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1664 - Der Henker von Sloughar

Titel: 1664 - Der Henker von Sloughar
Autoren: Unbekannt
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...?"
    Damit war das Thema fürs erste ausgestanden.
     
    4.
     
    „Nun komm schon heraus!" lockte Gucky. „Wir tun dir nichts, kleiner Kerl!"
    Fopper war anderer Meinung und fiepte leise. Gucky stieß einen langen Seufzer aus. „Ein Glück, daß du der einzige an Bord bist", murmelte er grinsend. „Mehr von deiner Sorte wären nicht zu ertragen."
    Der Mausbiber wußte genau, daß diese Jagd auf Fopper ebenso erfolglos bleiben würde wie alle früheren Fangversuche auch. Wie groß die Intelligenz eines Foppers wirklich war, hatte man nicht feststellen können -aber wenn es darum ging, irgendwelche Verriegelungen zu öffnen, war der kleine Poseidonier ein wahres Genie.
    Man schrieb inzwischen Dezember 1206 NGZ; seit mehr als sieben Monaten waren die drei Kreuzer unterwegs. Unterbrochen von kurzen Pausen und Zwischenstationen, hatte man den größten Teil der Strecke von 42 Millionen Lichtjahren zum Planeten Sloughar bereits zurückgelegt. Die Ankunft beim nächsten der Sampler-Planeten stand unmittelbar bevor.
    In einem Punkt hatten sich die Orakelsprüche und Prophezeiungen nicht erfüllt - solange sich dieser Flug auch hingezogen hatte, er war an keinem Tag langweilig gewesen, und das war vor allem Fopper zuzuschreiben.
    Nach drei Tagen hatte es festgestanden - es gab nur diesen einen Fopper an Bord, und aus dem Gattungsnamen war ein Individualname geworden: Jeder an Bord nannte den Gast von Poseidon Fopper, unterschiedlich war nur der Tonfall, in dem der Name ausgesprochen wurde.
    Denn an Bord der DIONE gab es inzwischen zwei nahezu gleich große Fraktionen - die Fopper-Freunde und die Fopper-Feinde. Gleichgültig hatte der Poseidonier keinen gelassen. „Nun komm schon", lockte Gucky. „Du weißt doch, daß ich dich kriege, wenn ich will."
    Fopper ließ einen Unmutslaut hören, kroch dann aber langsam aus der Röhre, in der er sich versteckt hatte.
    Er glupschte Gucky böse an und streckte ihm die Zunge heraus. „Ich glaube dir kein Wort", meinte Gucky und griff nach der Hand Foppers. Folgsam trottete Fopper neben dem Mausbiber her, ab und zu ein paar Worte plappernd, die er irgendwo aufgeschnappt hatte. Ungefähr die Hälfte der Redewendungen, die er inzwischen gelernt hatte, bestand in Flüchen und Verwünschungen.
    Ein Besatzungsmitglied spazierte an den beiden vorbei und bedachte Fopper mit einem giftigen Blick. „Ein hübsches Paar gebt ihr beide ab", kommentierte der Mann grimmig, sah aber zu, daß er davonkam, bevor Fopper ihm nachsetzen konnte. Offenbar handelte es sich um einen Fopper-Geschädigten. „Mach dir nichts draus", versuchte Gucky Fopper zu trösten. „Man kann nicht mit jedermann gut Freund sein."
    „Gut Freund!" piepste Fopper schrill und hüpfte wie ein Gummiball auf und ab.
    Genau das war Foppers Problem - er liebte jeden an Bord, ohne Ausnahme, und das zeigte er auch deutlich. Es gab kein Besatzungsmitglied an Bord der DIONE, das noch nicht nachts hochgefahren war, weil sich ihm ein Kragen um den Hals legte, eine Zunge das Ohr aufscheuerte oder etwas gicksend unter der Bettdecke krabbelte und scharrte.
    Fopper liebte Menschen, und ganz besonders liebte er es, Menschen als Schlafpolster oder Kuschelkissen zu benutzen. Auf die warme Stelle am Hals, wo das Blut in der arteria carotis gleichmäßig pulsierte, hatte er es ganz besonders abgesehen.
    Fopper liebte Süßigkeiten, und es gab außer Spezialtresoren keine brauchbare Methode, ihn am Stehlen zu hindern. Die Naschkatzen an Bord - und deren gab es einige - hatten eine gefürchtete Konkurrenz bekommen.
    Habgier konnte man Fopper allerdings nicht unterstellen - er gab so eifrig, wie er nahm. Die Geschenke fielen ganz unterschiedlich aus, je nachdem, was sich gerade aus der Kabine eines Besatzungsmitglieds stehlen ließ. Gucky hatte in seiner Kabine inzwischen ein kleines Warenlager von Liebesgaben - Lesespulen, Bildwürfel, Seifenstücke, Spraydosen, Schuhe, diverse Kleidungsstücke, Enthaarungscreme, Liebesbriefe, leere Konfektschachteln, Einzelteile von Robotern und eine Ladung Handwaffen, mit denen man wahrscheinlich eine Kompanie Raumsoldaten hätte ausrüsten können.
    Wie genau Fopper es anstellte, all diese Dinge zu stibitzen, war das große Rätsel, mit dem man sich an Bord beschäftigte. Fopper bekam Türen auf, Impulsschlösser, die Öffnungen der Klimaanlagen, Versorgungsröhren - und er fand an Bord Wege und Verstecke, die sich vermutlich auf keinem Bauplan würden nachweisen lassen.
    Gucky setzte seine Telekinese ein
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