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171 - Todfeinde

171 - Todfeinde

Titel: 171 - Todfeinde
Autoren: Jo Zybell
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auf den Steg zu klettern und in ihre Kleider zu steigen.
    Schritte knallten plötzlich über die Bootstegplanken.
    Fünf Männer stürmten heran, drei von ihnen in schwarzen Kapuzenmänteln. Sie zogen kleine, eisenbeschlagene Holzkeulen aus ihren Mänteln und Gurten und droschen damit auf Blacks und Hackers Gegner ein. Nun gingen die Einheimischen reihenweise zu Boden. Als Miss Honeybutt Hardy endlich angezogen war und in den Kampf eingreifen konnte, war der schon so gut wie entschieden: Die meisten Gaffer lagen bewusstlos oder stöhnend auf den Planken, die anderen suchten ihr Heil durch einen Sprung ins Hafenbecken.
    Einer der unverhofften Verbündeten war über zwei Meter groß, hatte einen wuchtigen, stoppelhaarigen Schädel und ein vernarbtes Gesicht. Er strahlte Honeybutt an und sagte: »Oarwa.«
    »Hardy«, entgegnete sie ein wenig verwirrt.
    Ein anderer hatte langes rotes Haar und trug eine Art Lederkombination und ein Kurzschwert an der Hüfte. Er streckte Black seine Rechte entgegen und sagte: »Mein Name ist Olaf Gantalujew. Willkommen in St. Petersburg. Gehen wir in mein Haus, dort können wir in Ruhe reden.«
    ***
    Zehn Tage nach Browns Bestattung trafen sie auf eine Horde Barbaren. Kleinwüchsige Menschen, gedrungen und schlitzäugig. Die Hälfte der Horde wies deutliche Symptome der Strahlenkrankheit auf. Während des Erstkontaktes schnitten Daniels und Peterson Mienen, als würden sie sich vor den Fremden ekeln. »Diese Leute stinken erbärmlich«, flüsterte Daniels Crow ins Ohr.
    »Riechen Sie das nicht, General?«
    »Nein.« Und tatsächlich: Crow roch den angeblichen Gestank der Barbaren nicht. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass er seit der Erfrierung an der Nase seinen Geruchssinn eingebüßt hatte. Schade. Aber besser den Geruchssinn verlieren, als ein Bein, oder die Sehkraft, oder gar das Leben. Ohne Geruchssinn konnte man es für den Rest der Jahre aushalten, dachte Crow. Die Erinnerung an die Gräber seiner Männer bestätigte ihn in dieser Überzeugung.
    Die Verständigung mit den Barbaren gestaltete sich schwierig, doch immerhin erfuhren der General und seine letzten beiden Soldaten, dass die Horde auf der Flucht vor einem bösen Geist war, dessen Atem sie angeblich krank machte. Crow schätzte, dass sie in der Nähe des Ringgebirges gelebt hatten, oder irgendwo südöstlich davon an der Pazifikküste; irgendwo jedenfalls, wo eine ungünstige Luftströmung den radioaktiven Ausfall der Nuklearexplosionen vom Kratersee in ihr Siedlungsgebiet geweht hatte.
    Interessant erschienen ihm die Barbaren aus einem einzigen Grund: Sie besaßen große schwarze Fluginsekten – Andronen. Crow bot ihnen Browns Thermoanzug, Messer, Trinkflasche und Stiefel für drei Andronen. Die Barbaren aber verkauften nicht.
    Immerhin jedoch konnte Crow sie dazu bewegen, ihm drei der Insekten für den angebotenen Preis zu vermieten. Allerdings waren der General und seine letzten beiden Männer auf diese Weise gezwungen, in der Gesellschaft der Barbarenhorde zu reisen und infolgedessen auch ihren Kurs einzuhalten. Der führte glücklicherweise mehr als drei Wochen lang nach Westen und immer an der Küste entlang.
    Als die Horde dann Anfang Juni Richtung Südwesten ins Landesinnere einbog, war der Luxus vorbei. Die Männer aus Meeraka mussten zu Fuß weitergehen.
    Vier Tage, nachdem sie sich von den Barbaren getrennt hatten, starb Daniels an einer Lungenentzündung. Zum neunten Mal seit den Explosionen stand Crow vor einem frischen Erdhügel, zum neunten Mal blickte er auf ein weißes Kreuz, und zum neunten Mal sagte er. »Wir werden ihm allezeit ein ehrenvolles Andenken bewahren.« Peterson übernahm Daniels Part und versuchte das alte Gebet zu sprechen.
    Doch er stammelte derart hilflos herum, dass Crow ihn schließlich mit einem zornigen »Amen!« unterbrach.
    Mitte Juni mussten die beiden Meerakaner die Orientierung an der Küstenlinie aufgeben, sonst wären sie unweigerlich immer weiter nach Norden marschiert und schließlich in arktischen Regionen gelandet. Sie behielten also den Westkurs bei und zogen durchs Landesinnere. Crow konnte zusehen, wie Peterson von Tag zu Tag schwächer wurde. Ständig hustete er. Eine Lungenentzündung, vermutete der General. Seinetwegen mussten sie immer häufiger rasten, manchmal ganze Tage lang.
    Während der Sergeant sich in solchen Rastzeiten ausruhte, versuchte Crow den Job zu tun, den bisher immer seine Männer erledigt hatten: Wasser suchen, Früchte und Pilze sammeln, nach
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