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1671 - Fluchtpunkt Mars

Titel: 1671 - Fluchtpunkt Mars
Autoren: Unbekannt
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er über ein niederfrequentes Funkgerät und eine Art elektrischen Schleusungsimpuls in der Stromversorgung der Station mit Lyndara kommuniziert und sie und ein paar andere befreit. Es war ihnen gelungen, bis zur Oberfläche von Mimas und in die Nähe des Raumhafens zu gelangen. Dort hatten Roboter sie mit einem Schirmfeld eingefangen und in ihre Appartements zurücktransportiert. Seit diesem Zeitpunkt galt für sie die Sicherheitsstufe eins - mit allem, was dazugehörte.
    Siankow widmete sich dem Zeitraffer, der Nounsers Verhalten aufzeigte. In den Bewegungen und dem arttypischen Verhalten des Ertrusers ließen sich keine Abweichungen feststellen. Lediglich der Hang des Waffenspezialisten zu Selbstgesprächen stellte eine Auffälligkeit dar, die sich nicht sofort erklären ließ. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die zwölf nämlich noch in einer Sammelunterkunft.
    Alle Patienten zeigten dieses Symptom der zeitweisen Absonderung von den anderen, verbunden mit halblaut geführten Monologen.
    Der Nexialist hatte sich diese Aufnahmen mindestens schon ein dutzendmal angesehen und angehört. Von Tag zu Tag und Woche zu Woche ließ sich eine Zunahme in der Dringlichkeit der Worte feststellen, und die Pausen zwischen den Monologen verkürzten sich von Tagen zu Anfang des Jahres auf wenige Stunden im Monat Juli. Die Ertruser fingen an, ihr Schicksal zu beklagen und ihre Forderungen immer lauter vorzutragen.
    Kein Zweifel: Sie meinten das ernst, was sie sagten. Anfängliche Vermutungen von ein paar Wissenschaftlern und Sicherheitsbeamten, daß es sich lediglich um Schauspielerei handelte, ließen sich schnell zerstreuen. „Wir sind mehr, als ihr wahrhaben wollt", sagte Nounser an jenem schicksalsträchtigen achten April, kurz bevor der nächste Ausbruch stattfand. „Wenn ihr uns hindert, unserer Bestimmung zu folgen, seid ihr nicht besser als jene Schergen, die euch in der Vergangenheit geknechtet haben. Egal, ob sie Hetos der Sieben oder Monos oder anders -geheißen haben. Unsere geistigen Fähigkeiten wachsen. Sie werden potenziert, und es wird nicht mehr lange dauern, dann werden wir euch derart überlegen sein, daß ihr uns nichts mehr entgegenzusetzen habt. Wände werden ihre Bedeutung verlieren, Energieschirme sinnlos sein, Vakuum wird nichts mehr ausrichten. Wir werden dann eins sein und erhöht. Das Schicksal hat uns dazu erkoren, daß wir uns als Wesen höherer Ordnung zu einer geistigen Entität erheben werden, die euch haushoch überlegen ist..."
    Inzwischen redeten die Ertruser nur noch so, und ihre seelische Pein nahm in der Einzelhaft verständlicherweise zu. Boris Siankow knirschte mit den Zähnen. Das Zuschauen allein brachte ihn nicht weiter.
    Er mußte zu ihr. Ihr allein traute er zu, daß sie gemeinsam das Geheimnis aufklärten.
    Und wenn er sie schon nicht hierher nach Titan bringen durfte, dann wollte er sie dort aufsuchen, wo sie sich aufhielt. Seine Stimme klang ungeduldig, als er sagte: „Syntron, ich brauche eine Transmitterverbindung nach Mimas. Sofort! Und benachrichtige Elvira Donja."
     
    *
     
    „Bitte nenne mir deine Wünsche bezüglich der Stimme, mit der du angeredet werden möchtest!"
    Boris Siankow schüttelte den Kopf zum Zeichen seines Unwillens. „Spar dir das", riet er knapp. „Mir ist das völlig egal. Eine Stimme ist so gut wie die andere."
    „Wenn du das willst, dann werde ich einfach abwechseln", lautete das Fazit des Syntrons. Siankow quittierte es mit einem Knurren.
    Das Ganze erinnerte ihn daran, daß er hier nicht zu Hause war. Dies war nicht seine Domäne. Die sich ständig wiederholende Einheitlichkeit der hellblauen und weißen Kombinationen, die Mienen der Männer und Frauen, die ihm in den Korridoren begegneten, all das führte ihm immer wieder vor Augen, daß die Forschungen auf Mimas wenig rein Naturwissenschaftliches an sich hatten.
    In dieser gigantischen Klinik ging es in erster Linie um Betreuung, dann um Operation und Wiederherstellung, und erst ganz am Schluß kamen die technischen und wissenschaftlichen Belange, die alles andere jedoch erst möglich machten.
    Er steuerte auf das Abstrahlfeld am oberen Ende des ovalen Raumes zu und legte die kurze Strecke von höchstens vier Kilometern zwischen zwei Atemzügen zurück. „Willkommen in der Westflanke des Okeanos-Reviers", empfing ihn eine weibliche Stimme. „Elvira Donja ist von deiner Ankunft unterrichtet. Sie erwartet dich an den folgenden Koordinaten ..."
    Der Automat nannte ein paar Zahlen, doch Boris
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