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1605 - Blutnacht - Liebesnacht

1605 - Blutnacht - Liebesnacht

Titel: 1605 - Blutnacht - Liebesnacht
Autoren: Jason Dark
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mich zu viel.«
    Harry winkte ab. »Das weiß deine Freundin wahrscheinlich selbst nicht.«
    »Ja, das kann auch sein.«
    »Und dann ist sie noch Polizistin«, bemerkte Harry.
    Die Antwort gefiel Dagmar nicht. »Was soll das denn? Polizisten sind schließlich auch Menschen.«
    »Ja, das sind sie. Ich kann nur nicht begreifen, dass sich eine Polizeibeamtin so verhält. Es kann auch sein, dass sie mit offenen Augen in eine Falle rennt.«
    »Ach, denk doch nicht immer gleich so negativ. Es kann auch ganz anders laufen.«
    Harry Stahl lächelte. »Das macht die Erfahrung, Dagmar. Wenn ich an Friedhöfe denke, dann habe ich immer auch etwas anderes im Sinn. Zombies oder auch Ghöuls und…«
    »Hör auf damit. Es gibt auch andere und völlig normale Friedhöfe, und die sind in der Mehrzahl.«
    »Hoffen wir’s.«
    »Du musst dir keine Sorgen machen. Irgendwann in der nächsten halben Stunde wird sie anrufen und sagen, dass alles in Ordnung ist. Sie will diesen Darius an die Bar des Hotels bringen, und dort können wir ihn uns ja mal anschauen.«
    Harry reckte sich. »Glaube weiter daran. Ich mache mir meine eigenen Gedanken.«
    »Ja, tu das.«
    »Und jetzt steige ich aus.«
    Dagmar schaute ihren Partner leicht überrascht an. »Warum willst du das denn?«
    »Ganz einfach. Ich möchte mir nur mal ein wenig die Beine vertreten. Hier wird man vom Sitzen noch ganz steif.«
    »Gib nur darauf acht, dass du dir nichts abfrierst.«
    »Keine Sorge.« Er grinste. »Ich bin bestens eingewickelt.«
    »Dann wünsche ich dir viel Spaß.«
    Harry öffnete die Tür. Augenblicklich schlug ihm die Kälte entgegen, und er war froh, dass kein Wind herrschte, sonst hätte er in sein Gesicht gebissen.
    Er drückte die Tür leise wieder zu und hatte das Gefühl, in einer tiefen Stille zu stehen. Das änderte sich wenig später, als er sich an die Umgebung gewöhnt hatte. So still war es doch nicht. Auch wenn die Natur unter dem dicken weißen Tuch lag, so war sie nicht ganz gestorben. Irgendetwas in ihr lebte noch. Er hörte hin und wieder ein Knacken, wenn in seiner Nähe das Eis brach. Auch über ihm tat sich etwas. Da scheuerte der harte Schnee über das Geäst hinweg, und an einige Stellen fielen kleine Eisstücke zu Boden.
    Ansonsten sah und hörte er nichts. Auch auf dem Friedhof tat sich nichts, was sein Misstrauen erregt hätte. Er konnte weiterhin die Stille einer Winternacht genießen.
    Genau bis zu dem Zeitpunkt, als sie brutal durch einen Schrei zerrissen wurde. Damit hatte selbst der misstrauische Harry Stahl nicht gerechnet.
    Er zuckte zusammen, als hätte man ihm einen Schlag versetzt.
    Es war ein schriller und auch heftiger Schrei gewesen, und er war aus einer bestimmten Richtung gekommen. Und zwar von dort, wo der Friedhof lag.
    Und es war ein Frauenschrei gewesen. Das hatte er genau gehört.
    In den nächsten Sekunden tat er nichts. Er wartete nur darauf, dass sich der Schrei wiederholte. Da hatte er Pech, denn er vernahm nichts und wurde wieder von der Stille umhüllt.
    Kein Tierschrei, sondern der eines Menschen. Und dieser Mensch, diese Frau, befand sich in Not. Dabei konnte es sich nur um Dagmars Freundin Anne Höller handeln.
    Harry fuhr herum und riss die Wagentür auf. So heftig, dass Dagmar erschrak.
    »Was ist denn los?«
    »Wir müssen weg. Komm!«
    »Und wohin?«
    »Zum Friedhof.«
    »Mein Gott, was ist denn los?«
    »Das erzähle ich dir gleich. Steig einfach aus, dann sehen wir weiter.«
    Dagmar stellte keine Fragen mehr. Wenn Harry so reagierte, war etwas im Busch, und auch sie dachte mit Schrecken an ihre Freundin Anne Höller.
    ***
    Nebeneinander gingen sie durch den Schnee. Es gab keine normalen Wege, und die Schneedecke war nicht eben dünn. Beim Gehen sanken sie schon ein, denn die weiße Pracht reichte ihnen bis zu den Schienbeinen.
    Den Blick hielten sie auf den Friedhof gerichtet, und sie hatten auch einen zweiten Schrei gehört. Nicht mehr so laut wie den ersten, aber unüberhörbar.
    Beide atmeten heftig. Sie sprachen nicht, doch ihre Gedanken drehten sich nur um ein Thema.
    Wer so schrie, der befand sich in großer Gefahr, und dabei konnte es sich nur um Anne Höller handeln.
    Die Mauer rückte näher. Und weil es so mondhell war, gelang ihnen auch der Blick darüber hinweg, aber zu sehen gab es leider nichts.
    Es war kein großes Gelände, auf dem die Toten lagen. Das wussten beide. Trotz des Mondscheins jedoch war es schlecht zu überblicken, und als sie schwer atmend die Mauer erreichten und
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