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1649 - Niemals sterben

1649 - Niemals sterben

Titel: 1649 - Niemals sterben
Autoren: Jason Dark
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ganz natürlich anzusehen, und trotzdem war es in diesem Fall etwas Besonderes. Wenn sich jemand in der Dunkelheit einem Brunnen näherte und in ihn hineinschaute, dann war das nicht normal.
    Viel erkennen konnte er nicht, denn aus dem Brunnen wehte kein Lichtschein in die Höhe.
    Dafür erlebte Justine etwas anderes, das sie noch wacher werden ließ. Der Geruch hatte sich verstärkt. Er wehte ihr entgegen. Sie wusste genau, dass jemand in der Nähe lauerte, der Blut brauchte und sich bisher versteckt gehalten hatte.
    Auf ihren Lippen erschien ein Lächeln. Auch ohne einen Beweis bekommen zu haben, wusste Justine genau, was sich hier bald abspielen würde.
    Wenn Brunnen kein Wasser mehr enthielten, galten sie als ideales Versteck für jemanden, der nicht entdeckt werden wollte.
    So musste es sein. Sie hatte kaum an diese Möglichkeit gedacht, als sie die Stimme des Mannes hörte, die nicht mehr als ein Flüstern war, aber trotzdem von ihr verstanden werden konnte. Und sie fand heraus, dass der Mann nicht mit sich selbst sprach, sondern mit einer anderen Person, und die musste innerhalb des Brunnens stecken.
    Justine hatte sich nicht getäuscht. Sie hörte zwar keine Antwort, aber sie bekam etwas zu sehen, denn aus dem Brunnenschacht schob sich eine Gestalt hervor. Sie sah, dass sich zwei Hände um den steinernen Rand klammerten, wenig später erschienen ein Kopf und ein Teil des Oberkörpers. Da sie auch in der Dunkelheit gut sah, bekam sie mit, dass es sich um eine Frau handelte, die den Brunnen verließ. Zudem trat der Mann einen kleinen Schritt zur Seite, sodass Justine mehr sah.
    Ein bleiches Gesicht. Kleidung, die schmutzig war und feucht schimmerte.
    Alter Modergestank wehte ihr entgegen, was aber nicht alles war, denn Justine roch noch mehr.
    So wie diese Frau roch nur ein Vampir.
    Jetzt hatte sie Gewissheit, und sie wusste, dass ihr Instinkt sie nicht falsch geführt hatte. In diesem Brunnen hauste eine Blutsaugerin. Ein Wesen, das irgendwie auch alterslos war, das den Gestank der Tiefe angenommen hatte, vermisch mit den Ausdünstungen eines Blutsaugers.
    Die Vampirin am Brunnen hatte ihren Kopf leicht zurückgelegt, um dem Mann ins Gesicht starren zu können.
    »He, ich habe auf dich gewartet. Da bist du ja. Ich habe dich gut versteckt, und ich habe mein Versprechen gehalten.«
    Als Antwort erklang ein leises Zischen, das Justine allerdings gehört hatte. Und ihr war nicht entgangen, dass dieses Zischen aus einem kurzen Satz bestand.
    »Hast du die Beute?«
    »Ja, die Beute.«
    »Und?«
    Der Mann kicherte. »Sie ist jung. Ein junge Frau. Ihr Blut ist noch frisch. Es wird dir schmecken.«
    »Das muss mir schmecken, denn ich will niemals sterben.«
    »Brauchst du auch nicht. Ich passe auf dich auf.«
    »Das will ich auch meinen.«
    »Dann komm jetzt.« Der Mann streckte ihr die Hand entgegen, was sie ablehnte. Die Gestalt stemmte sich selbst hoch und kletterte über den Brunnenrand hinweg. Sie richtete sich auf und nahm eine gespannte Haltung an.
    »Wo ist sie?«
    »In meiner Hütte.« Der Mann deutete mit dem ausgesteckten Daumen über seine Schulter.
    Die Vampirin nickte, bevor sie fragte: »Seid ihr allein dort?«
    Die Antwort erfolgte schnell. »Klar, wir sind allein. Was denkst du denn?«
    »Das glaube ich nicht.«
    Der Mann war irritiert. Er trat von ihr weg.
    »Wie kommst du darauf? Wie kannst du das sagen?«
    »Weil ich es rieche. Ja, verdammt, ich kann es wittern. Du bist nicht allein.«
    »Doch, ich…«
    »Nein!« Die Blutsaugerin mit den langen, feuchten dunklen Haaren schlug dem Mützenträger so hart gegen die rechte Wange, dass er zu Boden fiel und dort erst mal starr liegen blieb. Die Aktion hatte ihn völlig überrascht.
    »Warum lügst du?«
    »Aber es stimmt…«
    »Nein.« Sie trat zu. »Es ist jemand in der Nähe, das spüre ich, das kann ich wittern.«
    »Und wer sollte das sein?«
    »Eine, die zu mir gehört.«
    Mit dieser Antwort hatte der Mann nicht gerechnet. Aber die andere ließ es zu, dass er sich aufrappelte. Taumelnd stand er vor ihr. »Was soll das denn heißen?«
    »Es gibt hier noch jemanden, der scharf auf das Blut der Menschen ist.«
    Justine Cavallo hatte jedes Wort der beiden mitbekommen. Sie würde einen Teufel tun und sich melden. Es war wichtig, dem Gespräch weiterhin zuzuhören. Hier wusste die Linke nicht, was die Rechte tat, und das war sehr interessant.
    Justine zog sich lautlos zurück und beobachtete das Geschehen aus sicherer Entfernung.
    Ihre Artgenossin hatte
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