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1659 - Die Totengöttin

1659 - Die Totengöttin

Titel: 1659 - Die Totengöttin
Autoren: Jason Dark
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sagte er.
    Die Totengöttin verengte die Augen. »Was hast du da gesagt?«, fuhr sie ihn an. »Nein? Willst du mich eine Lügnerin nennen?«
    Adam Goldman streckte beide Hände abwehrend vor und sagte: »Ich will dich nicht als Lügnerin bezeichnen, nur weiß ich es besser.«
    »Da bin ich gespannt.«
    »Es gibt wirklich nur ein Grab. Aber in ihm liegen die drei Frauen. Ich war nicht dabei, weil ich zu der Zeit noch nicht gelebt habe, aber ich weiß aus den alten Unterlagen, dass man damals drei Frauen in ein Grab gepfercht hat, nachdem sie getötet wurden.«
    Er legte eine Pause ein, was der Totengöttin nicht passte.
    »Weiter, weiter«, hetzte sie, »was ist dir noch bekannt?«
    »Sie sind damals getötet worden, weil man Angst vor ihnen hatte, denn sie sollen Hexen gewesen sein. Deshalb wurden sie umgebracht. Offiziell waren die Zeiten der Hexenverfolgung vorbei, aber es tauchten immer wieder Personen auf, die man als Hexen ansah. So ist es auch bei diesen Frauen gewesen, die im vorletzten Jahrhundert hier begraben worden sind. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Aber du weißt, wo das Grab liegt?«
    »Ja.«
    »Dann werden wir jetzt hingehen.«
    Adam Goldman hatte alles verstanden. Er nahm trotzdem eine zögerliche Haltung ein. Das fiel der Totengöttin auf, und sie fragte mit zischender Stimme: »Was hast du für Probleme?«
    »Es ist nicht einfach, das Grab zu finden. Der viele Schnee, da habe ich meine Probleme.«
    »Solltest du besser nicht. Wenn wir es nicht finden, wird man bald deine Leiche hier liegen sehen. Willst du das?«
    »Nein.«
    »Dann bemüh dich. Mehr kann ich dir nicht sagen, und ich hoffe, du hast alles begriffen.«
    In den Augen der Hexe las Adam, dass sie kein Pardon kannte. Deshalb nickte er und sagte: »Ich gehe.«
    Die Totengöttin zeigte sich zufrieden. Bisher hatte sie befohlen, wo es langging. Das war nun vorbei. Sie ließ Goldman den Vortritt, der sich umdrehte und seinen Marsch über den verschneiten Friedhof antrat.
    Im Moment fiel kein Schnee. Aber der Himmel bezog sich bereits und bildete über der Erde ein graues Dach, das bald wieder jede Menge Flocken entlassen würde. Es waren keine Wege zu erkennen. So gingen sie querfeldein und über Gräber hinweg, die nur zu erkennen wären, wenn Grabsteine aus dem Schnee ragten. Sie bewegten sich dorthin, wo alte Bäume und Sträucher wuchsen, die unter der Schneelast ächzten. Einige Äste waren durch das Gewicht schon gebrochen. Die Totengöttin blieb dicht hinter Goldman. Man konnte sie schon als eine Schauergestalt bezeichnen, denn sie passte einfach nicht in diese Szenerie. Sie sah aus wie ein Fremdkörper, der aus einer anderen Welt gekommen war. Auf ihrem Rücken hatte sich ein dicker Buckel gebildet, der entstanden war, weil sie die Flughaut zusammengefaltet hatte. Es war nicht mal zu sehen, ob sie atmete, denn vor ihrem Mund bildete sich kein Nebel.
    Niemand sonst lief über das Gelände. Hinzu kam die Stille. Geräusche von außerhalb des Friedhofs dämpfte der Schnee. Die normale Welt schien weit entfernt zu sein. Adam Goldman hoffte stark, dass er es auch schaffte, das Grab mit den drei Hexen zu finden. Eine zu lange Suche würde die Nackte nicht zulassen. Und deshalb versuchte er, nicht an sie zu denken und sich nur auf sein Ziel zu konzentrieren. Er stapfte durch die weiße Schicht, die ihm fast bis zu den Schienbeinen reichte. Dass Hose und Füße näss wurden, merkte er kaum. Er schwitzte trotz der Kälte. Es lag an der inneren Aufregung, die ihn im Griff hatte. Er wollte nicht sterben, aber wenn er versagte, würde diese Unperson keine Gnade kennen.
    Auch dachte er an seine Frau, die im Haus geblieben war. Niedergeschlagen, wehrlos. Die nicht wusste, wie schlecht es ihm ging und welchem Druck er ausgesetzt war. Hoffentlich hatte sie alles überstanden. Und er dachte auch an seinen Freund Pernell Myers, der ihm versprochen hatte, etwas zu unternehmen. Hoffentlich war er dazu gekommen, aber auch diese Hilfe brauchte Zeit.
    »Ich hoffe, du findet das Grab«, flüsterte seine Bewacherin. »Es ist in deinem Interesse.«
    »Ja. Es ist nur nicht einfach bei diesem vielen Schnee. Das musst du begreifen.«
    »Du kennst dich hier aus.«
    Er sagte nichts mehr. Zunächst blieb er stehen, um sich zu orientieren. Es war nicht viel zu erkennen, aber er hoffte, einen der breiteren Wege zu erreichen, die ihn auf geradem Weg zum Ziel führen würden. Dass es in der Nähe lag, war nicht zu übersehen, denn nicht weit entfernt befand sich ein
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