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1706 - Lockvogel der Nacht

1706 - Lockvogel der Nacht

Titel: 1706 - Lockvogel der Nacht
Autoren: Jason Dark
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befanden.
    Ich drehte mich halb um und sprach Jane Collins an. »Ich werde mich mal umschauen.«
    »Okay, ich bleibe hier.«
    Ich trat in den Schnee hinaus. Hier im großen Viereck zwischen den Häusern hatte niemand geräumt. Deshalb wusste ich auch nicht, wie hoch er lag.
    Ich sackte zwar nicht ein, aber nasse Knöchel bekam ich schon. Nach dem ergiebigen Flockenschauer war die Luft klar und rein geworden. So kam sie mir jedenfalls vor. Es war gut, dass ich diesen Weg nahm, denn aus der Nähe betrachtet war die Fläche nicht mehr so glatt. Es gab schon Abdrücke. Allerdings lagen sie unter der Masse des letzten Schauers versteckt.
    Ich hielt an, um mir die Spuren genauer anzuschauen. Ob sie von einem normalen Menschen stammten oder von irgendwelchen Halbvampiren, das fand ich nicht heraus. Jedenfalls waren sie für mich so etwas wie eine Warnung. Sie führten auch nicht nur in eine Richtung. Manche kreuzten sich auch.
    Ich holte mir nasse Füße. Nur von einem Halbvampir sah ich nichts. Und doch musste sich zumindest einer hier herumtreiben, denn Jane hatte sein Gesicht gesehen.
    Ich blieb stehen, weil ich Janes leisen Ruf hörte. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass sie eine Taschenlampe geholt hatte und damit den Untergrund in ihrer Nähe absuchte. Sie leuchtete dicht an der Hauswand entlang und auch dorthin, wo der heimliche Zuschauer gestanden haben musste.
    »Hier ist was zu sehen, John.«
    »Und?«
    »Die Spuren führen an der Hauswand entlang und weiter nach vorn. Ich sehe nur nicht, wo sie enden.« Sie wollte losgehen, doch ich hielt sie zurück.
    »Nein, bitte nicht. Lass es. Das übernehme ich.«
    Jane leuchtete weiter an der Hauswand entlang. Der helle Strahl endete dort, wo an der Rückseite des Hauses eine Treppe in die Tiefe führte und vor einer Kellertür endete. Der Hintereingang gehörte zu einem Haus, in dem so etwas Ähnliches wie eine Wohngemeinschaft aus älteren Menschen lebte. Das hatte mir Jane mal erzählt. Ob es Verwandte waren oder nur Freunde, das wusste sie nicht.
    Jetzt sah auch ich die Abdrücke. Sie führten tatsächlich zur Hintertreppe. Ob sie dort endeten, musste ich noch herausfinden.
    Die Treppe war an der offenen Seite durch ein Geländer gesichert. Ich wollte mich erst davon überzeugen, ob die Kellertür noch geschlossen war, hielt vor der oberen Stufe an, leuchtete über die restlichen mit meiner Lampe hinweg – und erlebte so etwas wie eine Explosion, denn plötzlich wurde der Schnee in die Höhe gewirbelt. Und das lag nicht an einer Windbö, sondern am Ende der Treppe hatte eine Gestalt gelauert, die jetzt die verschneiten Stufen hochjagte und es auch schaffte, nicht zu stolpern.
    Die Gestalt war ein Mann. Er trug einen langen Mantel, und ich wusste, dass er zu den Halbvampiren gehörte, die ich in der Horror-Höhle erlebt hatte.
    Er wollte mich.
    Und er hielt eine Stichwaffe in der Hand. Um was es sich dabei genau handelte, sah ich nicht, ich hatte sie auch nur deshalb gesehen, weil sie vom Schein der Lampe getroffen worden war.
    Die letzten Stufen ging der Angreifer nicht mehr. Er warf sich kurzerhand nach vorn und stieß mit der Klinge nach mir.
    Ich wollte mich nicht auf einen langen Kampf einlassen. Bei diesem Boden fehlte mir die Standfestigkeit. Ich glitt nur zurück und war froh, meine Beretta nicht aus der Hand gelegt zu haben.
    Ich feuerte.
    Der peitschende Klang der Waffe zerriss die nächtliche Stille. Das Geschoss traf den Angreifer mitten im Sprung.
    Ich wusste nicht, wo ich ihn erwischt hatte. Es war auch nicht weiter wichtig. Zwar hatte ich keinen echten Vampir vor mir, aber auch ein Halbvampir hatte der Macht des geweihten Silbers nichts entgegenzusetzen.
    Mit der Kugel im Leib stolperte er gebückt auf mich zu. Er holte sogar noch zu einem Rundschlag mit seiner Waffe aus, brach aber dann zusammen und blieb bäuchlings im Schnee liegen.
    Ich schaute auf ihn nieder und sah das Zucken, das gleich darauf aufhörte, sodass er starr vor mir lag. Ich wollte es genauer sehen und drehte ihn auf den Rücken.
    Ein leeres Augenpaar starrte mich an. Ob die Haut ihre Farbe verändert hatte, wusste ich nicht so genau. Jedenfalls sah sie grau aus.
    Jane lief auf mich zu. Vor ihren Lippen wölkte der Atem. Sie ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Bevor sie mich erreichte, rutschte sie noch weg und hielt sich am Geländer fest.
    »Es war einer«, sagte ich.
    »Ist er tot?«
    »Sicher.«
    Der Abschussknall hatte die Stille im Hof zerrissen. Sie war auch
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