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1604 - Panoptikum des Schreckens

1604 - Panoptikum des Schreckens

Titel: 1604 - Panoptikum des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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Denkst du denn noch an mich?«
    Purdy fand die Frage überzogen. Sie gab auch keine Antwort darauf, sondern fragte: »Wo steckst du denn?«
    »Geh immer weiter.«
    »Und dann?«
    »Vertrau mir.«
    Innerlich musste sie lachen, auch wenn ihr danach nicht zumute war.
    Was konnte sie auch anderes tun, als ihm zu vertrauen? Da gab es keine Möglichkeit, und so schickte sie ein lautes »Ja!« in die leere Umgebung vor sich.
    Die Staatsanwältin war noch klar bei Verstand. Sie hatte sehr wohl herausgehört, wie hallend sich die Stimme des Jungen angehört hatte. Es musste nicht unbedingt sein, dass er sich hier im Gang aufhielt, sondern in einem größeren Raum, der deshalb einer Stimme mehr Power und Hall gab.
    Nach dem übernächsten Schritt fing sie an zu zwinkern. Es war ihr schon etwas aufgefallen. Zwar nicht in ihrer unmittelbaren Umgebung, aber weiter vorn hatte sich etwas verändert. Da war die Dunkelheit verschwunden und war einem blassen Schein gewichen, der aussah wie ein silbriger Nebel.
    Auch das nahm sie nicht als normal hin. Ohne dass sie dafür einen Beweis gehabt hätte, kam er ihr vor wie ein Gruß aus einer Welt, die jenseits der normalen lag.
    Damit konnte man eine Purdy Prentiss auch nicht überraschen. Die Phase ihres Unwohlseins war vorbei. Sie war einer gewissen Neugierde gewichen, auch wenn Purdy wusste, dass es sehr gefährlich für sie werden konnte.
    Sie hatte hier keine Freunde. Ihr einziger Freund war John Sinclair. Auch wenn er das Haus erreicht haben sollte, wie konnte er sie finden, wenn die Klappe der Falltür wieder geschlossen war?
    Auf John konnte sie nicht setzen.
    Erst einmal war da dieser Schein. Noch verhalten und wenig intensiv.
    Aber er erweckte Hoffnung, und sie ging immer weiter darauf zu. Sogar ein Lächeln umspielte ihre Lippen, und wenn sie Atem holte, tat es ihr gut. Da fühlte sie, dass immer mehr Kraft in ihren Körper zurückkehrte.
    Plötzlich war der Gang zu Ende. Doch das nahm sie nur am Rande wahr. Ihr Augenmerk war nach vorn gerichtet. Es gab für sie nur das Licht, das sie mit einer Insel verglich, auf der sie erwartet wurde.
    Um das Licht herum war es dunkel. Und so kam in ihr der Verdacht auf, dass sie sich nicht mehr in der normalen Welt befand, sondern an der Schwelle zu einer anderen Dimension stand. Was ihr auch weiter keine Angst einjagte, denn auch damit war sie schon öfter konfrontiert worden.
    Purdy legte die letzten Meter zurück und geriet hinein in das Licht, wo Rudy auf sie wartete. Er stand regungslos auf dem Fleck, und in seiner Haltung wirkte er wie ein kleiner König. In seinem Gesicht bewegte sich nichts, aber den Mund hatte er zu einem Lächeln verzogen, sodass niemand Furcht vor ihm zu haben brauchte.
    »Da bist du ja…«
    Purdy blieb stehen. Eine Antwort gab sie nicht. Sie war von diesem anderen Licht umgeben, und irgendwie fühlte sie sich, als wäre sie von der Erde und damit aus ihrem normalen Leben entfernt worden.
    Die Frage, die sie stellte, hätte auch jede andere Person ausgesprochen.
    »Wo bin ich?«
    »Bei mir.«
    »Das sehe ich. Und weiter?«
    »Das wirst du noch erleben.«
    »Und du fühlst dich auch wohl?«
    Rudy nickte. »Und ob ich mich wohl fühle. Das ist doch wunderbar. Ich habe einen neuen Körper gefunden.«
    »Bitte?«
    »Ja, ich stecke in einem neuen Körper. Ich fühle mich wunderbar. Ich war lange auf der Reise, zusammen mit meiner Schwester und meinen Eltern. Aber jetzt habe ich es geschafft. Ist das nicht wunderbar, meine Freundin?«
    Purdy Prentiss fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Was sie da gehört hatte, das konnte nicht wahr sein. Und doch war die Erklärung ganz einfach.
    Da hatten irgendwelche Geister das Aussehen der ermordeten Familie angenommen. Rudy, seine Schwester, die Mutter und auch der Vater, den sie ja schon gesehen hatte. Er hätte sie angreifen und töten können, was er unterlassen hatte, aus welchen Gründen auch immer.
    Etwas allerdings stand für die Staatsanwältin fest. Sie hatte es hier nicht mit normalen Menschen zu tun, auch wenn sie so aussahen.
    Es gab nicht viele Momente, in denen Purdy Prentiss sprachlos war.
    Dieser hier gehörte dazu, denn Rudy sah jetzt so aus wie der ermordete Junge.
    Sie musste erst mehrmals durchatmen, um etwas sagen zu können.
    »Wer bist du wirklich?«
    »Rudy Greene.«
    »Nein, das kannst du nicht sein. Er wurde umgebracht.«
    »Sehe ich so tot aus?«
    »Was zum Teufel, steckt in deinem Körper? Das ist nicht die Seele oder der Geist eines normalen
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