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1706 - Lockvogel der Nacht

1706 - Lockvogel der Nacht

Titel: 1706 - Lockvogel der Nacht
Autoren: Jason Dark
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zwischen den aufgerissenen Lippen schimmerten die beiden spitzen Hauer.
    Aber sie fanden kein Ziel mehr. Die Vampirin schien zu versteifen. Dann zuckte sie einige Male und ihr Gesicht nahm einen noch starreren Ausdruck an, bevor der Kopf nach vorn sackte und dabei Janes Stirn berührte.
    Plötzlich erschien eine Schattengestalt über dem Rücken der Blutsaugerin. Wenig später wurde der Körper in die Höhe gezerrt, und Jane war das Gewicht los.
    »Ich dachte, du wolltest im Warmen bleiben«, hörte sie die Stimme ihres Freundes John …
    ***
    Ich hatte den starren Vampirkörper zur Seite geworfen. Er lag im Schnee mit dem Gesicht nach unten. Ich atmete erleichtert auf, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass Jane Collins wie ein Gespenst aus dem Schneetreiben auftauchen und sogar eingreifen würde.
    »Es ist alles okay bei mir, du musst nicht erst fragen, John«, sagte die Detektivin und streckte mir ihren rechten Arm entgegen, um sich auf die Beine helfen zu lassen.
    Ich sorgte bei mir für eine gewisse Standfestigkeit und zog sie hoch.
    Jane befreite ihre Kleidung von einigen Schneeresten, wischte über ihre Stirn und atmete tief durch.
    Dann schüttelte sie den Kopf und sagte: »Dabei habe ich gedacht, dass ich in dieser Nacht keine Überraschungen mehr erlebe. Da sieht man mal wieder, wie sehr man sich irren kann.«
    »Genau.«
    Sie deutete auf die leblose Gestalt. »Und du hast mit ihr im Wagen gesessen?«
    »Hast du das gesehen?«
    »Ja, soeben noch. Aber ich kenne den Grund nicht. Oder hat sie dir aufgelauert?«
    »Genau das.«
    »Dann bin ich ganz Ohr.«
    Ich tat ihr den Gefallen und berichtete stichwortartig, was mir widerfahren war. Sie konnte es nicht fassen und schüttelte mehrmals den Kopf.
    »So sieht es aus, Jane.«
    »Und was ist dein Fazit?«
    »Ganz einfach. Es gibt jemanden, der im Hintergrund die Fäden zieht, und dieser jemand hat Kate – so heißt sie – geschickt. Sie war mir nicht unbekannt, denn ich habe sie als Halbvampirin kennengelernt. Das ist sie nicht mehr. Wir haben es hier mit einer echten Blutsaugerin zu tun gehabt.«
    »Soll ich raten, wer sie dazu gemacht hat?«
    Ich winkte ab. »Ich weiß, dass es die Cavallo gewesen ist. Sie setzt bereits ihre Zeichen. Und ich bin jetzt davon überzeugt, dass sie die Halbvampire übernommen hat. Und damit ist sie die Erbin unseres Freundes Dracula II.«
    Jane nickte. »Das ist ein Anfang, der sich sehen lassen kann. Es stellt sich die Frage, was wir mit ihr machen. Wohin soll die Leiche?«
    »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.«
    »Willst du sie zum Yard schaffen? Die Tote in den Wagen setzen und losfahren?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich gehe mal davon aus, dass diese Unperson nicht die Einzige gewesen ist, die sich hier herumtreibt.«
    Janes Gesicht zeigte einen ernsten Ausdruck. »Rechnest du mit weiteren Halbvampiren oder auch echten Blutsaugern?«
    »Das müssen wir.«
    Jane dachte kurz nach, bevor sie fragte: »Wie viele sind es denn? Kannst du dich noch erinnern?«
    Ich vergegenwärtigte mir die Szene in der Horror-Höhle und kam zu dem Schluss, dass dieser Hellman noch fünf Verbündete hatte.
    »Vier Männer und eine Frau. Und mit Hellman sind es dann sechs Gegner. Damit müssen wir rechnen.«
    Jane zog die Nase kraus. »Nicht eben ein optimales Verhältnis.«
    »Man kann nicht alles haben.«
    »Du sagst es.« Wieder deutete sie auf die Leiche. »Dennoch können wir sie nicht hier liegen lassen.«
    »Ich weiß.«
    »Und?«
    Ich hatte mich noch nicht entschieden. Das geschah innerhalb der nächsten Sekunden.
    »Wir legen die Tote in den Rover. Der Wagen schneit sowieso zu, da wird sie wohl kaum entdeckt werden.«
    Jane war einverstanden. »Ich habe auch keinen besseren Vorschlag. Und ich denke, dass du auch hier bei mir bleiben wirst. Oder sehe ich das falsch?«
    »Siehst du nicht.«
    Jane sagte nichts mehr. Aber sie half mir dabei, die Tote im Rover zu verstauen. Wir legten sie auf den Rücksitz. Im Licht der Innenbeleuchtung blickte ich noch mal in ihr Gesicht, das jetzt einen entspannten Ausdruck zeigte, ein Zeichen dafür, dass sie wirklich erlöst war und nicht mehr als Untote durch die Gegend wandeln würde.
    Ich schlug die Tür zu. Jane stand am Heck des Rovers. Die Kapuze hatte sie über den Kopf gestreift und wirkte wie ein Denkmal im Schneetreiben.
    »Sollen wir hier draußen weiterhin Ausschau halten?«, fragte sie.
    »Nein, wir gehen zurück in dein Haus. Im Schneetreiben können wir sowieso nicht
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