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1693 - Vierzehn Berserker

Titel: 1693 - Vierzehn Berserker
Autoren: Unbekannt
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Menschen, dem sie in der Wirklichkeit oder in den Simusense-Träumen begegnet war.
    Kassiopeia hingegen war ein willkürlich angenommener Name. Sie hatte ihn sich zugelegt, als sie bereits um die fünfzig Jahre alt gewesen war. Eigentlich war er in den Kreisen der TNT-Kollegen entstanden, die ihr Talent neidlos anerkannt hatten und in der Seherin der griechischen Mythologie so etwas wie einen Ehrentitel sehen wollten.
    Das war im Jahr 1160 NGZ gewesen. Damals hatte Cidem ihre Ausbildung als Hanse-Spezialistin kurz vor dem Schlußexamen abgebrochen und sich der Journalistik verschrieben.
    Und sehr schnell große Erfolge mit ihren Reportagen erzielt.
    Auch wenn es im Zeitalter des Syntrons und der Informationsüberflutung anachronistisch erschien: Im 12. Jahrhundert Neuer Galaktischer Zeitrechnung gab es nach wie vor den Beruf des Journalisten. Findige Medien-Experten filterten für die Menschen auf Terra und vielen anderen Welten aus der Unzahl an Informationen interessante Themen heraus, die sie dem Publikum in Bild und Text präsentierten. Kein Mensch konnte auch nur annäherungsweise erfassen, was im Solsystem oder in der Galaxis und deren weitem Umfeld vorging - deshalb hatten Journalisten wie Cidem Kassiopeia die Aufgabe, eine Auswahl zu treffen und Themen spannend genug zu verpacken.
    Seit dem Jahr 1162 NGZ arbeitete sie mit einem festen Vertrag für einen der größten Medienkonzerne des Solsystems, für TNT. Die Abkürzung, seit Urzeiten für den Sprengstoff „Trinitrotoluol" bekannt, stand hier für „Top News Terra". TNT machte aber beiden Bedeutungen der Abkürzung alle Ehre.
    Der Mediengigant versorgte nicht nur das Solsystem mit aktuellen Nachrichten, sondern eine Raumkugel um Terra mit einem Durchmesser von mehr als einhundertfünfzig Lichtjahren.
    Mehr als viertausend Mitarbeiter waren rund um die Uhr und an vielen Schauplätzen im Einsatz.
    Cidem war in den ersten Jahren ihrer Arbeit bei TNT in Reporter-Kreisen schnell berühmt geworden. Sie verfügte über einen sicheren Instinkt, die Plätze auszumachen, an denen entscheidende Dinge geschahen. Oder besser gesagt: Sie hatte damals über diesen Instinkt verfügt. Ob sie heute noch dazu in der Lage war, Dinge vorauszuahnen, die für ihre Arbeit oder für TNT wichtig waren, mußte sie selbst in Zweifel ziehen.
    Zuletzt hatte sie sich bei der Rückkehr der Coma-Expedition verkalkuliert. Das hatte Kallo a Genso natürlich nicht vergessen. Es war kein TNT-Reporter auf Heleios gewesen, als die BASIS dort erschienen war.
    Eine blamable Angelegenheit.
    Aktualität war nun einmal das oberste Gebot des Konzerns. Von ihr und einer geschickten Berichterstattung hingen die Einschaltquoten ab. Und von denen wiederum die Einnahmen aus Gebühren oder Werbesendungen. Daran hatte sich seit Jahrtausenden nichts geändert. „Wir haben rückläufige Zahlen", sprach Kallo a Genso mit einer Drohgebärde weiter. „Ich muß daher auf solche Mitarbeiter verzichten, die nur von meinem Geld leben, dafür aber keine Leistung bringen. Zugegeben, Cidem, du warst früher einmal einsame Spitzenklasse. Aber heute kommst du mir leer und ausgebrannt vor. Und so etwas brauche ich nicht."
    Cidem Kassiopeia winkte ab. Ihre Gelassenheit war aber gespielt. Sie wußte, daß der Chef nicht nur am längeren Hebel saß. Kallo a Gensos Argumente ließen sich auch nicht entkräften.
    Sie hatte in der Tat in den letzten Jahren die Zügel schleifen lassen und nichts Sensationelles mehr auf die Bildschirme gebracht. Vielleicht hatte sie auch einfach Pech gehabt. Oder ihr sicherer Instinkt war wirklich verkümmert.
    Der TNT-Chef hatte ihr fristgerecht vor sechs Monaten angekündigt, daß er ihre Entlassung aus dem Vertrag plane. Ganz ernst hatte ihn die gut Hundertjährige nicht genommen. Das war ein Fehler gewesen. „Die Zeit", sagte Kallo a Genso weiter, als sie schwieg, „in der du dich auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen konntest, ist abgelaufen. Du bekommst dein Gehalt noch bis zum Ende des Jahres. Ich hoffe für dich, daß du bis dahin eine andere Beschäftigung gefunden hast."
    „Bekomme ich eine Freigabe für andere Medienkonzerne?" fragte sie lauernd. Das war die entscheidende Frage. „Natürlich nicht. In deinem Vertrag steht, daß du nach Verlassen von TNT mindestens fünf Jahre für keine Konkurrenzfirma arbeiten darfst. Davon weiche ich nicht ab. Ich lege keinen Wert darauf, daß du das Wissen, das du bei TNT und über TNT erworben hast, für die Konkurrenz nutzt. Du hast
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