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1711 - Der Mond-Mönch

1711 - Der Mond-Mönch

Titel: 1711 - Der Mond-Mönch
Autoren: Jason Dark
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atmete Anatol ein. Dabei war ein Röcheln zu hören, und in dieses Geräusch hinein drangen seine Worte, die Karina nur verstand, weil sie ihr Ohr in die Nähe des Mundes brachte.
    »Stoppt Rasputin, um alles in der Welt. Er hat den Tod besiegt, er ist so mächtig. Noch mächtiger als zu Lebzeiten. Haltet ihn auf – bitte. Versucht alles. Die Menschen haben es nicht verdient, in seinen Bann zu geraten …«
    Karina nickte. Sie wollte ein Versprechen abgeben, merkte aber, dass sie es nicht konnte, denn plötzlich steckte in ihrem Hals ein Kloß. Gern hätte sie dem Abt ein Versprechen mit auf den Weg ins Jenseits gegeben, doch es war nicht mehr möglich. Sie schaute aus nächster Nähe zu, wie es mit Anatol zu Ende ging, und doch brannten noch Fragen auf ihrem Herzen.
    »Bitte, Anatol, was ist mit dem Mond-Mönch? Wo können wir Sobotin finden? Was hat er vor?«
    Der Abt strengte sich an. Er holte alles aus sich heraus. Es war für ihn wichtig, dass er redete, und er sammelte alle Kräfte, die ihm noch blieben.
    Er schaffte es nicht. Es blieb bei einem Versuch, der nur aus Fragmenten bestand.
    »Finden – Verbindung – sein Diener. Tut – alles …« Anatol riss seinen Mund weit auf. Zugleich wurden seine Augen groß. Dabei bäumte er sich auf. Durch die heftige Bewegung verrutschte das Messer in seinem Bauch, sodass sein Blut nicht mehr zurückgehalten wurde.
    Es quoll aus der Wunde und nässte die Kutte um die Waffe herum. Die Hände lösten sich vom Griff der Waffe, und tief aus seiner Kehle wehte ein letztes Röcheln.
    Dann sackte der Abt in sich zusammen, und sein Blick brach. Es war vorbei …
    ***
    Stille breitete sich in der Zelle aus. Ich nahm sie stärker wahr als die, die wir bei unserem Eintreten in das Kloster erlebt hatten. Ob uns die Aussagen des Abts weiterbringen würden, musste sich erst noch herausstellen.
    Nach wie vor drehte mir Karina Grischin den Rücken zu. Sie war damit beschäftigt, dem Toten die Augen zu schließen. Sie sprach ihn flüsternd an, und ich wusste nicht, ob es ein Gebet war.
    Dann drehte sie sich um. Unsere Blicke trafen sich, und sie hob die Schultern.
    »Es tut mir leid, John, aber wir haben es nicht mehr geschafft. Es kann meine Schuld gewesen sein, weil ich zu spät reagiert habe. Vielleicht hätte ich früher herkommen sollen, aber daran ist nichts mehr zu ändern.« Sie warf einen Blick auf den Griff des Messers und schien zu überlegen, ob sie es ihm aus dem Leib ziehen sollte oder nicht. Sie entschied sich dafür. Es war eine Aufgabe, bei der sie eine Gänsehaut bekam.
    Auf dem Stahl malten sich Blutschlieren ab, und Karina putzte die Waffe an der Kleidung des Abts sauber. Sie zeigte mir die Waffe, die eine breite Klinge hatte und auch recht lang war. Ein solches Messer konnte den Körper eines Menschen durchbohren. Es kam schon einem kleinen Wunder gleich, dass Anatol so lange überlebt hatte.
    Ich schaute Karina fragend an. »Wir müssen den Toten wohl hier lassen – oder?«
    »Vorerst ja. Ich werde später dafür sorgen, dass man ihn abholt und dass er ein ehrenvolles Begräbnis erhält. Das sind wir ihm schuldig.«
    Dagegen war nichts zu sagen. Für uns stand jetzt die Suche nach dem Mörder an erster Stelle.
    Ich sprach Karina darauf an. Sie ließ sich Zeit mit der Antwort. Durch unsere Bewegungen brannten die Kerzen nicht mehr ruhig. So entstanden auf unseren Gesichtern Schattenspiele, als wären Totengeister dabei, durch diesen engen Raum zu huschen.
    Sie nickte mir zu. »Das trifft den Nagel auf den Kopf. Es ist der Mond-Mönch mit dem Namen Sobotin.«
    »Sagt er dir etwas?«
    »Nein, ich habe ihn heute zum ersten Mal gehört. Ebenso wie seinen Spitznamen Mond-Mönch. Aber es muss einen Grund haben, dass er so genannt wird.«
    »Möglicherweise schöpft er die Kraft aus dem Licht des Mondes. Das kann ich mir schon vorstellen.«
    Karina runzelte die Brauen. »Gehört das nicht ins Reich der Vampire und Werwölfe?«
    »Schon. Ich denke nur, dass das eine das andere nicht ausschließt. Jedenfalls muss er wie ein Mensch aussehen, wenn er sich hier im Kloster aufgehalten hat.«
    »Das ist wahr.«
    »Und dann kann er auch Spuren hinterlassen haben, denn es gab ja auch bei ihm eine Zeit vor dem Kloster. Möglicherweise sind die Spuren sogar noch heute vorhanden. Vielleicht findest du etwas in den elektronischen Archiven eures Dienstes.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber erst mal ist er verschwunden.« Ihre Augen blitzten plötzlich. »Und wir können
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