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1695 - Rasputins Erben

1695 - Rasputins Erben

Titel: 1695 - Rasputins Erben
Autoren: Jason Dark
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sondern der Müll einer Wohlstandsgesellschaft.
    Wie sein Jackett und die Hose aussahen, das interessierte uns in diesem Moment nicht. Wir sahen nur den Mann mit den halblangen grauen Haaren und dem knochigen Gesicht, dessen Blicke sich auf uns richteten.
    »John Sinclair?«
    »Ja.«
    »Endlich. Ich …«
    »Bleiben Sie noch in Deckung!«, zischte ich ihm zu. »Kommen Sie erst raus, wenn wir es Ihnen sagen.«
    »Warum? Ich habe lange genug im Abfall gelegen.«
    »Weil Sie überwacht werden.«
    Ich war mir nicht hundertprozentig sicher. Als ich mich jetzt nach links drehte, erhielt ich den Beweis. Der Aufpasser hatte alles gesehen. Er stand jetzt breitbeinig auf der Stelle und starrte uns entgegen. Es war also nichts mehr zu machen.
    »Okay, dann steigen Sie aus, Borodin.«
    Die Lage hatte sich schlagartig geändert. Wir mussten jetzt schnell sein. Noch war dieser Typ allein, aber ich dachte daran, dass er telefoniert hatte. Möglicherweise waren seine Kumpane schon auf dem Weg.
    Suko war der praktische Mensch. Er packte zu und half dem Mann, aus dem Müllcontainer zu steigen.
    Ich griff nicht ein. Dafür hielt ich den Ledermann im Auge, der sich in diesem Moment vom Fleck bewegte.
    Auch Borodin hatte ihn jetzt gesehen. »Verflucht, das ist einer von ihnen!«
    »Wie viele gibt es noch?«, fragte Suko.
    »Insgesamt sind es vier Männer.«
    Es fehlten also noch drei. Bevor sie kamen, mussten wir verschwunden sein, und ich war gespannt, wie der Wachtposten reagieren würde. Bisher wartete er nur.
    Das änderte sich auch nicht, als wir den Russen in die Mitte nahmen und auf ihn zugingen. Wir gingen weder schnell noch langsam, sondern ganz normal, doch die Distanz zwischen uns schmolz trotzdem schnell.
    Der Kerl ging nicht zur Seite. Er bewegte sich nicht, zog auch keine Waffe. Sein Gesicht kam mir ausdruckslos vor. Die Lippen waren zusammengedrückt, er atmete nur durch die Nase.
    Wir gingen direkt auf ihn zu. Wenn er uns aufhalten wollte, musste er jetzt etwas gegen uns unternehmen.
    Ja, er unternahm etwas. Bevor wir ihn berührten, glitt er zur Seite, und so konnten wir ihn völlig normal passieren, was mir schon wie ein kleines Wunder vorkam.
    Borodin stöhnte auf. Er schwankte sogar leicht. Suko musste ihn stützen. Mir gefiel es nicht, den Ledermann in meinem Rücken zu wissen. Er hatte ausgesehen wie jemand, mit dem nicht gut Kirschen essen war, und so wandte ich mich während des Laufens um.
    Auch der Mann hatte sich umgedreht. Und er telefonierte wieder. Wahrscheinlich holte er Verstärkung herbei, und die konnte jeden Moment eintreffen.
    »Wir sollten schneller gehen«, schlug ich vor.
    »Okay.« Suko schob Borodin vor. Er hatte ihn dabei etwas nach rechts gedrückt. Die Richtung mussten wir einschlagen, um unseren Rover zu erreichen.
    Welchen Wagen die Männer fuhren, wussten wir nicht. Aber er würde in der Nähe stehen.
    Jetzt war es ein Nachteil, dass wir uns in diese Parklücke geklemmt hatten. Es würde etwas dauern, bis wir aus ihr herauskamen. Per Funksignal öffnete Suko die Türen und Borodin sah am Blinken der Leuchten, wo unser Wagen stand.
    »Laufen Sie hin und steigen Sie ein.«
    »Ja, ja, gut – danke.«
    Wir ließen ihn laufen. Suko blieb noch bei mir und schaute zurück. Der Ledertyp stand nicht mehr an seinem Platz. Er hatte sich in Bewegung gesetzt und lief auf uns zu. Noch immer sahen wir keine Waffe bei ihm, und so gab es auch keinen Grund, einzugreifen.
    »Ich halte hier die Stellung, Suko. Steig du schon mal zu Borodin ein und rangier den Wagen aus der Lücke.«
    »Mach ich. Aber pass auf dich auf.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    Es war noch immer nichts passiert, aber es würde etwas geschehen, das sagte mir mein siebter Sinn. Und ich hatte recht, denn aus dem Bauch der Tiefgarage klang das Echo von trampelnden Schritten und zugleich die fremden Stimmen einiger Männer. Sie wurden in dem Augenblick sichtbar, als Suko den Motor anließ.
    Ich sah sie und erkannte, dass sie dem Wachtposten glichen. Sie trugen dieselbe Kleidung, ihre Gesichter sahen ebenfalls starr aus und Waffen hatten sie noch nicht gezogen.
    Dann schrie ihnen der vierte Mann etwas zu.
    Ich hatte nicht verstanden, was er rief, aber die anderen drei Männer stoppten mitten im Lauf. Sie schienen im Moment nicht zu wissen, was sie tun sollten, dafür wusste es ihr Kumpan.
    Der hatte es nicht mehr weit bis zu mir. Er rannte jetzt auf mich zu und seine Hand verschwand plötzlich unter der Jacke. Dass er kein
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