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1607 - Totenlied der Diva

1607 - Totenlied der Diva

Titel: 1607 - Totenlied der Diva
Autoren: Jason Dark
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Godwin.
    »Ja, ja…«
    »Und?«
    Landru grinste wieder. Es war der erste Teil seiner Antwort. Der zweite folgte sehr schnell, denn plötzlich ließ er sich in die Knie sinken und nahm auf einem Stein Platz, der so hoch war, dass er als Sitzunterlage dienen konnte.
    »Ist das deine Antwort?«
    Die Diva nickte. Einen Moment später geschah etwas, womit der Templer nicht gerechnet hatte.
    Landru starrte in die Ferne und wirkte dabei sehr starr. Aber dann fing er damit an, sein Totenlied zu singen. Oder das, was der Templer für ein solches hielt.
    Schon nach den ersten Tönen hörte er, dass es kein Lied war, das einen Menschen erbauen oder fröhlich stimmen konnte. Es war ein Klagelied, das auch zu einer Totenfeier hätte gehören können.
    Der Gesang begann mit einer recht tiefen Stimmlage, die aber nicht so blieb. Aus dem Bass wurde ein Bariton, der sich ebenfalls nicht lange hielt, denn die Stimme griff nach den hohen Tönen und verwandelte sich in einen Tenor.
    Das Lied enthielt kein Wort. Es war nur die Melodie vorhanden, die in die Stille dieser Welt drang und sie auf eine traurige Weise erfüllte, als sollten alle Wesen, die sich hier unsichtbar versammelt hatten, diese Elegie hören.
    Der tenorale Klang war nicht der letzte, den der Templer zu hören bekam, Landru zeigte wirklich, was er drauf hatte, und seine Stimme erreichte das Falsett. Jetzt hörte es sich an, als säße eine singende Frau vor dem Templer.
    Seinen Ohren tat der Gesang nicht gut, aber er musste ihn aushalten, denn Godwin dachte daran, dass Landru sich nicht grundlos so verhielt.
    Er wollte etwas bezwecken, aber es ereignete sich auch nichts, als Landru noch einen allerletzten und sehr hohen Ton produzierte, bevor es still wurde.
    Sehr still, das Gefühl hatte zumindest der Templer. Er sagte auch nichts und wartete darauf, ob ihm der Sänger eine Erklärung geben würde.
    Das trat nicht ein. Landru blieb still und schien seinem eigenen Gesang nachzulauschen.
    Die Diva saß vor ihm. Mit dem Fuß tippte der Templer gegen ihre rechte Schulter.
    »He, was soll das? Wolltest du mir ein Ständchen bringen? Oder warum hast du gesungen?«
    »Es geht nicht mehr weiter.« Godwin tat, als hätte er nicht verstanden.
    »Wie? Was hast du gerade gesagt?«
    »Es ist das Ende.«
    »Aha. Und weiter?«
    »Ja, das Ende. Du wolltest doch herkommen.«
    »Meinst du das Ende dieser Welt?«
    »Ja, denn hier bleibe ich.«
    »Und deshalb hast du gesungen?«
    »Genau. Er muss Bescheid wissen. Er hat meinen Gesang gehört. Er wird bald hier sein.«
    »Wie schön. Und wer ist es?«
    »Du kennst ihn doch. Du kennst ihn uns der alten Zeit, wie ich inzwischen weiß.«
    »Randolf von Eckenberg?«
    »Ja, er ist der Ritter in dieser Welt. Er hat zu uns wunderbar gepasst. Durch meinen Gesang weiß er, wo er mich und auch dich finden kann. Warte nur ab.«
    So hatte sich Godwin de Salier den Fortgang nicht vorgestellt. Aber er konnte es nicht ändern. Er war mit der Diva gegangen und hatte dies selbst gewollt.
    Er glaubte auch nicht, dass Landru ihn belogen hatte. Sein Gesang würde den Feind anlocken.
    Noch war er nicht zu sehen, aber diese dünnen Wolkenschleier nahmen ihm einen Teil der Sicht. Dafür dämpften sie die Geräusche, und plötzlich hörte Godwin das dumpfe Aufschlagen von Hufen auf dem steinigen Boden. Er zuckte zusammen und sah das, was er erwartet hatte.
    Rudolf von Eckenberg saß auf einem Falben. Er hatte seine Rüstung nicht übergeworfen. Er sah aus wie bei der ersten Begegnung, aber das Kampfschwert hielt er bereits in der Hand, und sein Ziel war klar, denn er galoppierte auf den Templer zu, wobei wütende Laute aus seinem Mund wehten.
    »Jetzt wirst du sterben!«, schrie Landru mit schriller Stimme und lachte ebenso schrill…
    ***
    Die Diva kannte den Templer nicht. Obwohl er schon seit Jahren in der anderen Zeit lebte, hatte er nichts vergessen. Die alten Kampftechniken des Rittertums waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen, und mit diesem Wissen versehen, erwartete er den ersten Angriff seines Feindes, der die Attacke sehr schnell ritt.
    Er hockte nicht geduckt auf seinem Tier, sondern hoch aufgerichtet, und er schwang sein Schwert so leicht, als hätte es kaum Gewicht.
    Etwas vermisste der Templer. Es war der Lichtstrahl, der den Angreifer bei ihrem ersten Kontakt begleitet hatte. Den brauchte er hier offenbar nicht, er war hier in seiner ureigenen Welt, ein mörderischer Reisender der Zeit.
    Er jagte weiter. Er lachte dem Templer entgegen und
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