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1612 - Der letzte Flug der LIATRIS SPICATA

Titel: 1612 - Der letzte Flug der LIATRIS SPICATA
Autoren: Unbekannt
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halt!
    Das Gebilde kam langsam in Sicht, und Valdez schluckte heftig, als er es sah. Zwanzig Meter lang, drei Meter dick, zylindrisch, mit einer Spitze und einer Düsenöffnung am hinteren Ende.
    Ein Weltraumtorpedo.
    Er trieb knapp dreihundert Meter neben der LIATRIS SPICATA, und Valdez hätte das Gebilde in der unendlichen Schwärze fast übersehen. Aber bei einer unwillkürlichen Bewegung seines Handscheinwerfers war der Strahl für einen kurzen Augenblick von dem Körper zurückgeworfen worden, und nach kurzem Suchen hatte Valdez ihn im Licht fixieren können.
    Das Ding war garantiert noch scharf.
    Im Klartext hieß das: Sollte, egal aus welchem Grund, die LIATRIS SPICATA jemals wieder zu technischem Leben erwachen, würde im gleichen Augenblick auch der verflixte Torpedo seine mordlüsterne Existenz wieder beginnen. Und bei dem verschwindend geringen Abstand zwischen der LIATRIS SPICATA und diesem Geschoß bedeutete das für die LIATRIS SPICATA noch eine Lebenserwartung von ein paar Millisekunden. „Ist alles in Ordnung, Escobar? Du hast lange nichts mehr gesagt."
    „Hier ist alles bestens", log Escobar Valdez. „Ich komme zurück in die Zentrale."
    Es machte keinen Sinn, die Besatzung zu informieren. Das Leben im Inneren der LIATRIS SPICATA war beschwerlich genug. Ein paar Wochen noch, so hatte Valdez ausgerechnet, würden die Vorräte reichen, danach war das Schicksal der Menschen besiegelt. Hunger, Durst und die sich langsam ausbreitende Kälte würden letztlich den Sieg über menschlichen Überlebenswillen, über Mut und Entschlossenheit und Einfallsreichtum davontragen.
    Und wenn das nicht geschah, wenn wie durch ein weiteres Wunder die Welt zur LIATRIS SPICATA zurückkehren sollte, dann würde der widerwärtige Torpedo die Existenz des Schiffes beenden, nur wesentlich schneller.
    Escobar Valdez kehrte in das Schiff zurück.
    Er warf noch einen letzten Blick nach draußen, bevor er die Verschlüsse der äußeren Schleuse einrasten ließ.
    Dieses letzte Bild der Sterne wollte Valdez sich einprägen. Dieses atemberaubende, schweigende Glitzern und Gleißen, das einen Menschen sich zugleich winzig klein und doch großartig fühlen lassen konnte.
    Und wenn er es schaffte, wollte er sich dieses Bild vor seinem inneren Auge vergegenwärtigen, wenn dieser letzte Flug der LIATRIS SPICATA irgendwann sein tödliches Ende finden würde.
    Er warf einen Blick auf das Armbandchronometer. Valdez trug es immer noch, obwohl sich an der Anzeige nichts geändert hatte; wahrscheinlich lag es daran, daß der Syntron in der Uhr ebenso ausgefallen war wie der große Bordrechner. Die Uhr zeigte immer noch den 10. Januar 1200 NGZ.
    Valdez wußte aber, daß die Zeit - wenn es sie denn überhaupt noch gab - inzwischen vorgerückt war auf Mitte Mai 1200 NGZ. Das Warten auf das unwiderrufliche Ende dieses letzten Fluges der LIATRIS SPICATA konnte weitergehen
     
    3.
     
    Ein früher Morgen lag trüb über Terrania. Von den Bergen her wehte ein stickiger Wind und trieb abgestorbene Büsche über das Feld des Raumhafens, als die ODIN sich auf das Feld hinabsenkte und schließfich zum Stillstand kam.
    Kein lauter Jubel, keine große Feier, nur die wiederaufgenommene Routine zahlloser Landungen wurde abgespult. Der Alltag hatte das Geschehen schon nach wenigen Stunden wieder in seinem Griff. Nur scharfe Augen waren imstande, die Veränderungen wahrzunehmen, die es gegeben hatte und von denen einige wohl Dauer und Bestand haben würden.
    Reginald Bull und Julian Tifflor hatten sich am Raumhafen eingefunden, um Perry Rhodan abzuholen. Die Begrüßung fiel knapp und sachlich aus. Die Unterhaltung zum Stand der Lage begann bereits wenige Augenblicke, nachdem sich der Gleiter in Bewegung gesetzt hatte. „Wie sieht es an Bord aus?" fragte Reginald Bull.
    Perry Rhodan preßte kurz die Lippen aufeinander; seine grauen Augen überzogen sich für einige Sekundenbruchteile mit einem Schleier. „Sieben Tote", sagte er mit leiser, rauher Stimme. Vor körperlicher Erschöpfung war er als Aktivatorträger gefeit. Die Spuren der starken seelischen und emotionalen Belastung waren nur für seine erprobten Freunde zu erkennen - und Rhodan seinerseits konnte sehen und spüren, welch harte Arbeit die Freunde auf der Erde und den anderen Welten des Sonnensystems zu leisten gehabt hatten. „Und bei euch?"
    Reginald Bull antwortete mit einem Achselzucken. Julian Tifflor senkte den Blick. „Zu viele", sagte er leise. „Bis alle Daten ausgewertet sind, wird
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