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171 - Todfeinde

171 - Todfeinde

Titel: 171 - Todfeinde
Autoren: Jo Zybell
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St. Petersburg niedergelassen hat.«
    »Interessant. Wovon lebt er?«
    »Er steht einer Art Geheimorganisation vor, meine Fürstin. Deswegen fiel er dir bisher auch nicht auf. Er und seine Leute arbeiten sehr unauffällig.«
    »Und worin besteht ihre Arbeit?« Dieser Gantalujew sah nicht nur gut aus, er schien auch eine interessante Persönlichkeit zu sein. Die Neugierde der Fürstin war geweckt.
    »Seine Auftraggeber sind Dorfkönige, Siedlungsfürsten, Nomadenhäuptlinge oder wohlhabende Händler mit Geschäftsbeziehungen in alle Himmelsrichtungen. Für sie jagt er Männer, die ihre Gesetze übertreten haben, oder ihnen Geld schulden, oder ihnen Menschen geraubt haben, oder ihnen aus irgendeinem anderen Grund ein Dorn im Auge sind.«
    »Ach…« Carelia dachte an das Scheusal. Verbrecher wie diesen also jagte der Rothaarige. »Sonst noch etwas?«
    »Nun, er trinkt keine berauschenden Getränke, ist viel unterwegs und gilt als gefährlicher Schwertkämpfer. Unseres Wissens lebt unter seinem Dach keine Frau.«
    »Danke, Hauptmann. Ich werde über alles nachdenken und dich rufen lassen, wenn ich den Rothaarigen näher kennen lernen will.«
    »Da ist noch etwas, meine Fürstin.« Wieder verneigte sich der Hauptmann. »Drei Fremde sind nach St. Petersburg gekommen. Sie wandern einen der Wege entlang, die zum Hafen führen.«
    »Weiß man etwas über diese Leute?«
    »Wir haben gehört, dass sie angeblich aus Moska kommen. Sie sind eigenartig bekleidet, ein wenig wie… nun ja, ein wenig wie die Unterirdischen. Einer ist groß und muskulös, die anderen beiden haben schwarze Haut, und eine der Schwarzhäutigen ist eine Frau.«
    »Oh…«,machte Carelia. »Ein Mann mit schwarzer Haut?« Lächelnd lehnte sie sich zurück und dachte nach.
    Plötzlich stand sie auf. »Den muss ich mir anschauen! Werstov soll Kristofluu aus dem Zwinger holen und satteln…!«
    ***
    Am späten Nachmittag des Vortages hatten sie hinter Birken und Kiefern und unter Farn und Efeu die ersten Ruinen entdeckt. Gegen Abend dann lichtete sich der Wald und die Ruinen standen dichter, und als sie am folgenden Vormittag noch immer stundenlang durch Ruinen wanderten, die sie manchmal nur ahnten unter all den Pflanzenteppichen, wussten sie, dass sie eine der großen Ruinenstädte der Alten erreicht hatten. Das konnte nur St. Petersburg sein.
    Gegen Mittag dann sah Black weiße Vögel über einem Tümpel kreisen: Moeven. Das war die letzte Bestätigung.
    Die Küste war nah.
    Jetzt standen sie am Ende eines der Anlegestege des Hafens. Miss Honeybutt Hardy streifte ihren Mantel ab und öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke. Sehnsüchtig schielte sie nach dem Wasser.
    Mr. Black hockte auf seinem Rucksack und betrachtete die wenigen Schiffe im Hafen. Seine Füße brannten in den Stiefeln. Ein gut gelaunter Mann sah anders aus.
    Mr. Hacker hatte sich lang auf den Holzplanken ausgestreckt und starrte in den schwarzgrau verhangenen Himmel. »Diese Schiffe können wir vergessen, Sir«, sagte er.
    Nun, viel Anlass zur Zuversicht gaben die Kähne wirklich nicht. Da gab es zwei etwa dreißig Meter lange Zweimaster, auf denen allerdings schwer bewaffnete Männer Wache hielten; ein Dutzend auf jedem Schiff, schätzte Black. Die restlichen sieben oder acht Schiffe waren Ruderboote, das größte zwölf Meter lang.
    Vermutlich benutzten die Bewohner der Ruinensiedlung sie zum Fischen. »Ein bisschen mehr Optimismus, Mr. Hacker. So schnell wird hier nichts vergessen. Lassen Sie uns die Chancen durchchecken.«
    »Ganz einfach: Wir stürmen…« Etwas klatschte ins Wasser, Collyn Hacker unterbrach sich und fuhr hoch, und Black drehte sich nach dem Geräusch um.
    Honeybutts Kleider häuften sich am Rand des Anlegestegs, ihr schwarzer Lockenkopf tauchte aus den Fluten auf. »Himmel, Süße!«, entfuhr es Hacker. »Willst du dir denn um jeden Preis den Tod holen?«
    »Kälte kann mich nicht mehr schrecken«, prustete sie.
    »Es tut piigmäßig gut!« Sie kraulte ins Hafenbecken hinaus.
    »Wo war ich stehen geblieben?« Hacker lehnte sich gegen sein Gepäck. »Unsere Chancen, richtig: Wir stürmen also einen dieser beiden Zweimaster, kriegen mächtig auf die Mütze, und wer überlebt, landet in irgendeinem Kerker dieses hübschen Ortes. Oder aber wir schnappen uns eines dieser Ruderbötchen, entwischen mit ein bisschen Glück, rudern uns Blasen an die Hände und saufen beim nächst besten Sturm auf hoher See ab. So schätze ich unsere Chancen ein, Sir. Noch Fragen?«
    Black
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