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1607 - Totenlied der Diva

1607 - Totenlied der Diva

Titel: 1607 - Totenlied der Diva
Autoren: Jason Dark
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treffen, und deshalb hob er beide Arme an. Mit beiden Händen hielt er die Pistole umklammert. Er kam sich plötzlich vor wie auf dem Schießstand im Keller des Klosters. Die Mündung zeigte genau auf den Kopf seines Feindes.
    Dabei musste er sein Gewicht zwangsläufig auf die rechte Seite verlagern, um nicht einzuknicken. Der Schmerz war nach wie vor da, aber er ignorierte ihn.
    Sein rechter Zeigefinger berührte bereits den Abzug. Er schaltete alle Nebengedanken aus und konzentrierte sich nur auf dieses eine wichtige Ziel.
    Jetzt schießen!
    Es klappte nicht, denn Randolf machte ihm einen Strich durch die Rechnung. So starr er auch gestanden hatte, das war plötzlich vorbei, denn er bewegte sich so schnell, dass Godwin erschrak. Es war nur ein leichtes Zusammenzucken, das sich allerdings auf seinen rechten Zeigefinger übertrug.
    Er drückte ab.
    Der Abschussknall zerriss die Stille, und Godwin wusste sofort, dass er nicht getroffen hatte. Er hatte den Schuss verrissen und beging zudem noch den Fehler, sein Gewicht auf das falsche Bein zu verlagern, sodass er links einknickte.
    In den folgenden Sekunden kam er zu keinem Schuss mehr, und das nutzte Randolf aus.
    Sein wilder Kampf schrei schrillte dem Templer in den Ohren, der zugleich sah, wie schnell sein Gegner war. Randolf rannte in direkter Linie auf ihn zu. Er setzte jetzt alles auf eine Karte und schwang sein Schwert von einer Seite zur anderen. Wie er das tat, sah es so aus, als wollte er Godwin enthaupten.
    Nur ein schneller Treffer konnte den Templer retten. So drückte Godwin ab, ohne groß auf eine bestimmte Körperstelle zu zielen. Er schoss und traf! Es war wohl im letzten Augenblick. Der harte Einschlag der Kugel stoppte die Vorwärtsbewegung des Ritters. Randolf taumelte zwar noch drei, vier Schritte weiter, dann musste er sich zur Seite drehen und rutschte zudem mit dem rechten Fuß weg und fiel hin.
    Er schrie wütend auf, denn er wusste jetzt, dass er verloren hatte.
    Godwin konnte das Risiko eingehen und näherte sich ihm. Jetzt sah er, dass Randolf an der rechten Schulter getroffen war. Der Ritter hatte Mühe, seine Schmerzen nicht so offen zu zeigen. Aber er war von einer so starken Kraft beseelt, dass er es schaffte, sich halb aufzurichten und in einer sitzenden Stellung zu bleiben.
    Eine Schrittlänge vor ihm blieb der Templer stehen.
    »Ich denke, dass dies dein endgültiges Ende ist, Randolf von Eckenberg. Du wirst es nicht mehr schaffen, mich zu besiegen, und ich bin hier, um dir den Rest zu geben.«
    Randolf gab ihm keine Antwort. Seinen Kopf hatte er leicht in den Nacken gelegt, damit er seinen Feind anschauen konnte. In seinen Augen funkelte es. Es war das Gefühl des Hasses, das ihn auch jetzt nicht verlassen hatte.
    »Du hast noch nicht gewonnen, Godwin de Salier. Noch lebe ich.«
    »Ja, aber nicht mehr lange. Ich werde dich hinrichten, denn nichts anderes hast du verdient.«
    Randolf lachte. »Das glaube ich nicht. Nein, das kann ich nicht glauben.«
    »Ach ja?«, höhnte Godwin. »Was macht dich denn so sicher? Weißt du noch immer nicht, wann es Zeit ist, aufzugeben?«
    »Doch, das weiß ich. Aber nicht jetzt!« Sein Gesicht zeigte plötzlich ein hässliches Grinsen, und das hätte den Templer warnen müssen. Aber er war zu sehr auf seinen Feind konzentriert, dass er nicht mitbekam, was in seiner Nähe ablief.
    Bis er den Gesang hörte.
    Nur nicht mehr fern, sondern direkt hinter ihm.
    Er wollte herumfahren, schaffte es aber nur bis zu Hälfte. Denn da traf ihn der Schlag der beiden knochigen Fäuste und schleuderte ihn zu Boden.
    Als er aufprallte, hörte er Landru nicht mehr singen, sondern schaurig lachen.
    ***
    Und dann war ich da!
    Wo ich mich genau befand, war mir unklar. Ich musste mich erst noch umschauen und auch meine Benommenheit abschütteln.
    In meinen Ohren klang noch der Gesang nach, den ich auf meiner ungewöhnlichen Reise gehört hatte. Jetzt war dieses Klagelied verstummt, und ich stand in der Stille einer fremden Umgebung.
    Dann der erste Blick.
    Zunächst war nicht viel zu sehen, denn so etwas wie Wolken oder Nebelstreifen nahmen mir einen Teil der Sicht. Ich erkannte trotzdem das Gebilde aus Stein in meiner Nähe. Es war mit einem Torbogen zu vergleichen. Allerdings nicht offen, denn das Gebilde hatte eine steinerne Rückwand. Ich sah sogar eine Steinbank darin und wurde an ein Wächterhaus erinnert, wobei man diesen seltsamen Bau auch als Grabmal einstufen konnte.
    Da er leer war, interessierte er mich nicht
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