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1647 - Engelstadt - Höllenstadt

1647 - Engelstadt - Höllenstadt

Titel: 1647 - Engelstadt - Höllenstadt
Autoren: Jason Dark
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Carlotta nicht. Dieses Treffen gestaltete sich immer rätselhafter.
    Sie konnte nicht nachvollziehen, um wen es sich bei Livia wirklich handelte. Angeblich kam sie aus einer Engelstadt, und wenn das stimmte, dann musste es sich bei ihr auch um einen Engel handeln, der zudem von Teufeln verfolgt wurde.
    Carlotta war sich nicht sicher, ob es wirklich so war. Auf der einen Seite war Kopf schütteln angesagt, auf der anderen hatte sie in den letzten Jahren schon so viel erlebt, was nicht in das normale Raster passte, dass sie das, was ihr hier gesagt worden war, auch ernst nehmen musste: Als Fazit stellte sie fest, dass Livia ein Mensch war, der unbedingt Hilfe brauchte, auch wenn sie momentan nicht den Eindruck machte.
    Aber das änderte sich.
    Bisher war sie recht ruhig stehen geblieben, aber sie schaute sich schon um. Sie drehte ihren Kopf mal nach rechts, dann nach links, und sie sah auch in die Höhe.
    Das blieb Carlotta nicht verborgen, und sie fragte: »Was ist denn los mit dir?«
    »Sie kommen!«
    Mehr hatte sie nicht gesagt, doch Carlotta wusste Bescheid. Trotzdem wollte sie sicher sein.
    »Sprichst du von deinen Verfolgern, den Teufeln?«
    »Ja.«
    »Und wo sind sie?« Das Vogelmädchen breitete seine Arme aus. »Es tut mir leid, ich kann sie nicht sehen.«
    »Sie werden bald zu sehen sein.« Livia duckte sich leicht. »Dafür kannst du sie hören. Du musst dich nur konzentrieren. Ganz ruhig sein. Du musst dich ihnen gegenüber öffnen. Einen anderen Rat kann ich dir nicht geben.«
    Es wurde wieder still, und es blieb auch still.
    Beide lauschten.
    Carlotta konzentrierte sich besonders. So recht konnte sie es nicht fassen, aber Livia hatte die Wahrheit gesagt, denn Sekunden später nahm auch sie die Veränderung wahr. Nicht optisch, sondern akustisch, denn mit der Stille war es vorbei.
    In der Luft war plötzlich ein leises Brausen zu hören. Nur für wenige Sekunden blieb sie bei diesem Vergleich, dann wusste sie, dass es kein Brausen war, sondern mehr ein Flüstern, das sich aus zahlreichen Stimmen zusammensetzte. Den Eindruck hatte Carlotta zumindest.
    Sie wollte herausfinden, aus welcher Richtung diese Geräusche kamen.
    Das war unmöglich, denn dieses ungewöhnliche Flüstern erreichte sie von allen Seiten. Sogar von oben.
    Livia hatte sie beobachtet und fragte jetzt: »Na, hörst du es auch?«
    »Ja.«
    »Sie sind da. Sie sind sogar in der Nähe. Jetzt hast du die letzte Chance, die Flucht zu ergreifen. Tu es, bitte. Sofort!«
    »Und was ist mit dir?«
    »Ich muss bleiben!«
    »Willst du den Teufeln denn keinen Widerstand entgegensetzen? Willst du das nicht?«
    »Ich kann es nicht. Sie sind zu stark. Sie haben uns umzingelt, das musst du mir glauben.«
    Das glaubte Carlotta ihr auch. Aber sie fand sich nicht damit ab. Das wollte sie auf keinen Fall. Noch spürte sie die Gefahr, die sich immer mehr verdichtete, nur indirekt, und sie hatte kein Interesse daran, sie direkt zu erleben.
    Es gab noch eine Möglichkeit, wegzukommen. Nicht umsonst besaß sie die Gabe des Fliegens. Auch wenn sie das vor aller Welt verborgen halten musste - von Ausnahmen mal abgesehen -, wollte und musste sie jetzt über ihren eigenen Schatten springen.
    »Wir fliehen!«
    Livia war so überrascht, dass sie kein Wort hervorbringen konnte. Sie stand auf dem Fleck wie eine Salzsäule, und erst als Carlotta auf sie zukam, fand sie die Sprache wieder.
    »Wie willst du das schaffen?«
    »Keine Sorge. Verlass dich auf mich. Komm her.«
    Livia schaute sich erst um, dann nickte sie. Sie war jetzt bereit, nach jedem Strohhalm zu greifen, und sie schaute zu, wie sich Carlotta umdrehte und ihr den Rücken zeigte, bevor sie sich leicht bückte.
    »Klettere auf mich. Und presse dich eng auf meinen Rücken!«
    »Wieso? Ich…«
    »Mach schon!«
    Der letzte kurze Satz war in einem Befehlston gesprochen worden, und das half. Auch wenn Livia nichts begriff, sie tat, was Carlotta von ihr verlangte.
    »Mach dich schmal, bitte.«
    »Ja, und dann?«
    Carlotta gab keine Antwort. Livia bekam sie trotzdem geliefert, denn sie sah mit großem Staunen zu, wie sich rechts und links von ihr Flügel ausbreiteten und Carlotta einen kurzen Anlauf von wenigen Schritten nahm.
    Der reichte aus, um vom Boden abzuheben. Über ihnen befand sich eine Lücke im Geäst, durch die der blaue Himmel wie ein Fleck schien.
    Nach zwei starken Schwingenschlägen hob Carlotta mit ihrem Gast ab, und Livia verstand die Welt nicht mehr…
    ***
    Auch nach recht langer Zeit stieg das
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