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1647 - Der letzte Schlag

Titel: 1647 - Der letzte Schlag
Autoren: Unbekannt
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Wissenschaftlern im Stützpunkt Jimmerin zur Verfügung stand, entwickelte sie einen Plan, wie die Auswertung der Meßdaten am sinnvollsten vonstatten zu gehen hätte. Sie benötigte einen ganzen Sektor des Computers für ihre Zwecke. Die dazu erforderliche Bewilligung wurde ihr von Barro Nurtian ohne weiteres erteilt.
    Auf mehreren Monitoren zugleich beobachtete sie den Verlauf der Analyse. Die Positronik würde ihr bei Gelegenheit automatisch jene Resultate vorlegen, die bei der Lösung des Problems am ehesten behilflich sein konnten. Aber Nadu plagte die Ungeduld. Sie wollte sehen, wie die Auswertung sich entwickelte. Sie hatte eine recht deutliche Vorstellung, wie die Ergebnisse aussehen müßten, falls ihre Hypothese richtig war.
    Gegen Mittag am 30. Juli bekam sie die Bestätigung.
    Auf Anraten der Positronik hin hatte sich die Analyse zuletzt auf die D1 und D2-Emissionslinien des Elements Natrium, bei 589,6 und 589,0 Nanometer, konzentriert. Sie zeigten bei Eintreten und Aussetzen der Hyperraum-Parese die deutlichste, am leichtesten nachzuweisende Veränderung.
    Spektroskopische Größen hatten außerdem den Vorteil, daß sie gleich mit drei Naturkonstanten aufs engste verknüpft waren: mit der Lichtgeschwindigkeit, dem Planck’schen Wirkungsquantum und der Feinstrukturkonstanten.
    Der Rat der Positronik trug Früchte. Nadu verglich die Vorgänge, die sich beim ersten Flackern der Toten Zone abgespielt hatten, mit den Meßwerten, die am Vortag aufgezeichnet worden waren. Auf den ersten Blick sah sie, daß ihre Theorie wenigstens im Ansatz richtig war. Die Anpassungsprozesse waren in ihrem Verlauf deutlich voneinander verschieden. Nadu ließ sich die graphische Darstellung der Abläufe mehr als ein dutzendmal vorspielen.
    Erst dann war sie sicher, daß ihre Hypothese nicht nur im Ansatz, sondern auch in der Tendenz von den Meßdaten bestätigt wurde.
    Das hatte sie erwartet: Beim zeitweiligen Erlöschen der Hyperraum-Parese entstand ein Zustand, der irgendwo zwischen der Konfiguration des mit 5-D-Trägheit erfüllten Raumes (diese nannte Nadu Z2) und dem Normalzustand (ZO) lag. Diesem Zwischenzustand, der am 28. Juli zehn Minuten und am darauffolgenden Tag gut zwei Stunden lang Bestand gehabt hatte, gab sie den Namen Zz. Je näher Zz an Z2 lag, desto sanfter verlief die Anpassung.
    Die Kurve der beiden Natrium-Linien zeigte für den 28. Juli ein geringfügiges Absinken bei Erlöschen der Parese und einen ebenso geringfügigen Wiederanstieg zehn Minuten später. Die Anpassung zog sich über mehrere Sekunden dahin. Am 29. Juli dagegen sank die Kurve wesentlich tiefer ab, und der Anpassungsprozeß war abrupter. Er nahm nur 0,8 Sekunden in Anspruch.
    In dem Augenblick, in dem die Tote Zone sich endgültig auflöste, würde Zz gleich Z2. Wie weit die Kurve dann absinken würde, wußte Nadu nicht. Schließlich handelte es sich bei der Aufzeichnung nicht um ein simples Frequenzüber-Zeit-Diagramm. Die Ordinate war vielmehr eine komplexe, fünfdimensionale Größe, die auf ähnliche Weise errechnet wurde wie die Strangeness. Etwas anderes aber war klar: Der Übergang von einem Zustand zum ändern würde sich in kürzester Zeit vollziehen, wahrscheinlich binnen weniger Mikrosekunden.
    Nadu Imeiri wußte, wie sie vorzugehen hatte. Die Positronik erhielt den Auftrag, die Emissionslinien des Natriums mit besonderer Aufmerksamkeit zu beobachten und in regelmäßigen Abständen Auswertungen der aufgezeichneten Daten vorzunehmen. In dem Augenblick, in dem der Verlauf der beiden Linien sich zu ändern begann, sollte das Intervall zwischen je zwei Analysen auf acht Nanosekunden verkürzt werden. Auf diese Weise konnte der Anpassungsvorgang mit ausreichender Genauigkeit protokolliert werden.
    Nadu war mit der geleisteten Arbeit zufrieden. Sie hatte von Myles Kantor gehört, dem wichtigen terranischen Wissenschaftler. Sie hätte gerne erfahren, was er von der Nachweismethode hielt, die sie soeben entwickelt hatte. Aber Kantor war mit der Drachenflotte unterwegs nach NGC 6503, abgesehen davon, daß es im Augenblick keinen Hyperfunkverkehr gab. Sie kannte den Namen eines seiner Mitarbeiter: Boris Siankow. Ihn würde sie ansprechen, sobald die Tote Zone wieder flackerte, um seine Meinung zu hören.
    Mittlerweile zeigte das Chronometer 17.50 Uhr allgemeiner Zeit. Nadu kam zu Bewußtsein, daß sie seit zirka acht Stunden keinen Bissen mehr zu sich genommen hatte. In der Nähe des Labors, kaum mehr als 100 Meter den Korridor hinab,
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