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1668 - Wolfsnacht

1668 - Wolfsnacht

Titel: 1668 - Wolfsnacht
Autoren: Jason Dark
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ich einige menschliche Stellen an ihr sah. Sie hatte sich nur nicht völlig zurück verwandeln können. An der rechten Stirnseite schimmerte wieder die menschliche Haut durch. Ansonsten war das gesamte Gesicht eine Trümmerlandschaft.
    »Da müssen wir wirklich umdenken, John, und uns auf eine neue Generation von Werwölfen einstellen. Keine Dunkelheit mehr, kein Vollmond, sondern die Normalität.«
    »Oder sie war doch eine Ausnahme«, sagte ich. »Sie kam aus Bulgarien. Dort ist sie geflohen, und dafür muss es Gründe gegeben haben. Wir können sie leider nicht mehr fragen.«
    »Dafür den Alten«, sagte Suko.
    »Richtig. Und auch die Gestalt, die Helen Winter gesehen hat. Da müssen wir noch mit mindestens zwei Gegnern rechnen.«
    »Die wir erst mal finden müssen.«
    Ich stellte meinen rechten Daumen in die Höhe. »Und ob wir die finden, Suko.«
    »Wie willst du vorgehen?«
    »Ganz normal. Aber diesmal wird er uns einlassen, das schwöre ich dir.«
    »Dann bin ich gespannt.«
    Ich warf noch einen letzten Blick auf die vernichtete Gestalt des weiblichen Werwolfs, dann machten wir uns auf den Weg, der kaum weiter als ein Katzensprung war.
    Ich hatte keine Lust, nach irgendwelchen geheimen Ein- oder Ausgängen zu suchen. Der Alte würde uns einlassen, das stand fest. Diesmal gab es keine Ausreden. Während des Wegs hielten wir uns immer nahe an der Mauer, denn so befanden wir uns im toten Winkel und konnten so schnell nicht gesehen werden. Niemand sah uns, niemand hielt uns auf, und als wir vor der Tür standen, blieb Suko im toten Winkel. Er wollte als Überraschungsgast im Hintergrund bleiben. Erneut umfasste ich den eisernen Klopfer und hämmerte ihn wuchtig gegen die Tür. Dieses Geräusch musste einfach gehört werden. Es war so laut, dass es auch schlafende Personen geweckt hätte.
    Ob Baranov geschlafen hatte oder nicht, war uns ziemlich egal. Wichtig war, dass er sich zeigte, und den Gefallen tat er uns tatsächlich. Erneut wurde die Tür nur einen Spalt geöffnet, aber das war mir egal. Dafür hielt ich bereits das Gegenmittel in der Hand.
    In den Augen des Alten funkelte es. Er war wütend, vielleicht auch hasserfüllt, und seine Worte zischten mir aus dem Bartgestrüpp entgegen.
    »Hau ab! Ich will dich nicht mehr hier sehen!«
    »Ich bleibe!«
    Der Alte wollte die Tür zu rammen, aber ich war schneller. Meine rechte Hand zuckte blitzschnell hoch, und einen Moment später starrte der Weißhaarige in die Mündung meiner Beretta.
    Deutlich war ihm die Überraschung anzusehen. Er wollte etwas sagen, doch nur seine Zunge bewegte sich im offenen Mund.
    »Wenn Sie nicht öffnen, werde ich Ihnen eine Kugel in den Kopf schießen. Ist das klar?«
    »Ja.«
    »Dann gebe ich Ihnen drei Sekunden!«
    Zwei vergingen, ohne dass Baranov etwas tat. In der dritten Sekunde bewegte er seine rechte Hand. Er selbst tauchte dabei nicht weg, sodass ich ihn unter Kontrolle halten konnte.
    Ich hörte es klicken, dann klirrten die Glieder einer Kette, und Suko, der schräg hinter mir stand, wollte auch etwas tun. Er drückte kräftig gegen die Tür, sodass sie ziemlich hart nach innen schwang und dabei den Weißhaarigen traf, der nicht so schnell hatte ausweichen können.
    Ich sah, dass er das Gleichgewicht verlor, sich dann aber wieder fing und seine Arme ausbreitete, als wollte er mich durch diese Geste aufhalten. Mit der Beretta zielte ich auf seinen Kopf. »Haben Sie Elena losgeschickt?«
    Die Nennung des Namens ließ ihn zusammenzucken. »He, woher kennen Sie meine Tochter?«
    »Es war Ihre Tochter?«
    »Wie?«, schrillte es aus seinem Mund.
    »Ich habe sie vernichtet.«
    Er konnte nichts sagen, schlug aber die Hände vor sein Gesicht.
    »Zwei geweihte Silberkugeln haben ausgereicht. So ist Ihre Familie nicht mehr vollständig.«
    Er schwieg.
    Ich sprach weiter. »Sie bilden eine Familie, das wissen wir inzwischen. Ihre Tochter haben wir erlebt. Aber uns fehlt noch Ihr Sohn. Den werden Sie uns präsentieren.«
    »Nein!«, schrie er und schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Sohn! Wie kommen Sie darauf?«
    »Wer hat denn Helen Winter überfallen?«
    »Wer ist das?«
    Ich wurde wütend. Ich hasste es, an der Nase herumgeführt zu werden, und plötzlich spürte Baranov den Druck der Waffenmündung an seinem Kinn.
    »Wo finden wir Ihren Sohn?«
    »War Igor nicht bei Elena?«
    »Nein!«
    »Dann - dann weiß ich es nicht. Die beiden haben mich verlassen, weil ein ungutes Gefühl sie gewarnt hat. Deshalb wollten sie sich vor dem
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