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1676 - Die Jenseits-Kutsche

1676 - Die Jenseits-Kutsche

Titel: 1676 - Die Jenseits-Kutsche
Autoren: Jason Dark
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anzuschauen. Wir stellten fest, dass sich sein Zustand kaum verändert hatte.
    Nur dass er jetzt saß, wobei er aussah wie jemand, der mit seinen Gedanken ganz woanders war.
    »Er steht noch immer unter dem fremden Einfluss«, flüsterte Bill mir zu.
    »Richtig. Aber zumindest kann er laufen und ist in gewissem Sinne wieder sein eigener Herr.«
    »Klar. Das gibt Hoffnung.«
    Sheila gab ihrem Sohn etwas zu trinken. Er hielt das Glas mit beiden Händen und trank langsam. Sheila stand neben ihm und sah uns fragend an.
    »Es gibt Hoffnung«, sagte Bill.
    »Kann sein, aber er steht noch immer unter diesem anderen Zwang.«
    Johnny hatte sein Glas geleert. Er hob den Kopf an und blickte nach vorn. Er musste uns erkennen, aber er reagierte nicht, er schaute nach wie vor ins Leere.
    »Lass es mich versuchen«, flüsterte Bill mir zu.
    »Ist schon okay.«
    Der Reporter ging zwei Schritte auf Johnny zu. Er fasste ihn an der Hand und hob seinen Arm leicht an.
    »Wie fühlst du dich? Kannst du mich verstehen?«
    Es war zu sehen, dass Johnny zuhörte. Seine Stirn krauste sich. »Ja, Dad.«
    »Gut, gut.« Bill konnte lächeln. Er hatte einen ersten Erfolg erzielt. Dann stellte er eine weitere Frage. »Und kannst du dich daran erinnern, wie es dir ergangen ist?«
    »Weiß nicht.«
    »Wenn du überlegst…«
    »Ich war weg.«
    »Und weißt du, wo du gewesen bist?«
    Johnny schüttelte den Kopf und versuchte anschließend nachzudenken, was aber nicht so klappte, denn er kam zu keinem Ergebnis.
    Ich tippte Bill auf die Schulter. Als er den Kopf drehte, sprach ich ihn an. »Versuch mal, ihn aus der Reserve zu locken.«
    »Und wie?«
    »Denk an die vier Begriffe. Wenn du sie ihm sagst, könnte eventuell ein Damm brechen.«
    Einen Augenblick lang zögerte Bill noch, dann nickte er: »Das ist eine gute Idee.«
    Johnny hatte sich in der Zwischenzeit nicht bewegt. Er blickte mir zwar ins Gesicht, nahm aber ansonsten keine Notiz von mir. Da hätte auch ein Fremder vor ihm sitzen können.
    Bill drehte den Kopf so, dass Johnny ihn anschauen musste. »Bitte, hör mir zu. Der Begriff Kutsche, sagt dir der etwas?«
    Der Reporter hatte etwas lauter gesprochen, damit sein Sohn auch alles mitbekam. Und wir erlebten schon einen Erfolg, denn er zuckte leicht zusammen, nachdem er den Begriff gehört hatte.
    »Weißt du mehr?«
    Johnny hob die Schultern.
    Bill blieb am Ball. Der nächste Begriff war Vogelscheuche, und den sprach er auch sehr verständlich aus.
    Johnny hörte ihn - und wich leicht zurück. In seinen Augen veränderte sich etwas. Wir sahen, dass sie einen ängstlichen Ausdruck annahmen. Die Vogelscheuche schien ihm Angst zu machen.
    »Erinnerst du dich, Johnny?«
    Er nickte.
    »Und an was erinnerst du dich noch?«
    Jetzt kam es darauf an, ob Johnny innerlich so stark war, dass er eine Antwort geben konnte. Es fehlten noch zwei Begriffe, und wir warteten darauf, dass er von selbst darauf kam.
    Johnny hatte sich bisher recht ruhig verhalten. Wir waren gespannt, ob sich das änderte. Er rieb seine Handflächen über die Hosenbeine, saugte die Luft durch die Nase ein, wobei er auf mich den Eindruck eines Menschen machte, der mit sich zu kämpfen hatte.
    Bill wollte ihm helfen und fragte: »Erinnert du dich da an etwas?«
    Sheila Conolly stand neben mir, ich hörte ihr scharfes Ein- und Ausatmen. Auch sie stand unter Spannung. Noch war die Tür geschlossen und es lag an Johnny, sie zu öffnen, wobei wir hofften, dass er es schaffte.
    Tatsächlich. Er machte Anstalten, etwas zu sagen. Dabei hatte er zwar Probleme, denn es sah aus, als wollte er es sich im letzten Moment noch überlegen, aber plötzlich sprach er, und das sogar sehr deutlich.
    »Der Prinz und die Prinzessin!«
    Fast hätten wir gejubelt und in die Hände geklatscht. Aber Johnny war kein kleines Kind mehr, so zeigten wir unsere Erleichterung durch ein Lächeln.
    »Ja, das ist okay«, sagte Bill. »Du kannst dich also daran erinnern?«
    Johnny hatte die Frage sehr wohl verstanden. Um eine Antwort musste er sich mühen. Er strich über sein Gesicht und blickte dann zur Seite, als wäre es ihm peinlich, uns ansehen zu müssen. Vom Jenseits hatte er noch nichts gesagt. Keiner von uns wagte, ihn drauf anzusprechen, und das würden wir vorerst auch lassen.
    »Ich habe sie gesehen, Dad.«
    »Super. Und wen hast du gesehen?«
    »Alle.«
    »Okay. Und weiter?« Johnny runzelte die Stirn. »Da ist noch etwas gewesen.«
    »Und was?«
    »Ich weiß es nicht. Aber es hat mir nicht gut getan. Ich
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