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1703 - So grausam, schön und tödlich

1703 - So grausam, schön und tödlich

Titel: 1703 - So grausam, schön und tödlich
Autoren: Jason Dark
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steckte und es dann wieder herausnahm, wenn der Schrecken vorbei war.
    Zwischen ihnen stand das Schweigen wie eine Wand. Keiner wollte etwas sagen. In ihren Köpfen rasten die Gedanken, und beide hatten weiche Knie.
    »Und?«, fragte Justine, die sich etwas breitbeinig hinstellte.
    Rachel fand die Sprache wieder. »Du – du – bist ein oder eine …«
    »Sprich es aus.«
    Sie zuckte zurück. »Nein, das will ich nicht.«
    »Dann sage ich es euch. Ich bin ein weiblicher Vampir. Ich lebe davon, indem ich das Blut der Menschen trinke. Ich bin oft unterwegs und halte Ausschau nach Nahrung, und ihr seid mir besonders aufgefallen, denn ich habe euch schon länger beobachtet. Nur habt ihr mich nicht sehen können.«
    Wieder entstand eine Schweigepause. Die Lage war einfach zu unwirklich geworden, dass eine der beiden Frauen hätte etwas sagen können. Der Schock saß tief. Obwohl sie zu zweit waren, füllten sie sich unterlegen.
    Plötzlich unterbrach Fiona die Stille durch ein schrilles und unnatürliches Lachen. Sie schüttelte wild den Kopf und rief schließlich: »Das glaube ich nicht! Das ist verrückt! Das ist so verdammt abgefahren, nein, das kann nicht stimmen.«
    Justine tat nichts. Sie wartete einfach nur, bis sich Fiona beruhigt hatte.
    »Alles klar?«, fragte sie dann.
    »Nein!«, flüsterte Rachel. »Was ist mit der Party, von der du gesprochen hast?«
    »Ich sagte es schon. Sie findet statt. Hier. Ja, hier in dieser Wohnung. Sie wird meine Party werden. Eine Blutparty, die meinen Hunger stillt. Denn ihr sollt so werden, wie ich es bin. Ich will, dass auch ihr euch bald vom Blut der Menschen ernährt.«
    Fiona und Rachel hatten jedes Wort verstanden. Nur wollte das Gesagte nicht in ihre Köpfe. Es war einfach zu absurd. Natürlich wussten sie, was Vampire waren. Gerade in der letzten Zeit hatten sie in den Medien Hochkonjunktur. Ob das nun im TV war, in den Büchern oder auf Gruselfeten. Vampire waren überall zu finden, aber sie waren auch ein Fake und keine Tatsache.
    Das sah hier anders aus. Vor ihnen stand so etwas wie eine Sex-Göttin, die ihre beiden spitzen Zähne präsentierte, und das war kein künstliches Gebiss. Die Dinger sahen anders aus.
    Die Freundinnen waren blass geworden. Sie sahen jetzt schon aus, als hätten sie ihr Blut verloren. Sie wollten wohl nachdenken, doch das gelang ihnen nicht. Sie waren durcheinander, sie standen da und schluckten. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen, und beide fühlten sich wie in einem Gefängnis eingeschlossen.
    Fiona Jackson war diejenige von ihnen, die immer schneller den Mund aufmachte. Das tat sie auch jetzt, und sie fragte mit leiser Stimme: »Das ist doch wohl ein Witz – oder?«
    »Nein. Ich liebe Partys. Sie wird stattfinden. Ich bin nicht umsonst hier. Ich habe Hunger und ich will meinen Spaß haben.«
    Das Wort Spaß war gefallen, doch beide Frauen wussten jetzt, dass dahinter ein blutiger Ernst steckte. Sie spürten, dass etwas in ihren Körper kroch. Eine Kälte, wie sie nur die Angst bringen konnte, und wenn sie in die Augen der blonden Person schauten, dann entdeckten sie darin tatsächlich den Ausdruck der Gier.
    Diesmal war es Rachel Fleming, die sich zuerst fasste und eine Frage stellte.
    »Wer bist du wirklich? Wie heißt du?«
    »Ich bin Justine Cavallo. Und ich bin euer Schicksal. Ihr werdet es in den nächsten Minuten erleben …«
    Sie hatte genug gesagt. Jetzt zählte nur noch eines. Der Angriff, und dass sie ihren Trieben freien Lauf ließ …
    ***
    Die Cavallo war schnell, ungeheuer schnell. Jedenfalls schneller als ein Mensch. Die beiden jungen Frauen waren für sie kein Problem, sie hätte es auch mit einer Horde von männlichen Gegnern aufgenommen. Sie sah zwar aus wie ein Mensch, aber sie war kein normaler Mensch, sondern eine Wiedergängerin mit menschlichem Aussehen.
    Zuerst räumte Justine Rachel aus dem Weg. Es sah so aus, als wollte sie zuschlagen, was sie nicht tat, denn im letzten Augenblick änderte sie ihr Vorhaben. Sie griff blitzschnell zu und hob die blonde Frau so locker an, als wäre sie leicht wie eine Styroporpuppe.
    Für einen winzigen Moment schwebte der Körper in der Luft, dann flog er zurück und prallte neben der Tür gegen die Wand. Aus Rachels Mund löste sich ein Schrei, bevor sie auf dem Boden landete und verstummte.
    Um sie machte sich die Cavallo keine Gedanken mehr. Jetzt war Fiona an der Reihe. Die junge Frau mit den rotbraunen Locken hatte alles mit angesehen. Aber sie war nicht in der Lage
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