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1654 - Komm in meine Totenwelt

1654 - Komm in meine Totenwelt

Titel: 1654 - Komm in meine Totenwelt
Autoren: Jason Dark
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schränkte aber ein, dass wir Suzie holen konnten, sollte es irgendwelche Probleme geben, bei deren Lösung sie uns helfen konnte.
    Damit waren sie einverstanden. Al deutete bereits auf die Sitzgruppe. »Sie finden uns dann dort.«
    »Okay.«
    Suzie Carpenter hatte noch eine Frage. »Was wollen Sie denn mit der Chefin besprechen?«
    Das wussten wir selbst noch nicht, deshalb klang die Antwort in unseren Ohren logisch.
    »Das wird sich ergeben, denke ich«, sagte Suko.
    »Ja, dann viel Glück.«
    »Danke.«
    Wir gingen den Flur entlang, und ich wusste jetzt irgendwie, dass es der richtige Weg war…
    ***
    Suzie Carpenter ging langsam vor. Den Kopf hielt sie gesenkt, als wäre sie dabei, die Anzahl der Fliesen zu zählen, deren rötliches Muster den Boden bedeckte. Es war nichts passiert, aber trotzdem fühlte sie sich nicht beruhigt, aber darüber wollte sie nicht mit ihrem Mann sprechen, zumindest jetzt noch nicht.
    Es waren braune Korbsessel, in denen sie Platz nahmen. Al schaute zunächst durch das Fenster, bevor er sich zu seiner Frau setzte und sie anschaute.
    Suzie sah die schwache Gänsehaut auf dem Gesicht ihres Mannes und fragte: »Ist was mit dir?«
    Er blickte sich verhalten um. »Das weiß ich selbst nicht so genau.«
    »Wieso?«
    »Na ja, das ist nicht meine Welt.«
    »Meine auch nicht.«
    »Und du bist trotzdem immer hergekommen.«
    Suzie rieb ihre Stirn. »Ja, das bin ich. Es steckt einfach in mir, das habe ich dir schon öfter gesagt. Ich möchte den Menschen, die kurz vor ihrem Tod stehen, Trost geben, bevor sie ihre Reise ins - was weiß ich wohin - antreten.«
    »Und tut dir das gut?«
    »Ja, Al. Ich erlebe eine Erfüllung, obwohl ich weiß, dass ich die Menschen nicht mehr retten kann. Aber für mich ist das wichtig. Es gibt mir viel. Meine Großmutter ist so schrecklich einsam gestorben. Ich wäre gern bei ihr gewesen oder hätte zumindest einen Menschen bei ihr gewusst, der ihr Trost gespendet hätte. Das war nicht der Fall. So habe ich mich entschlossen, diesen Weg zu gehen. Es ist immer sehr traurig, aber ich fühle mich dann besser.«
    Al nickte vor sich hin. »Ja, ja, dazu muss man wohl geboren sein.« Er drehte sich um, sah den kleinen Tisch vor sich, auf dem einige Zeitschriften lagen, die schon sehr zerlesen aussahen, und sagte dann: »Für mich ist das hier nichts.«
    »Kann ich verstehen.«
    »Und wie groß ist die Anzahl der Patienten, die dieses Haus hier aufnehmen kann?«
    »Sechs insgesamt. Die Zimmer sind alle oben. Ich weiß, es gibt größere Hospize. In Häusern wie diesem ist der Kontakt zu den Patienten aber intensiver.«
    »Das mag wohl sein.« Al blickte sich wieder um und vergaß auch die Treppe nicht.
    »Was ist los mit dir?«, fragte Suzie.
    »Vergiss es.«
    Suzie schüttelte den Kopf. »Nein, das werde ich nicht.«
    »Nun ja, mir gehen diese Gestalten nicht aus dem Kopf. Das ist der blanke Horror. Dagegen kann man sich nicht wehren. Das darf es eigentlich gar nicht geben.«
    »Richtig.«
    »Und du nimmst das alles so hin?«
    Suzie hob die Schultern. »Nun ja, bis jetzt sind es nur Träume gewesen.«
    »Kannst du sie vergessen?«
    Sie senkte den Blick. »Nicht wirklich«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich versuche nur, nicht daran zu denken. Das ist alles.«
    Das verstand Al. Er wusste auch nicht, was er weiterhin zu diesem Thema sagen sollte. Es war alles so kompliziert. Da war etwas in Suzies Leben eingedrungen, das es eigentlich nicht geben durfte. Jedenfalls fühlte er sich unwohl in seiner Haut, was nicht nur an den Träumen lag, über die er mit seiner Frau gesprochen hatte. Auch die Atmosphäre gefiel ihm nicht. Man tat ihnen zwar nichts. Es herrschte auch eine gewisse Ruhe, als läge die Klinik in einem tiefen Schlaf, und Al Carpenter kam der Vergleich mit der Ruhe vor dem Sturm in den Sinn.
    Suzie saß neben ihm und schaute nach unten. Direkt auf die gefalteten Hände, die sie auf ihre Knie gelegt hatte. Ihrem Gesicht war anzusehen, dass sie in Gedanken versunken war, und sie bewegte sich auch nicht, als Al ihren Rücken streichelte.
    Einige Sekunden später sagte er mit leiser Stimme: »Hoffentlich kommen die beiden Polizisten bald zurück.«
    »Ja, das wäre wünschenswert.« Sie blickte nicht auf, als sie weitersprach. »Ich bin sehr froh, dass sie zu uns gekommen sind. Als hätte sie uns der Himmel geschickt.«
    Al musste lächeln. »Das war nicht der Himmel, das habe ich getan, Suzie.«
    Sie richtete sich auf. »Du?«
    »Ja, ich.«
    »Und warum hast du das
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