Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1647 - Der letzte Schlag

Titel: 1647 - Der letzte Schlag
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
verwies sie in einen kleinen Besprechungsraum, der unmittelbar an die Zentrale grenzte. Dort fand sie allerdings nicht nur Barro, über einen Stapel von Druckfolien gebeugt, sondern auch Senktar von Ippezal.
    Barro begrüßte Nadu herzlich. Senktar gab ein paar Knurrlaute von sich, die ebensogut eine Verwünschung wie ein Gruß sein mochten. Nadu hatte eigentlich mit Barro unter vier Augen sprechen wollen. Aber Senktar machte keine Anstalten, sich zurückzuziehen. „Wenn ihr beschäftigt seid, komme ich ein anderes Mal wieder", bot Nadu an. „Was ich zu sagen habe, ist nicht besonders wichtig."
    Damit kam sie aber bei Senktar von Ippezal an den Falschen. „Merkst du was?" keifte er, an Barro gewandt. „Sie will sich in meiner Gegenwart nicht aussprechen. Sie hat etwas auf dem Herzen, das nur du hören darfst."
    Nadu hatte im Grunde genommen nichts gegen den buckligen Zwerg. Sie hielt seine ständige Miesmacherei für eine Attitüde, die er angenommen hatte, um sich interessant zu machen.
    Eigentlich tat ihr Senktar leid. Mit seinem Zwergenwuchs und dem verkrümmten Rücken hatte er es im Leben wahrscheinlich nicht leicht gehabt.
    Aber an diesem Tag war sie selbst gereizt, nicht zuletzt deswegen, weil sie immer noch nicht wußte, ob Tupar Huaynac mit seiner letzten Mitteilung nicht nur wieder einen Annäherungsversuch unternommen hatte. „Wenn du das so genau weißt", fuhr sie den Buckligen an, „warum besitzt du dann nicht die Höflichkeit, uns allein zu lassen?"
    „Da hörst du's!" zeterte Senktar. „Sie hat Geheimnisse ..."
    „Hört auf, ihr beiden!" fuhr Barro Nurtian dazwischen. „Nadu, nimm ihn nicht ernst. Er meint es nicht so, wie er's sagt. Du wolltest etwas mit mir besprechen?"
    „Ja", sagte Nadu.
    Mit knappen Worten berichtete sie von ihrer Begegnung mit Tupar Huaynac und über die Dinge, die sich seitdem abgespielt hatten. Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, da begann Senktar von Ippezal zu lärmen. „Tupar ist einer meiner tüchtigsten Wissenschaftler! Kein anderer kennt sich auf dem Gebiet der Transmitter so gut aus wie er. Du läßt von ihm die Finger, hörst du? Ich kann es mir nicht leisten, daß ihm eine Frau den Kopf verdreht."
    „Ich habe nicht die Absicht, ihm den Kopf zu verdrehen!" fuhr Nadu auf. „Nein, du hast es schon getan!" geiferte Senktar. „Barro, du siehst doch, was hier vorgeht. Erst macht sie sich..."
    „Halt den Mund!" donnerte Barro Nurtian. „Kein Wort von deinen grundlosen Beschuldigungen will ich mehr hören. Sieh zu, ob es nicht anderswo etwas für dich zu tun gibt."
    „Aber ..."
    „Raus!"
    Senktar von Ippezal schlich zur Tür. Als sie sich vor ihm öffnete, wandte er sich noch einmal um und sagte mit weinerlicher Stimme: „Du handelst nicht klug, Barro. Ich meine es doch nur gut..."
    In diesem Augenblick tat er Nadu wieder leid. Sie seufzte. „Er macht mir Sorge", sagte sie, nachdem die Tür sich geschlossen hatte. - „Senktar?"
    „Ja."
    Ein verlegenes Lächeln erschien auf Barros Gesicht. Er war sicher nicht mehr der Jüngste, aber in diesem Augenblick wirkte er wie ein Halbwüchsiger, dem man bei einem Streich auf die Schliche gekommen war. „Ihn mußt du nicht ernst nehmen", sagte er. „Doch. So, wie er mich angiftet, muß ich das. Wenn er nicht behindert wäre, hätte ich ihn schon bei der ersten Begegnung verprügelt."
    Barros Augen leuchteten. „Ja, das traue ich dir zu", rief er voller Begeisterung. „Aber ich bitte dich, Senktar zu verstehen. Ich war mit ihm 27 Jahre lang zusammen. Wir taten an Bord derselben Schiffe Dienst, kämpften Seite an Seite, taten alles gemeinsam. Senktar stammt aus uraltem utikischem Adel. Weil aber Utiker im arkonidischen Vielvölkergemisch nicht sonderlich hoch angesehen sind, hat er nie eine Karriere gemacht, wie es seinen Fähigkeiten entsprochen hätte. So etwas nagt am Selbstbewußtsein. Er ist ein alter Mann und hat vor kurzem erst sein erstes Kommando erhalten. Als ich dann sein Vorgesetzter wurde, dachte er an eine andere Rolle für sich. Er wurde mein Ratgeber, mein Betreuer, meine ... Mutter. Er wollte alle Unannehmlichkeiten von mir fernhalten. Er achtete darauf, daß ich richtig aß und trank. Er gab mir Ratschläge. Er sagte mir, welche Medizinen ich zu nehmen hatte, wenn's mir mal nicht so gutging. Er war ständig um mich herum."
    Barro schlug die Hände zusammen, daß es klatschte, und fing laut an zu lachen. „Er war lästig, anhänglich und penetrant zugleich. Manchmal meinte ich, ich könnte ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher