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1647 - Engelstadt - Höllenstadt

1647 - Engelstadt - Höllenstadt

Titel: 1647 - Engelstadt - Höllenstadt
Autoren: Jason Dark
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entgegen.
    Sie breitete die Arme aus und genoss die Wärme auf ihrer Haut.
    Es war so wunderbar. Hier erlebte sie Augenblicke, die ein wahrer Genuss waren. Es waren die kleinen Wunder des Lebens, die es im rauen Schottland leider nicht so oft gab.
    Carlotta dachte an ihre Ziehmutter Maxine Wells, die jetzt in der Praxis arbeitete. Wie immer war sie vor dem Ausflug des Vogelmädchens besorgt gewesen, und diese Sorge wollte ihr Carlotta nehmen, indem sie Kontakt mit Maxine aufnahm.
    Carlotta hatte versprochen, dass sie zwischendurch mit ihrem Handy anrief und berichtete, wie es ihr ging.
    Eine Verbindung bekam sie auch hier, und bald hörte sie Maxines Stimme, die ein wenig gehetzt klang.
    »Störe ich, Max?«
    »Nein, du nicht.«
    »Ich bin okay.«
    »Freut mich. Und wo hat es dich hingetrieben?«
    Da musste das Vogelmädchen lachen. »Es tut mir leid, aber das weiß ich selbst nicht.«
    »Wieso?« Jetzt klang die Stimme der Tierärztin schon leicht angespannt.
    »Ich bin einfach nur geflogen und es war wunderbar bei diesem sonnigen Wetter. Jetzt sitze ich hier an einem Teich, schaue auf das Wasser und in die Sonne. Ich genieße die Natur und die Ruhe.«
    »Wunderbar, Carlotta. Bist du allein?«
    »Ja, das bin ich.« Sie lachte. »Hast du gedacht, ich würde mir einen Freund suchen?«
    »Nein, nein, das nicht. Nur sind bei diesem Wetter viele Menschen unterwegs.«
    »Nicht hier.«
    »Okay, ich will dich nicht abwürgen, aber es warten noch eine Menge Patienten. Wann kann ich mit deiner Rückkehr rechnen?«
    »Noch vor dem Dunkelwerden.«
    »Das will ich auch hoffen.«
    »Gut, ich bleibe noch etwas hier, dann starte ich wieder.«
    Maxine war noch immer besorgt. »Und du bist sicher, dass du den Weg zurück findest?«
    »Aber klar doch.«
    »Dann viel Spaß noch.«
    »Danke, dir auch.«
    Die Tierärztin lachte und legte auf. Für sie waren die Tage kein Urlaub, was auch nicht tragisch war. Ihrer Ziehtochter Carlotta gönnte sie diesen Ausflug.
    Manchmal rauschte es hinter Carlotta, wenn wieder mal ein leichter Windstoß in den lichten Wald fuhr. Dann wurden Blätter abgerissen und fielen als Laubregen dem Boden entgegen. Sie landeten auch auf Carlottas Kopf oder glitten von ihren Schultern ab.
    Danach trat wieder die herbstliche Stille ein.
    Der Himmel hatte sein Aussehen nicht verändert. Wie gebügelt lag das seidige Blau hoch über ihr, verziert mit Wolkentupfern.
    Ein paar Minuten wollte sie die Stille noch genießen und auch ein Stück am See entlang spazieren gehen. Die Bewegung würde ihr gut tun. Ihre Flügel konnten sich dabei ausruhen. Sie lagen eng am Körper und verschwammen fast mit der blassgrauen Farbe des Pullovers, der jetzt zu dick war, sodass Carlotta leicht schwitzte.
    Einen ersten Schritt hatte sie bereits gesetzt. Sie hob das Bein, um einen zweiten hinter sich zu bringen, da stoppte sie mitten in der Bewegung.
    Sie hatte etwas gehört.
    Carlotta wusste nicht genau, was es war. Sie dachte sogar an eine Täuschung und daran, dass ihr der Wind einen Streich gespielt hatte.
    Trotzdem blieb sie stehen und lauschte. Da war nichts.
    Nur das leise Rascheln des Laubs, das als dicke Schicht auf dem Erdboden lag.
    Oder doch?
    Es war auf jeden Fall hinter ihr aufgeklungen, und deshalb drehte sich Carlotta um.
    Es hatte sich nichts verändert. Abgesehen davon, dass der Wald jetzt vor ihr lag. Ansonsten dachte sie schon an eine Täuschung und dass ihr die Sinne einen Streich gespielt hatten.
    »Ist da jemand?«
    Als Carlotta die Stimme hörte, zuckte sie zusammen, als hätte sie den berühmten Schlag ins Gesicht bekommen. Jetzt schaute sie genauer hin und bemühte sich, mit ihrem Blick die Lücken zwischen den Bäumen zu durchdringen. Sie dachte an die Stimme, die so zart so ängstlich zugleich geklungen hatte, und sie wusste, wer sich da gemeldet hatte.
    Es war eine Frau gewesen.
    Eine junge der Stimme nach. Möglicherweise die eines Kindes oder eines jungen Mädchens.
    Sie ging einen Schritt nach vorn und bemühte sich, das Laub dabei nicht rascheln zu lassen.
    »Hallo? Ist da jemand?«
    Die Antwort blieb aus. Dennoch war Carlotta davon überzeugt, sich nicht geirrt zu haben. Sie fasste sich ein Herz, fand eine Lücke und schritt in den lichten Wald hinein.
    Umgeben war sie von Laubbäumen. Nur hin und wieder wuchs ein Nadelbaum, auf dessen Ästen die Blätter wie goldene Taler lagen und ihnen einen herbstlichen Schmuck gaben.
    Carlotta setzte ihren Weg fort. Sie ging davon aus, dass die Ruferin sich nicht
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