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160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
Autoren: Deborah Martin
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Nathaniel für sich zu nutzen gewusst hatte.
    Das ganze Ausmaß ihrer Demütigung wurde ihr bewusst und schlug wie eine kalte Welle über ihr zusammen. Hier war sie, in England, ihre spärlichen Ersparnisse fast völlig aufgebraucht, ihrer Mitgift und der Firma ihres Vaters beraubt …
    Punkte begannen vor ihren Augen zu tanzen. Sie versuchte, tief durchzuatmen, aber das verflixte Korsett hinderte sie daran, und plötzlich begann sich der ganze Raum um sie herum zu drehen, und die kleinen Punkte bildeten einen einzigen großen Punkt, der alles andere ausblendete, und sie versank in Dunkelheit …

2. KAPITEL
     
    Lassen Sie sich niemals von ungeschliffenen Dienstboten anderer Herrschaften zu schlechtem Verhalten verleiten. Ihre Herrschaft wird es Ihnen danken, und den anderen Dienstboten bleibt es überlassen, die ihre zu verärgern.
    Empfehlungen für den unerschütterlichen Diener
     
    Sobald Spencer bemerkte, dass Miss Mercer erblasst war, fürchtete er das Schlimmste. Als ihre Knie nachgaben, ließ er alle Papiere fallen und fing die junge Frau gerade noch rechtzeitig auf, bevor sie zu Boden stürzen konnte.
    Ihr Kopf fiel zurück, als er ihren kraftlosen Körper hochhob. Sie sah wirklich elend aus – und das war alles seine Schuld.
    „Jetzt sehen Sie nur, was Sie angerichtet haben … Sie Engländer, Sie!“ schrie Mrs. Graham. „Wie können Sie es wagen, sich so gegenüber meiner Herrin zu verhalten, die in ihrem ganzen Leben niemandem etwas zu Leide getan hat?“
    Während er auf Miss Mercers sonst so lebendiges Gesicht blickte, aus dem nun alle Lebensgeister verschwunden zu sein schienen, nahm Spencers Besorgnis stetig zu. Verdammt, sie hätte schon längst wieder zu sich kommen sollen!
    „Sie haben es sich anders überlegt, nicht wahr?“ fuhr Mrs. Graham aufgebracht fort. „Oder haben mit Ihrem Bruder einen Plan ausgeheckt, um an die Mitgift zu kommen?“
    „Es gibt eine Mitgift?“ murmelte er. Das konnte nur ein schlechter Traum sein.
    „Sie wissen sehr wohl, dass es eine Mitgift gibt!“
    „Nein. Aber scheinbar wusste es mein Bruder.“ War das der Grund, warum Nat diese verrückte Sache geplant hatte? Wegen einer Mitgift?
    „Ja, den Eindruck habe ich auch!“ Mrs. Grahams Stimme nahm an Schärfe zu. „Ihr Bruder ist nichts weiter als ein ganz gewöhnlicher Dieb! Und wenn Sie glauben, dass ich ruhig zuschaue, wie Sie meine Herrin ausplündern, dann …“
    „Was ist denn das für ein Geschrei?“ ließ sich eine Stimme aus dem Hintergrund vernehmen.
    „Ist Nathaniel gekommen?“ fragte eine andere, jüngere Stimme.
    Spencer drehte sich um und stellte fest, dass Lady Tyndale und Evelina ihn und die Frau in seinen Armen fragend anschauten. „Nein. Gehen Sie bitte zurück in den Speisesaal.“
    „Wer ist diese Frau?“ erkundigte sich Evelina.
    „Die Gattin Seiner Lordschaft“, verkündete Mrs. Graham mit dem Brustton der Überzeugung, „soeben aus Amerika angereist.“ Sie sammelte die Papiere ein, die Spencer hatte fallen lassen, und übergab sie Evelina.
    Spencer wusste nicht, was er zuerst tun sollte: sich weiter um die immer noch Besorgnis erregend bewusstlose Miss Mercer kümmern oder eine Erklärung abgeben, über die er sich selbst noch im Unklaren war. Er entschied sich für das dringendere Anliegen.
    „McFee“, wandte er sich an seinen Diener, „kümmern Sie sich mit Mrs. Graham darum, dass das Gepäck der Damen hereingebracht wird. Alle anderen kehren bitte in den Speisesaal zurück -dies ist eine private Angelegenheit. Ich komme so bald wie möglich nach.“
    Mit Miss Mercer in seinen Armen schritt Spencer den Gang hinunter. Er musste sie an einen Ort bringen, wo es warm war und sie wieder zu Kräften kommen konnte. Zu seinem Arbeitszimmer mit dem behaglichen Kaminfeuer war es nicht weit.
    Ihr flacher Atem und die kränkliche Färbung ihres sonst so frischen Gesichts gaben ihm Anlass zur Sorge. Noch nie war eine Frau seinetwegen ohnmächtig geworden. Und dass es nun gerade diese Frau war, die in Amerika immer so stark und glücklich gewirkt hatte, bereitete ihm größtes Unbehagen.
    Gefälschte Briefe? Eine Heiratsurkunde? Eine gestohlene Mitgift? Was zum Teufel war in seinen Bruder gefahren?
    Die Antwort fiel ihm plötzlich siedend heiß ein. Es musste etwas mit Nats Absichten auf die Teilhaberschaft zu tun haben! Warum sonst hätte der Schuft sich vorhin aus dem Staub machen sollen? Er musste von Miss Mercers Ankunft in England erfahren haben und war schleunigst in Deckung
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