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1668 - Wolfsnacht

1668 - Wolfsnacht

Titel: 1668 - Wolfsnacht
Autoren: Jason Dark
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keinerlei Beziehungen zu den Menschen hier in der Gegend pflegen, können Sie davon ausgehen, dass wir auch sie nicht kennen.«
    »Verstanden.«
    »Und Sie heißen Baranov?«, fragte Suko.
    »Ja, wir heißen so. Ich bin Elena Baranov.«
    »Warum sind Sie aus Ihrem Heimatland geflohen? Hat es Ihnen dort nicht gefallen?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Neugierde zu zeigen gehört zu unserem Beruf«, erklärte Suko und lächelte kühl.
    »Aha.« Elena ging einen Schritt zurück. »Wir haben leider in unserer Heimat viel mit der Polizei zu tun gehabt, und wir wollen nicht, dass sich das wiederholt.«
    »Ist verständlich«, gab Suko ihr recht. »Deshalb wäre es auch in Ihrem Interesse, dass Sie sich kooperativ uns gegenüber zeigen.«
    »Und weiter?«
    »Wo finden wir Helen Winter?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Ich kenne keine Helen Winter. Ist das klar?«
    »Sie waren sehr deutlich.« Ich lächelte sie an. »Nur glauben wir Ihnen nicht. Sie spielen uns hier etwas vor. Sie wissen genau, was hier abläuft. Sie sind nicht grundlos aus ihrer Heimat geflohen. Wahrscheinlich wurde Ihnen der Boden dort zu heiß. Man ist Ihnen auf die, Spur gekommen und…«
    »Halten Sie Ihr Maul!«
    Auf einmal war sie wütend geworden. Suko und ich hatten dafür gesorgt, dass sie ihre Gelassenheit verlor, die beinahe schon an Arroganz grenzte. Auch ihr Gesicht zeigte nicht mehr die Spur von Freundlichkeit. Die Lippen zuckten, die Augen blickten jetzt böse, und sie war plötzlich von einer Aura umgeben, die wir nicht sahen, aber spürten. Da strömte etwas auf uns zu, wir wurden automatisch vorsichtig und rechneten mit einem Angriff. Der trat nicht ein.
    Die Baranov reagierte völlig unerwartet. Sie kam nicht auf uns zu. Dafür drehte sie sich auf der Stelle um, sodass wir auf ihren Rücken schauten. Dann lief sie los.
    Es war kein normales Gehen. Mit raumgreifenden Schritten lief sie auf das Schloss zu, als wollte sie sich dort vor uns in Sicherheit bringen.
    »Was will sie?«, fragte Suko.
    »Das werden wir gleich haben.«
    Auf keinen Fall wollten wir uns an der Nase herumführen lassen. Wir mussten Helen finden. Wenn uns jemand zu ihr führen konnte, dann war sie es. Sie lief jetzt schneller. Es wurde ein Rennen, und der Vorsprung zwischen uns vergrößerte sich. So war es kein Wunder, dass sie vor uns die Mauern des Schlosses erreichte und für uns plötzlich nicht mehr zu sehen war. Es konnte sein, dass sie einen Unterschlupf gefunden hatte. Abgetaucht durch eine Hintertür.
    »Die Baranovs haben Dreck am Stecken, John. Da kannst du sagen, was du willst.«
    »Natürlich.«
    Von der Größe ihrer Familie oder Sippe hatte sie uns nichts gesagt, und so stellten wir uns auf weitere Überraschungen ein. Vor uns wuchs die Schlossfassade hoch. Hinter den Fenstern war keine Bewegung zu erkennen.
    »Hier muss es doch eine Tür geben«, sagte Suko. »Oder wir müssen durch ein Fenster.«
    Ein Zischlaut warnte uns. Es gab eine schmale Nische in der Mauer. In ihr hatte sich Elena Baranov versteckt. Warum sie das getan hatte, wussten wir nicht, überhaupt gab uns ihr Verhalten Rätsel auf.
    Bis zu dem Zeitpunkt, als sie drei Schritte nach vorn rannte, dabei näher an uns herankam und abrupt ihren Lauf stoppte, der zugleich in wilde Zuckungen überging. Wir hörten ihre Schreie, die nicht mehr menschlich klangen, und erlebten einige Sekunden später, dass sie sich verändert hatte.
    Wir starrten sie an.
    Sie glotzte zurück.
    Und beide sahen wir nicht mehr auf die Frau Elena Baranov, sondern auf die Werwölfin, die kurz in die Knie ging und uns aus dem Stand heraus ansprang…
    ***
    Igor Baranov sagte kein Wort. Er behielt Helen nur mit seinem Blick unter Kontrolle, und darin las sie so etwas wie ein grausames Versprechen. Es war aus. Es war vorbei. Sie sah keine Chance mehr für sich. Die andere Seite hatte gewonnen.
    Igor war sich seiner Sache sehr sicher. Mit einem Tritt warf er die Turins Schloss. Dann konzentrierte er sich nur noch auf sein Opfer.
    »Es ist so weit«, flüsterte er mit einer Reibeisenstimme. »Ich bin gekommen, um mein Versprechen zu halten. Ich werde den alten Fluch beenden und mit dir, einer normalen Frau, ein Kind zeugen. Nur so kann sich die Sippe der Baranovs vermehren, um später wieder die Herrschaft zu übernehmen.«
    Helen Winter hatte jedes Wort verstanden. Es war Wahnsinn, was dieser Unmensch da vorhatte. Leider nur für den normalen Menschen und nicht für ihn. Er kam auf sie zu. Er ging
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