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170 - Logbuch der Hölle

170 - Logbuch der Hölle

Titel: 170 - Logbuch der Hölle
Autoren: Dämonenkiller
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wo die ESTRELLA DEL SUR sich herumgetrieben hatte - das Deck sah aus, als habe das Schiff halbgetaucht eine Fahrt durch das Sargasso-Meer gemacht. Jene bei Seeleuten so gefürchtete Tangsee.
    Parker stand auf. Im Bug des Rettungsboots lag sauber aufgeschossen eine lange Leine. Parker band sich das freie Ende um die Hüften.
    „Ich schwimme hinüber", sagte er. „Das geht schneller."
    Unga nickte. Die beiden Männer wußten, welches Risiko Parker einging. Nicht nur, daß ihn die Kräfte verlassen konnten und er ertrank - es gab auch Haie, die das Meer unsicher machten. Und allein konnte Unga das Boot niemals bis zur ESTRELLA DEL SUR hinüberrudern. Parker sprang ins Wasser. Sekundenlang wühlte der Schmerz in seinen Gliedern. In den offenen Wunden, meist aufgeplatzte Sonnenbrandblasen, ätzte das Salz wie eine Säure. Dann begann er sich mit gleichmäßigen Stößen vorwärtszubewegen.
    Unglaublich langsam kam der Rumpf der ESTRELLA DEL SUR näher. Parker spürte, wie seine Kräfte schwanden. Immer mehr mußte er sich anstrengen, um nicht mit dem Kopf unter die Wasseroberfläche zu geraten.
    Er konnte die ESTRELLA DEL SUR sehen - das tangbedeckte Deck, die im Sonnenlichtglänzende Badeleiter am Heck - und die Gestalt, die vor dem Mast hockte, von Tang bedeckt wie der Rest des Schiffes.
    Ein Schrei löste sich von Parkers Lippen, als er endlich das Boot erreichte, die Badeleiter zu fassen bekam. Er versuchte hinaufzusteigen, verlor den Halt und stürzte ins Wasser zurück. Panik ergriff, ihn. So dicht am Ziel…
    Er raffte seine letzten Kräfte zusammen, zerrte sich ächzend und stöhnend in die Höhe. Auf dem Achterdeck brach er zusammen, nach Luft schnappend wie ein an Land geworfener Fisch.
    Nur für ein paar Augenblicke gönnte sich Parker die Wohltat dieser Rast, dann zwang er seinen geschundenen Körper mit seinem unbändigen Willen, sich wieder zu bewegen.
    Den Niedergang hinunter…
    Im Innern stand kniehoch das Wasser. Einrichtungsgegenstände trieben darauf herum. In den Kojen lagen, wie Tote, die anderen Mitglieder der Besatzung.
    Parker kümmerte sich nicht um sie. Er wankte zum Wassertank, öffnete den Hahn und ließ das Naß in sich hineinlaufen. Er trank, als wolle er sich damit ersäufen. Minutenlang verharrte er so, dann drehte er den Hahn wieder zu.
    Von den anderen konnte ihm keiner helfen, das sah er auf den ersten Blick. Parker ging zum Ruder hinüber, ein Knopfdruck ließ den Motor der ESTRELLA DEL SUR anspringen. Parker legte das Boot auf anderen Kurs und fuhr dem Rettungsboot entgegen. Von Unga war ein Jubelruf zu hören.
    Das Bewußtsein, dem Sensenmann wieder einmal ein Schnippchen geschlagen zu haben, gab Parker neue Kraft. Er ließ das Boot neben dem Rettungsboot anhalten, dann half er Unga, den bewußtlosen Paco an Bord der ESTRELLA DEL SUR zu schaffen. Als letzter verließ Unga das Gefährt.
    „Holt euch zuerst Wasser", sagte Parker. „Dann sehen wir weiter - ich will wissen, was hier passiert ist."
    „Bewußtlos", faßte Unga seine Erkenntnisse zusammen. „Sogar der Alte vor dem Mast lebt noch, aber frage mich nicht, wie er das durchhält. Die anderen sind vor Erschöpfung zusammengebrochen und schlafen tief. In ein paar Stunden werden sie wieder ansprechbar sein." Parker nickte zufrieden.
    Das Wasser und eine behutsam zusammengestellte Mahlzeit hatte ihn wieder auf die Beine gebracht. Paco lag in einer der Koten, auch er wurde das Abenteuer ohne größere Schäden überstehen.
    Einen furchtbaren Eindruck machte das Boot - überall klebte dunkelgrüner Tang. Er saß auf der Bordwand, hatte sich am Tauwerk und an den Segeln festgesetzt und verströmte einen widerlichen Geruch nach Tod und Verwesung.
    Mit den Handpumpen hatten Unga und Parker die ESTRELLA DEL SUR gelenzt und im Innern ein wenig Ordnung gemacht. Das Boot sah zwar noch immer sehr mitgenommen aus, war aber wieder seetüchtig - und das wurde auch nötig sein. Am Horizont zog ein neues Sturmtief auf, das nach Süden vordrang.
    Unga hatte die Besinnungslosen untersucht. Sie hatten sich blaue Flecke und Prellungen eingehandelt, auch paar Schnittwunden hatte Unga ein gefunden - ansonsten machten sie einen gesunden Eindruck.
    Jaime d'Alessandro war der erste, der wieder das Bewußtsein erlangte. Er begann sich zu bewegen öffnete die Augen und blickte verwirrt um sich.
    „Ist er vorbei?" fragte er schwach. „ Vorbei?"
    „Der Sturm", stieß d'Alessandro hervor. „Ich habe niemals ein solches Wetter erlebt. Und dazu dieses
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