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1696 - Blutbeute

1696 - Blutbeute

Titel: 1696 - Blutbeute
Autoren: Jason Dark
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wusste, welches Schicksal ihm drohte.
    Ich wollte etwas sagen, was auch Justine Cavallo aufgefallen war, weil ich den Mund bereits geöffnet hatte.
    »Ruhig!«, flüsterte sie mit scharfer Stimme.
    Suko und ich gehorchten. Dafür schauten wir zu, was sie tat. Da sie dicht an dem geöffneten Fenster stand, war es für sie ein Leichtes, sich nach draußen zu beugen. Sie tat es mit einer geschmeidigen Bewegung und drehte sich dabei, sodass sie in die Höhe schaute.
    Noch wussten Suko und ich nicht, was sie vorhatte. Aber sie konzentrierte sich stark, was bei uns die Spannung erhöhte. Etwa zehn lange Sekunden verstrichen, da veränderte sich ihre Haltung wieder und sie setzte sich so hin, dass sie uns anschauen konnte.
    Für mich zumindest stand fest, dass sie etwas herausgefunden hatte. Das bestätigte sich einen Moment später.
    »Ich weiß, wo sie sind …« Sie lächelte.
    »Und wo?«, schnappte ich.
    »Auf dem Dach.«
    »Bist du sicher?«
    »So gut wie. Jedenfalls konnte ich ihre Stimmen hören.«
    Ich glaubte ihr, denn Justines Sinne waren schärfer als die eines Menschen. Wir gaben auch keine Antwort mehr, denn Sekunden später hatten wir die Wohnung bereits verlassen.
    Wir wollten aufs Dach. Vielleicht konnten wir noch etwas retten …
    ***
    Judy Simmons hatte das Gefühl gehabt, aus dem Fenster in die dunkle Tiefe geworfen zu werden. Wenig später stellte sie fest, dass sie nicht fiel, sondern durch die Nachtluft flog und von zwei kräftigen Händen gehalten wurde. Die kalte Luft schnitt nicht nur durch ihr Gesicht, auch ihre Kleidung hielt sie kaum ab.
    Als sie den Kopf hob und in die Höhe schaute, sah sie über sich die beiden sich bewegenden Schwingen oder Flügel, die sie an Zeltdächer erinnerten.
    Sie flogen in die Höhe. Und sie waren nicht besonders schnell. Judy rechnete damit, dass sie irgendwo hingeschafft wurde, wo sich die Vampirin dann mit ihr beschäftigen würde.
    Diese Vorstellung ließ die Angst in ihr noch mal stärker werden. Ihr Herz schlug wild, sie schaffte es kaum, Luft zu holen, und ein paar Mal glaubte sie, bewusstlos zu werden.
    Das trat nicht ein. Judy merkte, dass sie eine bestimmte Höhe erreicht hatten. Sie stiegen nicht mehr, sondern glitten in dieser Höhe weiter.
    Das machte ihr zwar keine Hoffnung, aber sie war wieder fähig, sich auf sich selbst zu konzentrieren, und drehte den Kopf so, dass sie nach unten schauen konnte.
    Nein, die Tiefe war nicht mehr da. Etwas Festes geriet in ihren Blick. Und dem sanken sie entgegen, und sie wusste plötzlich, dass es ein Hausdach war.
    Ein paar Atemzüge später erhielt sie die Bestätigung. Sie sanken noch ein Stück, dann spürte sie Widerstand unter ihrem Rücken, und die beiden Hände ließen sie los.
    Noch einmal stieg der Gedanke in ihr hoch, wieder fallen zu müssen, doch das trat nicht ein. Sie blieb auf dem festen Boden liegen und sah, dass Loretta zwei Schritte nach hinten trat und ihre Schwingen sich zusammenfalteten.
    Es war das Ende ihrer kurzen Reise. Aber was folgte jetzt?
    Sie wollte nicht auf dem kalten Boden liegen bleiben und richtete sich auf. Loretta hatte nichts dagegen, und so blieb sie sitzen. Judy wunderte sich, dass sie die Kraft fand, eine Frage zu stellen, auch wenn es mühsam klang.
    »Wie geht es weiter? Was hast du mit mir vor?«
    Zuerst lachte Loretta und das nicht mal leise. Dann sagte sie: »Ich habe einen großen Lehrmeister gehabt. Ich kann reagieren wie ein Halbvampir, aber in Wirklichkeit bin ich eine echte Blutsaugerin, und das werde ich dir beweisen.«
    »Du willst mein Blut?«
    »Ja, ich werde es trinken. Ich werde dich bis zum letzten Tropfen leer saugen und verspreche dir, dass du einen süßen Tod erleben wirst. Aber du wirst nicht richtig sterben, du wirst nur in eine andere Existenz übergehen. Wenn du erwachst, wird die Gier nach Menschenblut in dir gewaltig sein, und dann wirst du dich auf die Suche begeben und in diesem großen Haus schnell fündig werden. Das ist mein Versprechen, und was ich versprochen habe, das konnte ich bisher immer halten …«
    Judy Simmons sagte nichts. Sie saß starr auf dem Dach. Der kalte Oktoberwind umwehte sie und ließ sie frösteln. Sie schaute in die Höhe. Vereinzelt blinkten Sterne am Himmel, und sie dachte daran, dass es wohl das letzte Bild war, das sie mit in den besonderen Tod nehmen würde.
    Loretta hatte bisher gestanden und auf sie nieder geschaut. Das änderte sich, denn sie fiel in die Knie und streckte ihre Arme aus. Sie wollte ihr Opfer an
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