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1625 - ... dann holt dich der Teufel

1625 - ... dann holt dich der Teufel

Titel: 1625 - ... dann holt dich der Teufel
Autoren: Jason Dark
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gab keinen Mensehen, der ihm Angst eingejagt hätte. Und dann sah er die Frau!
    Sie schlenderte herbei. Sie musste einfach aufgrund ihrer Erscheinung auffallen. Bekleidet war sie mit einem dunklen Ledermantel, der sehr eng ihre Gestalt umschloss. Das allein war nicht unbedingt so auffällig. Es gab etwas anderes, das sie von den übrigen Reisenden abhob.
    Das Gesicht und die Haare!
    Im ersten Moment hatte Mike Short das Gefühl, eine Marilyn Monroe vor sich zu sehen. Das sehr helle Haar, der ebenfalls lockige Schnitt, und dann das Gesicht mit dem rot geschminkten Kussmund. Auch sonst erinnerte vieles an die Schauspielerin, einschließlich des Schwungs ihrer Hüften beim Gehen.
    Mike Short stockte der Atem. Er wusste ja, dass Marilyn nicht von den Toten auferstanden war, doch diese Ähnlichkeit war schon verblüffend.
    Das hatte er noch nie so gesehen.
    Ihm fiel kaum auf, dass er seine Lippen bewegte. Aber er sagte auch nichts, hielt einfach den Atem für einen Moment an - und drehte seinen Kopf schnell zur Seite, als die Frau ihn mehr zufällig anschaute. Sie lächelte sogar.
    Er konnte nicht zurücklächeln. Er stand unter einem zu großen Druck und senkte den Blick. Zum Glück wurde er durch das Einlaufen des Zugs abgelenkt. Es war vorbei mit der Ruhe. Ein langes Ungetüm schob sich in den Bahnhof, wurde langsamer und kam schließlich zum Stehen.
    Es war so weit. Einsteigen, den reservierten Platz suchen, abfahren.
    Hinein in die Nacht und die Dunkelheit. Vielleicht konnte Mike die Augen schließen und etwas Schlaf finden. Darauf wetten wollte er allerdings nicht.
    Über seine Lippen huschte zum ersten Mal ein Lächeln, als er in das leere Abteil hineinschaute, das ihm ganz allein gehörte.
    Jetzt hoffte Mike Short nur, dass dies auch so bleiben würde. Die Garantie hatte er nicht, denn der Zug würde zwischendurch einige Male anhalten.
    Er rammte die Schiebetür hart hinter sich zu. Am liebsten hätte er sie abgeschlossen. Das war leider nicht möglich. Er hätte schon einem Schaffner den Schlüssel abnehmen müssen.
    Sein Platz befand sich am Fenster. Auch wenn es bald völlig dunkel sein würde, er wollte hinausschauen und sich von der an ihm vorbeifliegenden Landschaft beruhigen lassen. Das war am besten. Da konnte er sich vielleicht erholen.
    Noch stand der Zug. Aus den Nachbarabteilen hörte er Geräusche. Auch eine Männer-und eine Frauenstimme. Ein scharfes Lachen, danach war es still.
    Ich werde es schaffen!, hämmerte er sich ein. Ich muss es schaffen! Ich kann mich nicht fertig machen lassen. Ich muss die anderen warnen. Es war zu viel. Wir sind einen gewaltigen Schritt zu weit gegangen. Das steht fest.
    Seine Gedanken wurden unterbrochen. Vor der Tür gingen zwei junge Männer entlang, die mit ihren Rucksäcken gegen die Scheibe stießen, aber zum Glück ihren Weg fortsetzten.
    Mike Short bekam den Ruck mit, der durch den Zug ging. Einen Moment später fuhr die lange Schlange der Wagen an, und Mike schloss für einen Moment die Augen. Er glaubte, die erste Hürde genommen zu haben, denn bisher hatte man ihn in Ruhe gelassen. Es war kein zweiter Reisender in das Abteil gekommen.
    So schlecht waren die Vorzeichen nicht. Erleichterung erfasste ihn, aber die Angst blieb trotzdem.
    Der Zug verließ den Bahnhof. Mike schaute aus dem Fenster. Die Lichter verschwammen, und wenig später waren sie ganz verschwunden.
    Mike Short atmete tief durch.
    Er lächelte sogar.
    Das Lächeln verschwand, als er links von sich ein Geräusch hörte. Es war entstanden, weil die Tür aufgerissen wurde und ein Reisender das Abteil betrat.
    Short drehte den Kopf. Seine Augen weiteten sich.
    Er kannte die Frau, die das Abteil betreten hatte. Auf dem Bahnsteig hatte er sie gesehen.
    Es war die Blondine im Ledermantel!
    ***
    Eigentlich hätte der Reporter Bill Conolly schon längst in London sein können. Dass dem nicht so war, lag an ihm selbst. Er hatte sich von Bekannten überreden lassen, noch zwei Stunden zu bleiben und den Nachtzug zu nehmen.
    Der Anlass für seine Reise war eigentlich ein trauriger gewesen. Die »alte Feder« war gestorben. So hatte man den Professor schon damals genannt, als er noch an der Uni gelehrt hatte und Bill Conolly oft in seinen Vorlesungen gewesen war.
    Der Mann war klasse gewesen. Aber auch sehr streng. Bei ihm konnte man was lernen, und das hatte Bill auch. Wer durch seine Schule gegangen war, der fand in den Medien immer einen Job. Das war zumindest damals so gewesen.
    Heute sah es anders aus.
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