtsein wie eine Lebensbedrohung erschien. Damals habt ihr rein unkontrolliert und instinktiv gehandelt.
    Wenn ihr weiterhin intensiv daran arbeitet, eure Fähigkeiten zu ergründen und bewußt einzusetzen, könnt ihr noch viel mehr schaffen. Daß ihr auf dem richtigen Weg seid, zeigt sich dadurch, daß ihr bereits auf emotionaler Basis hundertprozentig miteinander harmonisiert."
    Mila starrte auf ihr Bett. „Aber dabei fühlen wir uns hundeelend, Alaska", sagte sie leise. „Meine Stimmungen gehen dauernd rauf und runter; im einen Moment könnte ich Bäume ausreißen, im nächsten möchte ich am liebsten sterben. Ich habe es allmählich satt, mich ständig so zu fühlen, als ob mir jeden Moment der Verstand aus dem Kopf falle."
    Alaska stand auf und setzte sich neben Mila. „Ich weiß", sagte er sanft. „Ich weiß, was ich euch angetan habe. Aber einen anderen Weg gibt es nicht, glaubt mir. Ihr seid Mutanten, und das unterscheidet euch von normalen Menschen. Ihr seid nicht dafür geschaffen, ein beschauliches Leben zu führen. Und ihr könntet nicht glücklich werden, würdet ihr jetzt vor allem fliehen und euch irgendwo verstecken. Tief in euch wißt ihr schon lange, was ihr tun müßt, ihr habt nur Angst vor dem Weg - und es ist ein unglaublich schwerer und schmerzvoller Weg, den ihr gehen müßt.
    Aber der Weg der Schmerzen wird vielleicht schon bald, ganz sicher jedoch eines Tages zu Ende sein, das verspreche ich euch."
    Mila nickte stumm, sie hielt den Blick weiterhin gesenkt. Nadja stand ganz still im Hintergrund.
    Alaska drückte Milas Hand und verließ den Raum. Er spürte, daß er jetzt störte, weil die beiden sich über einiges klarwerden mußten.
     
    *
     
    Nadja Vandemar rührte sich lange Zeit nicht.
    Mila stand schließlich auf und stellte sich vor einen ayindischen Holo-Reflektor, um ihr Spiegelbild zu betrachten. Langsam hob sie die Hände zu ihrem Gesicht, löste das Band, das ihre Haare streng im Nacken zusammengehalten hatte, und schüttelte den Kopf. Die kastanienbraunen Haare fielen leicht gewellt auf die Schultern herab, umrahmten weich ihr schmales, bleiches, bei bestimmtem Lichteinfall leicht gründlich schimmerndes Gesicht. Unter der leicht vorgewölbten Stirn blickte sie sich selbst in die dunkelgrauen Augen. Sie sah dort die vielen Veränderungen seit der Zeit auf Gäa, bevor die Schwestern dem Ennox Felix begegnet waren und ihr Leben völlig umgekrempelt wurde. Sie sah das leise Mißtrauen, das sie nie ganz verloren hatte, aber auch Neugier. Und sie sah Schmerz und Angst in den Augen.
    Was mochte aus ihr werden, wenn sie ihre Fähigkeiten erst einmal voll beherrschte? Ein Mutant, eine Art Monster, zwar bewundert, aber nur aus der Ferne? Gucky, der kleine Ilt, war ebenfalls ein Mutant, doch niemand betrachtete ihn als Monster. Seine Fähigkeiten trennten ihn zwar von den anderen, selbst von seinen Freunden. Aber das war nicht zu ändern; er hatte gelernt, damit zu leben, es als ganz natürlich anzusehen. Es schien nicht einmal schwer zu sein, sich damit abzufinden.
    Doch es gab noch mehr Fragen.
    Was würde ihre eigentliche Aufgabe sein? Konnte sie den Anforderungen und Hoffnungen, die man in sie setzte, gerecht werden? Und... was würde aus ihrer Beziehung zu Nadja werden? Sie waren stets unzertrennlich gewesen, und beiden war klar, daß sie nur zusammen ihre jeweilige Psi-Fähigkeit voll ausschöpfen konnten. Mila konnte sich auch weiterhin nicht mehr als 900 Meter von ihrer Schwester entfernen, ohne Krämpfe und Angstzustande zu bekommen. Konnte diese Abhängigkeit nicht einmal zur Last werden?
    Das Abbild vor ihr verschwamm plötzlich, als ihre Augen sich mit Tränen füllten.
    „Alaska hat recht", flüsterte sie. „Wir müssen uns unseres Selbst bewußt werden. Wir müssen uns dieser Fähigkeit stellen und sie besiegen, bevor sie uns überwältigt. Und... ich will nicht mehr so sein wie auf Gäa.
    Ich will... ich will zufrieden sein mit dem, was ich im Spiegel sehe. Ich bin... ich bin doch ein Mensch, nicht wahr? Eine Frau. Ich kann sehen und hören und denken und fühlen..."
    Mila hob die Hände zu ihrem Gesicht und schluchzte kurz auf. Nadja löste sich aus ihrer Starre, ging zu ihrer Schwester und schloß sie in die Arme.
    „Und lachen", sagte Nadja leise. „Und lachen haben wir auch schon gelernt. Wir müssen uns zusammenreißen, Mila. Auf einmal haben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher