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16 Uhr 50 ab Paddington

16 Uhr 50 ab Paddington

Titel: 16 Uhr 50 ab Paddington
Autoren: Agatha Christie
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herein, gefolgt von einer hoch aufgerichteten Gestalt.
    «Ich hoffe, wir kommen nicht allzu ungelegen», sagte Miss Marple und griff nach Emmas Hand, «aber wissen Sie, übermorgen fahre ich nach Hause, und ich wäre untröstlich gewesen, wenn ich mich nicht bei Ihnen hätte verabschieden und mich bedanken können, dass Sie Lucy so freundlich aufgenommen haben. Entschuldigung, das habe ich ganz vergessen: Darf ich Ihnen meine Freundin Mrs. McGillicuddy vorstellen? Sie besucht mich für ein paar Tage.»
    «Sehr angenehm», sagte Mrs. McGillicuddy, sah Emma mit gesammelter Aufmerksamkeit an und richtete ihren Blick dann auf Cedric, der sich inzwischen erhoben hatte. In diesem Moment kam Lucy herein.
    «Tante Jane, ich wusste ja gar nicht…»
    «Ich wollte mich nur bei Miss Crackenthorpe verabschieden», sagte Miss Marple zu ihr gewandt, «die so überaus freundlich zu dir gewesen ist, Lucy.»
    «Lucy ist vielmehr überaus freundlich zu uns gewesen», sagte Emma.
    «Allerdings», sagte Cedric, «wir haben sie herumkommandiert wie einen Galeerensklaven. Sie musste die Kranken pflegen, die Treppen auf und ab hetzen, den Bettlägerigen ihre Süppchen kochen –»
    Miss Marple unterbrach. «Es hat mir sehr Leid getan, als ich von Ihrer Krankheit gehört habe. Ich hoffe, Sie haben sich vollkommen erholt, Miss Crackenthorpe?»
    «Oh, wir sind vollständig wiederhergestellt», sagte Emma.
    «Lucy hat erzählt, Sie wären alle sehr krank gewesen. Lebensmittelvergiftungen sind doch schrecklich gefährlich, finden Sie nicht auch? Es waren die Pilze, wenn ich recht verstanden habe.»
    «Die Ursache ist noch immer ungewiss», sagte Emma.
    «Glauben Sie ihr kein Wort», sagte Cedric. «Ich möchte wetten, Sie kennen die Gerüchte, die im Umlauf sind, Miss – ähm –»
    «Marple», sagte Miss Marple.
    «Nun, wie gesagt, ich möchte wetten, Sie kennen die Gerüchte, die im Umlauf sind. Geht doch nichts über ein bisschen Arsen, damit die Nachbarn was zu plauschen haben.»
    «Cedric», sagte Emma. «Bitte lass das. Du weißt doch, Inspector Craddock hat gesagt –»
    «Herrje», sagte Cedric, «alle Welt weiß doch Bescheid. Sogar Sie haben etwas gehört, oder etwa nicht?» Er wandte sich direkt an Miss Marple und Mrs. McGillicuddy.
    «Ich bin eben erst aus dem Ausland zurückgekehrt – vorgestern», sagte Mrs. McGillicuddy.
    «Ach, dann wissen Sie ja noch gar nicht, dass wir zum Stadtgespräch geworden sind», sagte Cedric. «Arsen im Curry, das war’s. Lucys Tante ist bestens informiert, könnte ich mir denken.»
    «Nun ja», sagte Miss Marple, «ich habe bloß munkeln hören – also, eigentlich war es nur eine Andeutung, aber ich wollte Sie selbstverständlich nicht in Verlegenheit bringen, Miss Crackenthorpe.»
    «Beachten Sie meinen Bruder nicht weiter», sagte Emma. «Er benimmt sich nun einmal gern wie die Axt im Walde.» Dabei lächelte sie ihn liebevoll an.
    Die Tür ging auf, Mr. Crackenthorpe kam herein und fuchtelte ärgerlich mit seinem Stock.
    «Wo bleibt denn der Tee?», fragte er. «Warum ist der Tee noch nicht da? Heda! Mädchen!» Er wandte sich an Lucy. «Warum haben Sie noch keinen Tee gemacht?»
    «Er steht schon bereit, Mr. Crackenthorpe. Ich hole ihn sofort. Der Tisch ist bereits gedeckt.»
    Lucy verließ das Zimmer, und Mr. Crackenthorpe wurde Miss Marple und Mrs. McGillicuddy vorgestellt.
    «Mag meine Mahlzeiten pünktlich», sagte Mr. Crackenthorpe. «Pünktlichkeit und Sparsamkeit. Das ist meine Devise.»
    «Und sicher sehr zu beherzigen», sagte Miss Marple, «besonders angesichts der heutigen Besteuerung und dergleichen.»
    Mr. Crackenthorpe schnaubte. «Besteuerung! Erinnern Sie mich bloß nicht an diese Räuber. Ein armer Schlucker – das ist aus mir geworden. Und das wird nur schlimmer werden, nicht besser. Du wirst schon sehen, Bürschchen», sagte er an Cedric gewandt, «wenn du mal das Haus bekommst, wette ich zehn zu eins mit dir, dass die Sozialisten es dir wegnehmen. Dann zieht hier eine soziale Einrichtung ein, und für deren Unterhalt nehmen sie dir auch noch die Zinsen weg.»
    Lucy kam mit einem Teetablett zurück, hinter ihr balancierte Bryan Eastley eine Platte mit Sandwiches, Brot, Butter und Kuchen.
    «Ja, was haben wir denn da?» Mr. Crackenthorpe inspizierte das Tablett. «Kuchen mit Zuckerguss? Wird hier ein Fest gefeiert? Warum weiß ich nichts davon?»
    Emma errötete.
    «Dr. Quimper kommt zum Tee, Vater. Er hat heute Geburtstag, und –»
    «Geburtstag?», schnaubte der alte
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