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1623 - Der Zombie-Rabe

1623 - Der Zombie-Rabe

Titel: 1623 - Der Zombie-Rabe
Autoren: Jason Dark
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jedoch.
    Sie spürten den leichten Druck an ihren Armen, bevor Fabricius sie darum bat, den Weg fortzusetzen.
    Jetzt wollten sie auch unbedingt das Ziel sehen.
    Die Raben blieben über ihren Köpfen. Manchmal sanken die Tiere auch so tief, dass die Männer den Luftzug der Flügel an ihren Haaren spürten.
    Der Schnee war jetzt ganz verschwunden, und sie mussten über glatten Fels gehen.
    Sie schauten in die Mulde.
    Ohne sich abgesprochen zu haben, stoppten sie ihre Schritte.
    Urs und Mario hatten sich zuvor so gut wie keine Gedanken gemacht.
    Aber was sie jetzt zu Gesicht bekamen, das konnte man schon als eine faustdicke Überraschung bezeichnen.
    In der Mitte dieser felsigen Mulde stand eine Figur oder so etwas wie ein Denkmal.
    Es war ein riesiger schwarzer Rabe aus Stein!
    ***
    Der Anblick raubte den beiden Männern zwar nicht den Atem, aber er traf sie so tief, dass sie zunächst mal nichts sagten und sich nur den Raben anschauten.
    Am Himmel hatten sich einige Wolken gebildet und nahmen der Sonne die Strahlkraft, sodass sie nicht geblendet wurden und alles genau erkannten.
    Der Rabe war naturgetreu nachgebildet worden. Nur in einer überdimensionalen Größe. Er stand auf seinen beiden Füßen, hielt die Flügel gespreizt und den Kopf mit dem langen spitzen Schnabel gesenkt, als wollte er damit jeden Moment zuhacken.
    Etwas Derartiges in dieser Bergwelt zu finden hatte sie völlig überrascht, und sie überkam das Gefühl, vor etwas Besonderem zu stehen.
    Sie fragten sich, warum sie noch nie davon gehört hatten, denn diese Gegend lag nicht völlig einsam. Es gab genügend Skiläufer und im Sommer auch Wanderer, die sie durchstreiften, und eine solche Figur musste ihnen einfach auffallen.
    Fabricius störte das Schweigen seiner beiden Freunde. Er wollte eine Antwort haben.
    »Nun, was seht ihr?«
    Mario gab die Antwort. »Was hätten wir denn sehen sollen?«, fragte er. »Ihn!«
    »Du meinst die Figur?«
    »Ja, den Raben.«
    »Wir sehen ihn«, flüsterte Urs Hoffmann. »Er steht auf dem Grund der Mulde.«
    »Ja, da gehört er hin.«
    »Dann kennst du ihn und weißt auch, wie er aussieht - oder?«
    »Ich kann ihn euch beschreiben.«
    »Nein, nein, schon gut.«
    Urs Hoffmann und Mario Montini hatten sich noch immer nicht von ihrer Überraschung erholt. Sie begriffen nicht, weshalb sie der blinde Mann gerade an diese Stelle geführt hatte. Da stand dieser Rabe, dieses Denkmal aus poliertem Stein, das jemand hergeschafft haben musste und das im Winter unter einer dicken Schneeschicht verborgen war.
    Dass dieser Steinrabe hier stand, musste eine Bedeutung haben, und ihrer Meinung nach stand er auch mit den Tieren in Verbindung, die sich über ihnen zusammengefunden hatten.
    »Habt ihr ihn genau gesehen?«
    »Ja«, sagte Mario. »Er ist ja nicht zu übersehen.«
    Fabricius nickte. »Er ist sehr echt, nicht wahr?«
    »Das kann man wohl sagen. Wer hat ihn geschaffen?«
    Auf diese Frage hörten sie ein Lachen, das war alles. Die Antwort würden sie bestimmt später erhalten, aber sicherlich nicht hier am Rand der Mulde.
    »Lasst uns zu ihm gehen, Freunde. Ihr sollt ihn euch aus der Nähe ansehen.«
    Urs Hoffmann musste einfach eine Frage loswerden. »Und du kennst ihn auch?«
    »Ja, sehr genau sogar. Jede Einzelheit.«
    »Obwohl du blind bist?«
    »Obwohl ich blind bin. Aber manchmal sehen Blinde mehr als normale Menschen. So, und jetzt bringt mich zu ihm. Ich will in seiner Nähe sein, und ihr sollt es auch.«
    Wieder schauten sich die beiden Bergfreunde an. Dass es so laufen würde, daran hätte keiner von ihnen gedacht. Ihre Blicke sagten, dass sie sich nicht eben wohl fühlten. Da kam unter Umständen noch einiges auf sie zu, über das sie nicht glücklich sein konnten.
    Fabricius zerrte an ihren Armen. Er wollte es endlich hinter sich bringen.
    Sie konnten sich nicht dagegen wehren, und so rutschten sie gemeinsam mit dem Blinden den schrägen und durch die Nässe glatt gewordenen Hang hinab.
    Unten angekommen, wurde ihnen klar, wie groß der Rabe war. Sie standen jetzt auf gleicher Höhe mit ihm und mussten erkennen, dass er ihnen bis zu den Köpfen reichte. Sie vermieden es, sich unter den Schnabel zu stellen, denn der sah aus, als könnte er jeden Moment blitzschnell und brutal zuhacken.
    Den Blinden hatten sie losgelassen. Sie wollten jetzt weitere Fragen stellen, um etwas von ihrem Unwohlsein loszuwerden, aber sie wurden durch Fabricius abgelenkt. Der Mann war blind, doch jetzt bewegte er sich wie ein Sehender.
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