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1670 - Der Psychonauten-Gott

1670 - Der Psychonauten-Gott

Titel: 1670 - Der Psychonauten-Gott
Autoren: Jason Dark
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Zeichen der Psychonauten zeigen würde. Aber es war geschehen, er bildete sich nichts ein, und er spürte, dass es vom Nacken her kalt seinen Rücken hinab lief. Dagmar stand starr da wie ein Zinnsoldat. Sie bewegte sich nicht, sie starrte nur, und das türkisfarbene Auge auf ihrer Stirn gab ein intensives Leuchten, ab. Ansonsten tat sich nichts. Sie war allein im Bad. Auch im Spiegel sah Harry nur das Ebenbild seiner Partnerin, Er zögerte noch einen Moment, musste sich fassen, bevor er den ersten Schritt auf seine Partnerin zuging.
    Sie musste ihn längst gesehen haben, denn auch er konnte sich im Spiegel beobachten. Dagmar ging darauf nicht ein. Sie schien in ihrer eigenen Welt versunken zu sein, sodass die normale Welt nicht mehr vorhanden war. Harry hatte schon ein mulmiges Gefühl, als er sich ihr so weit näherte, dass er sie anfassen konnte. Behutsam tippte er ihr auf die Schulter.
    Sie reagierte nicht.
    Dann sprach er sie an. »Kannst du mich hören, Dagmar?«
    Auch jetzt zeigte sie keine Reaktion. Sie ließ erst einige Sekunden verstreichen, dann hörte Harry die geflüsterte Antwort.
    »Ich habe ihn gesehen.«
    Er begriff nicht. »Wen hast du gesehen?«
    »Ich werde ihn suchen müssen«, drang es flüsternd über Dagmars Lippen.
    Noch immer wusste Harry nicht mehr. »Wen wirst du suchen müssen? Bitte, sag es.«
    »Den Gott!«
    Harry Stahl zuckte zusammen. »Gott? Hast du Gott gesagt?« Sie nickte.
    »Und wen meinst du damit?«
    »Den Psychonauten-Gott!«
    ***
    Harry Stahl bewegte sich nicht vom Fleck. Er hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. In seinem Kopf bewegten sich Gedanken, die nie konkret wurden. Er nahm sich zusammen und trat dicht an seine Partnerin heran. Beide Hände legte er auf ihre Schultern.
    »Ich habe es gehört, Dagmar, aber ich kann es nicht glauben. Das passt nicht. Das ist verrückt, du musst dir da etwas einbilden.«
    »Ich habe ihn gesehen.«
    »Wo? Hier?«
    »Ja.« Sie hob eine Hand und wies auf die Spiegelfläche. »Dort hat er sich mir gezeigt.«
    Harry blickte hin. Er sah nichts Ungewöhnliches, schon gar keinen Psychonauten-Gott. Und doch hatte Dagmar so intensiv von ihm gesprochen, dass er ihr glaubte. Er war hier, dann musste er wieder verschwunden sein.
    Er wollte wissen, wie er ausgesehen hatte.
    »Ich sah nur den Kopf und nicht mehr. Er - er - war nur - nur - eine Maske.«
    »Und weiter?«
    Sie holte tief Atem. Harry merkte, dass sie schwächer wurde. Zugleich verschwand das dritte Auge auf ihrer Stirn. Es sah aus, als würde es sich in den Kopf hineindrücken, um dann wieder Haut über die Stelle wachsen zu lassen.
    Vor ihm stand eine normale Dagmar Hansen, die ihn nur leicht irritiert anschaute. Dann drehte sie den Kopf und warf einen Blick in den Spiegel, in dem nur ihr Bild und das ihres Partners zu sehen waren.
    Beide schauten sich intensiv in die Augen. Harry ließ einige Sekunden verstreichen, bevor er fragte: »Was hast du erlebt, Dagmar?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ja, da war etwas, aber ich bin im Moment überfragt. Wolltest du nicht auf mich warten?«
    »Das habe ich auch getan. Aber es hat ziemlich lange mit dir gedauert, muss ich dir sagen.«
    »Kann sein.«
    »Und du hast Besuch von einem Psychonauten-Gott bekommen. Hast du mir selbst gesagt.«
    »Möglich.«
    »Erinnerst du dich nicht mehr?«
    »Doch.«
    »Und weiter?«
    Dagmar senkte den Kopf und breitete die Arme aus. »Bitte, nicht jetzt. Lass mich in Ruhe. Ich - ich - bin durcheinander.«
    Harry verstand sie. Er sah ihr an, dass sie litt und fragte: »Möchtest du was trinken?«
    »Ja, Wasser.«
    »Ich hole es.« Beim Verlassen des Bads schaute er noch mal zurück. Dagmar war an das Waschbecken getreten und stützte sich daran ab. Ihr Gesicht war mit Schweiß bedeckt, sie hatte zu kämpfen, und sie tat Harry Stahl verdammt leid. Er konnte ihr nicht helfen. Höchstens Ratschläge geben. Er war kein Psychonaut. In ihm steckte das alte Erbe nicht, und er wünschte es sich auch nicht. Während er die Wasserflasche öffnete und das Glas in die Hand nahm, hörte er Schritte. Es war Dagmar, die sich der Küche näherte. Der Tisch war noch nicht abgeräumt worden, aber das machte ihr nichts. Sie ließ sich trotzdem daran nieder. Wenig später reichte Harry ihr das gefüllte Glas.
    »Danke.« Dagmar umfasste es mit beiden Händen und trank in langsamen Schlucken. Sie sah so aus, als wollte sie nicht mehr so schnell von ihrem Stuhl aufstehen. Deshalb setzte sich Harry ebenfalls und wartete darauf, dass
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