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160 - Die Mörderkette

160 - Die Mörderkette

Titel: 160 - Die Mörderkette
Autoren: A.F.Morland
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Keller verharrte ich einige Augenblicke reglos. Ein kaltes Prickeln war unter meiner Haut. Einmal hatte es Nobitha geschafft, davonzukommen. Noch mal sollte ihr das nicht gelingen. Sie diente Yotephat, dem Siebenfachen. Was ich über ihn in Erfahrung gebracht hatte, bereitete mir Kummerfalten. Er wollte unsere Welt heimsuchen, war im Begriff, die nötigen Kräfte dafür zu sammeln. Nobitha wollte ihm den Weg bereiten.
    Das Schluchzen eines Mädchens drang an mein Ohr.
    Unwillkürlich dachte ich an Shelley Robinson, War es möglich, daß sich Rufus mit den Hexen und Homer Sykes zusammengetan hatte? An und für sich war der Dämon mit den vielen Gesichtern ein Einzelgänger wie die meisten großen Höllenfeinde, aber wenn er sich einen Nutzen versprach, ging auch er befristete Bündnisse ein.
    Ich näherte mich dem unglücklichen Schluchzen und suchte Schutz hinter einem Berg von Gerümpel. Eine Menge unbrauchbar gewordenes Zeug hatte sich im Laufe der Zeit hier unten angesammelt. Auf einem dreibeinigen Tisch stand ein schiefer Korbsessel, an dem ich vorbeisah.
    Obwohl ich vorhin an Shelley Robinson gedacht hatte, war ich nun doch verblüfft, sie tatsächlich zu sehen. Das bedauernswerte Mädchen war an eine Rohrleitung gefesselt. Zum drittenmal war sie nun schon mit einem schwarzen Feind konfrontiert.
    Rufus war der schlimmste davon. Ich sah Shelley an, daß sie das wußte. Noch nie hatte ich in jemandes Augen soviel Verzweiflung gesehen. Mein Magen krampfte sich zusammen, als ich den Knochendämon erblickte. Er trug seine schwarze Kutte, deren Kapuze hochgeschlagen war. Ich blickte auf seinen schmalen Rücken und hörte seine Stimme, die mir verhaßt war: »Ich habe entschieden, daß Homer Sykes dich haben kann, wenn er zurückkommt.«
    Tränen rannen über Shelleys blasse Wangen. »Bin ich nicht mehr dein Köder für Tony Ballard?«
    »Es genügt, daß du von der Bildfläche verschwunden bist«, antwortete der Skelettendämon.
    »Tony könnte verlangen, mich zu sehen.«
    »Kein Problem«, behauptete Rufus.
    »Kein Problem? Wenn ich tot bin?«
    »Man nennt mich nicht umsonst den Dämon mit den vielen Gesichtern«, gab Rufus lachend zurück, und im selben Moment wurde er zu Shelley.
    Zweimal gab es Shelley Robinson plötzlich, als hätte sie soeben eine Zwillingsschwester bekommen. Wie ein Ei dem anderen glichen sich die Mädchen.
    Das eine war harmlos, das andere aber tödlich gefährlich. Ich befahl Shavenaar, sichtbar zu werden, und zog die lebende Waffe aus der Lederscheide. Mit vorsichtig gesetzten Schritten pirschte ich mich an den Erzfeind heran. Leider verriet mich Shelleys überraschter, erleichterter Blick. Sie schaute an ihrer Doppelgängerin vorbei auf mich, und Rufus fuhr wie von der Natter gebissen herum.
    Er behielt Shelley Robinsons Aussehen bei, verzerrte das Gesicht zu einem haßerfüllten Grinsen und spie mir verächtlich entgegen: »Sieh an, da ist der Bastard ja schon!«
    Ich griff ihn mit dem Höllenschwert an. Er blieb nicht stehen, stellte sich nicht, sondern zog sich zurück. Ihm war Shavenaars Gefährlichkeit bekannt, deshalb sorgte er für eine genügend große Distanz zwischen sich und dem Höllenschwert. Ich versuchte sie zu verringern, wuchtete mich vorwärts, doch die surrenden Hiebe des Schwerts verfehlten immer wieder ihr Ziel.
    Der Dämon, der wie Shelley Robinson aussah, lief die Kellertreppe hoch. Ich folgte ihm. »Bleib stehen, du feiger Kretin!« stieß ich wütend hervor. »Bleib stehen und kämpfe!«
    Doch Rufus dachte nicht daran, sich einer Gefahr auszusetzen. Er verließ den Keller. Um die echte Shelley Robinson konnte ich mich im Augenblick nicht kümmern. Sie mußte noch eine Weile an diesem Rohr hängen bleiben. Wichtiger, als sie zu befreien, war es, Rufus mit Shavenaar den Todesstoß zu geben.
    Als ich durch die Kellertür trat, sah ich Rufus nicht mehr. Befand er sich bei den Hexen? Hatte er sie bereits gewarnt? Würden sie mich zu dritt attackieren?
    Ich suchte Nobitha, Yolanda und »Shelley Robinson«. Im großen Wohnzimmer fand ich sie.
    Und es war noch jemand da: die Krähe mit den glühenden Augen. Krächzend stürzte sie auf mich nieder.
    ***
    Die Astra-Pistole beeindruckte Mr. Silver nicht im mindesten. James Tandy dachte, Oberwasser zu haben. Er befahl seinem Butler, Mr. Silver zu durchsuchen und ihm etwaige Waffen abzunehmen, doch Gordon rührte sich nicht von der Stelle.
    »Na schön, dann erledige ich das eben selbst«, knurrte Tandy. »Umdrehen!« verlangte
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