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1695 - Rasputins Erben

1695 - Rasputins Erben

Titel: 1695 - Rasputins Erben
Autoren: Jason Dark
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an.
    »Hast du daran gedacht, mal in Moskau anzurufen und mit Karina zu sprechen?«
    »Das habe ich in der Tat. Aber ich möchte davon Abstand nehmen.«
    »Warum?«
    »Weil ich die Pferde nicht scheu machen will, ganz einfach. Wir wissen, dass sich dieser Borodin hier in London aufhält. Wenn er sich in Gefahr befindet, wird er sich bei uns melden. Ansonsten sollten wir uns nicht groß den Kopf darüber zerbrechen.«
    »Ja, das denke ich auch.«
    »Dann lass uns nach Hause fahren. Ich bin froh, wenn ich die Beine hochlegen kann.«
    »Wirst du alt?«
    »Manchmal schon, aber nicht immer. Du lässt doch deine Abende auch so ausklingen.«
    »Heute schon, da bin ich allein.« Suko griff nach seiner Jacke und streifte sie über.
    »Wo ist Shao denn?«
    Suko wirkte ab. »Sie trifft sich mal wieder mit ihren Freundinnen vom Computer-Klub.«
    »Sollen wir irgendwo essen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.« Dann lachte er. »Auch ich bin froh, wenn ich mal die Beine hochlegen kann.«
    »Aha. Wirst du auch alt?«
    »Nur, wenn es sein muss.« Er lachte und ging als Erster auf die Bürotür zu.
    ***
    Eigentlich war ich ein Mensch, der recht gut abschalten konnte. Es war immer gut, Berufliches vom Privaten zu trennen. Das gelang mir in diesem Fall nicht. Es mochte daran liegen, dass meine letzte Reise nach Moskau schon tiefe Spuren hinterlassen hatte, und es hatte für mich auch festgestanden, dass der Fall noch nicht erledigt war, denn die Killerin Chandra und die Erben Rasputins gab es weiterhin. Es war für mich nur schwer vorstellbar, dass sie jetzt auch in London aktiv werden wollten. Damit hatte ich schon meine Probleme.
    Gegessen hatte ich nicht viel. Ins Lokal wollte ich nicht, und so schaute ich in den Kühlschrank. Meine Augen leuchteten auf, als ich die kleinen Pizzen entdeckte. Sie waren genau richtig für eine Person.
    Ich musste sie mir warm machen. Um etwas mehr Leben in die Bude zu bekommen, hatte ich die Glotze eingeschaltet. Ein Nachrichtensender brachte den ganzen Tag über die neuesten Vorfälle aus aller Welt. Was man da zu hören bekam, konnte einen sensiblen Menschen schon aggressiv werden lassen. Ich hatte mich daran gewöhnt, denn die Kriege, die dort im Großen geführt wurden, die führte ich im Kleinen, und das bereits seit vielen Jahren mit unterschiedlich großen Erfolgen. Jedenfalls hatte ich bisher überlebt, und das sollte auch so bleiben.
    Wäre ich vornehm gewesen, dann hätte ich Wein zur Pizza getrunken. Aber ich war nicht vornehm und öffnete mir eine Flasche Bier. Ich aß, trank und schaute dabei auf die Glotze. Als Kind hätte mir meine Mutter so etwas nie erlaubt.
    Der Sommer war vorbei. Der Herbst hatte sich bereits an diesem Morgen gemeldet und Nebelschwaden über die Stadt gelegt.
    Trotz meiner aufgewühlten Gedankenwelt sah alles nach einem ruhigen und normalen Abend aus. Draußen war es noch hell, der Nebel hatte sich längst verzogen, aber die Dämmerung lag bereits auf der Lauer und würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Und dann passierte das, was sich keiner wünscht, wenn er einen ruhigen Abend haben will.
    Mein Telefon meldete sich.
    Ich hatte die Pizza fast vertilgt und noch den letzten Schluck Bier im Mund, als ich aufstand und den Apparat von der Station nahm. Dabei warf ich einen Blick auf das Display. Dort malten sich die Zahlen einer langen Handynummer ab. Beim zweiten Hinsehen erkannte ich, dass es sich um eine Verschlüsselung handelte, denn viermal die Drei und mehrmals die Fünf hatte wohl niemand.
    Aber der Anrufer kannte meine Nummer, und plötzlich kam mir wieder der Gedanke an einen gewissen Gabriel Borodin.
    Ich meldete mich mit einem neutralen »Ja …«
    »John Sinclair?«, hörte ich eine ängstliche Stimme, die außerdem gehetzt klang.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich heiße Gabriel Borodin.«
    Das hatte ich mir schon gedacht, denn die harte Aussprache war mir nicht entgangen.
    »Ich weiß Bescheid.«
    Die Antwort schien ihm zu gefallen, denn ich hörte ein Geräusch, das wie ein Aufatmen klang.
    »Dann hat man Ihnen gesagt, dass ich mich hier in London aufhalte?«
    »Hat man.«
    »Sehr gut, Mr Sinclair. Jetzt ist der Fall eingetreten.«
    »Welcher, bitte?«
    »Ich befinde mich in Lebensgefahr. Sie sind hinter mir her.«
    »Wer?«
    »Die Killer. Ich bin ihnen soeben noch entkommen, aber ich weiß nicht, ob das so bleiben wird. Im Moment befinde ich mich in relativer Sicherheit, denn ich habe mich versteckt.«
    »Gut, und wo?«
    »In einem
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