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1672 - Die Insel

1672 - Die Insel

Titel: 1672 - Die Insel
Autoren: Jason Dark
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Antwort.«
    »Wissen Sie denn eine?«
    Der Geistliche musste gar nicht erst nachdenken. »Ja, die weiß ich. Sie klingt zwar theoretisch, aber es gibt sie. Ich gehe davon aus, dass wir einen Angriff erlebt haben…«
    »Angriff?«
    »Natürlich!«, zischte die Stimme. Der Pfarrer schaute Lucy starr an. »Das ist ein Angriff des Bösen gewesen. Eine Attacke aus der Hölle. Mehr sage ich nicht dazu.«
    Lucy McMillan hätte normalerweise über so etwas nur gelacht. In diesem Fall war es ihr nicht möglich, denn mit seiner Antwort hatte der Geistliche einen Nerv getroffen. Sie dachte an die Insel, mit der etwas geschehen war, und nun brannte praktisch aus dem Nichts heraus ein großes Holzkreuz.
    »Haben Sie mich verstanden, Lucy?«
    »Das habe ich.«
    Der Pfarrer lachte leise. »Aber Sie haben nie an den Teufel und die Hölle geglaubt - oder?«
    »Das stimmt.«
    »Aber jetzt müssen Sie anders denken. Hier kommt etwas auf uns zu, das weiß ich genau. Das spüre ich auch. Der Teufel hat sich unser Dorf ausgesucht. Er will seine Macht zeigen. Er hat es bereits getan, und wir können kaum etwas dagegen tun.«
    »Meinen Sie nicht?«
    »Nur beten!«, flüsterte der Pfarrer. »Beten, dass die Hölle uns nicht verschlingt.«
    So dramatisch sah Lucy McMillan die Dinge zwar nicht, aber was hier passiert war, konnte sie nicht erklären.
    Aber sie vergaß auch die Insel und deren Veränderung nicht. Sie wollte den Pfarrer darauf ansprechen, als ein Geräusch sie warnte. In der Stille war es gut zu hören. Es klang nicht gefährlich. Es war über ihren Köpfen entstanden. Ein leises Knistern und Schaben, als würde etwas gegeneinanderreiben. Auch Liam Elroy hatte das Geräusch gehört. Er wusste auch, woher es gekommen war. Er legte den Kopf zurück, und genau in diesem Moment löste sich das Kreuz von der Kette.
    Es war zwar verbrannt, aber es hatte auch weiterhin sein Gewicht, und wenn es einen Menschen traf, konnte es diesen verletzen oder sogar erschlagen. Der Geistliche blieb starr vor Schreck auf der Stelle stehen. Nicht so Lucy McMillan. Sie wurde zu einem Rammbock, als sie sich gegen den Mann warf, der zunächst nicht wusste, was mit ihm geschah. Er flog durch den Aufprall zurück, prallte gegen die Außenkante einer Bank und brach dort zusammen.
    Aber nicht an der Stelle, an der das Kreuz aufschlug. Es gab einen Knall, als es auf den Fliesen landete und dort in zahlreiche Teile zerbarst. Sie flogen nach allen Seiten weg und es war nicht nur Asche, was sich dort verteilte.
    Auch Lucy war nach hinten ausgewichen und hatte sich zugleich zur Seite gedreht. Sie stemmte sich an den anderen Bankreihen ab und atmete heftig. Liam Elroy hockte am Boden. Er war nicht fähig, sich zu erheben. Er zitterte. Sein Mund stand weit offen, ohne dass er etwas sagte. Nur einige Keuchlaute drangen aus seiner Kehle und seine Blicke wechselten ständig zwischen der Decke und dem Boden. Schließlich hatte er sich gefangen und flüsterte: »Das ist die Macht der Hölle gewesen. Ja, das ist der Leibhaftige gewesen, der hier eingedrungen ist.«
    »Ich habe niemanden gesehen.«
    »Ach, hören Sie doch auf. Man braucht ihn nicht zu sehen. Er ist viel schneller. Er ist stärker. Er ist uns über, verstehen Sie? Wir kommen gegen ihn nicht an. Er hat selbst das Bollwerk Kirche überwunden. Das ist schlimm.«
    Lucy sah die Dinge nüchterner. »Und was wollen Sie jetzt tun?«, fragte sie. Liam Elroy schaute sie unsicher an. »Ich weiß es noch nicht. Ich werde es mit Gebeten versuchen. Und ich werde die Menschen davon abhalten, die Kirche zu betreten. Hier sind sie nicht mehr sicher. Hier können sie zu leicht in die Fänge des Teufels geraten. Ja, das sage ich ihnen.«
    »Gut.« Lucy nickte. Sie wusste, dass Widerspruch zwecklos war. »Vielleicht ist es sogar am besten.«
    Der Pfarrer rappelte sich wieder hoch. Er strich über seinen dunklen Anzug und sagte:
    »Tun Sie mir einen Gefallen.«
    »Welchen?«
    »Erzählen Sie bitte nichts im Ort. Ich will nicht, dass es eine Panik gibt. Wenn es etwas zu sagen gibt, dann werde ich es übernehmen. Ist das okay?«
    »Ja, tun Sie das.«
    »Gut.« Der Geistliche faltete die Hände. Dabei schloss er die Augen. »Ich weiß nicht, was noch alles auf uns zukommt. Aber ich weiß, dass das Böse keine Gnade kennt. Es ist immer da. Und es ist grausam und nimmt keine Rücksicht.«
    Lucy nickte Liam Elroy zu. »Versprochen«, sagte sie. »Ich werde nichts sagen.«
    »Danke.«
    Lucy warf noch einen letzten Blick auf die Reste
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