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1600 - Willkommen im Hades

1600 - Willkommen im Hades

Titel: 1600 - Willkommen im Hades
Autoren: Jason Dark
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entstanden. Keine richtige Flanke sondern eine hohe Felswand. Sie sah aus, als hätte ein riesiges Messer einen großen Schnitt hinterlassen. Eine leicht glänzende Wand, beige und dunkelbraun schimmernd. An ihrem Ende türmte sich das Geröll, und Anna schoss auch jetzt Fotos.
    Anna war ein einfühlsamer Mensch. Manchmal hatte sie sogar den Eindruck, hinter die Dinge schauen zu können, und als sie jetzt ihre Blicke über die Wand streifen ließ, da spürte sie eine Gänsehaut, die über ihren Rücken rieselte.
    Woran lag das?
    An der Wand?
    Beinahe hätte sie darüber gelacht. Anna war in den Bergen aufgewachsen. Von Kind auf kannte sie die mächtigen Türme, die Täler, die scharfen Grate und Spitzen. Das hatte ihr nie Angst eingeflößt oder auch nur Unbehagen. Höchstens bei einem gewaltigen Unwetter, denn da veränderte sich die Umgebung schon.
    Jetzt hatte sie sich auch verändert. Doch es gab keinen Blitz, keinen Donner, und auch der Schnee rieselte nicht vom Himmel, der ihr die Sicht hätte nehmen können.
    Es war etwas anderes, das für ihr Unbehagen sorgte, und sie ärgerte sich, dass sie den Grund nicht kannte.
    Aber sie hatte auch einen Dickkopf und dachte gar nicht daran, schon jetzt den Rückweg anzutreten. Die Staubwolke hatte sich fast völlig aufgelöst, und so war sie in der Lage, wieder besser sehen und auch freier atmen zu können.
    Dicht an der Wand ging sie entlang. Es war noch immer ein Balancieren auf der Kuppe des Gerölls. Abzurutschen und zu fallen hätte gefährlich werden können.
    Anna wollte auch nicht mehr weitergehen. Sie suchte jetzt nach einem Platz, der geeignet war, um die besten Fotos schießen zu können.
    Den hatte sie bald gefunden. Sie sah es sogar als reinen Glücksfall an.
    Ein nicht eben kleiner Stein lag so, dass er so etwas wie eine Mini-Plattform gebildet hatte, die nur eine leichte Schräge aufwies, sodass sie Halt und das Gleichgewicht finden konnte.
    Erneut holte sie den Apparat aus der Tasche. Das Licht war noch gut, der Staub fast verschwunden, und im Sucher sah sie die Felswand. Da sie die Kamera bewegte, glitt sie an ihr vorbei.
    Wonach sie konkret suchte, wusste sie selbst nicht genau. Es sollte nur eine Stelle sein, die sich von den anderen abhob. Ein besonderer Ort, den sie für die Nachwelt festhalten wollte.
    Plötzlich zuckte sie zusammen. Sie ließ die Kamera sogar sinken, um sich die Wand normal ansehen zu können.
    Etwas war anders. An einer bestimmten Stelle zeigte die Wand nicht mehr die durchgehende Glätte aus Stein. Sie sah so etwas wie einen Einschnitt oder einen Riss, der sogar recht breit war. Zwar würde kein Auto hindurchfahren können, für einen normalen Menschen reichte er schon.
    Woher stammte der Riss?
    Dieser Einschnitt war etwas Besonderes, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er schon immer dort gewesen war. Er musste erst durch die Explosion freigelegt worden sein.
    Ihr Herz schlug schneller. So etwas wie eine wilde Erregung hatte sie erfasst.
    Das war ein Zugang in den Fels, und der lockte sie natürlich.
    Anna schaute zurück. Keiner der Männer kümmerte sich noch darum, was die Explosion hinterlassen hatte. Man dachte an den Feierabend.
    Weiter entfernt parkten die Privatwagen der Arbeiter. Die Männer hatten Fahrgemeinschaften gebildet. Die ersten fuhren bereits davon, begleitet von Wolken aus Staub.
    Niemand würde sie stören, wenn sie sich daranmachte, den Einschnitt zu untersuchen, um herauszufinden, was dahinter lag.
    Anna dachte auch daran, ihren Vater zu informieren, aber das vergaß sie wieder. Sie kannte ihn. Er würde sie bestimmt davon abhalten wollen, in diese Felswand hineinzugehen.
    Und einem Streit wollte sie aus dem Weg gehen.
    Wichtig war die Kamera. Ihr durfte nichts passieren. Das Blitzlicht war in Ordnung. Anna konnte sich vorstellen, dass sie auf ein völlig neues Gebiet treffen würde. In dieser Umgebung gab es zahlreiche Sagen und Legenden, die von geheimnisvollen Gestalten erzählten, die tief versteckt in der Bergwelt lebten.
    Laurin, der Zwergenkönig, der den geheimnisvollen Rosengarten erschaffen hatte, war nur eine der Geschichten. Man hatte ihr in der Kindheit oft genug davon erzählt, und vergessen hatte sie nichts.
    Anna verließ die sichere Plattform und bahnte sich ihren Weg über die Kanten und Spitzen der Steine hinweg, um dem Spalt näher zu kommen.
    Sie sah ihn jetzt besser, und es kam ihr vor wie ein Riss, den gewaltige Hände geschaffen hatten.
    Sie stand kurz davor und hatte einen
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