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1595 - Die sterbenden Engel

1595 - Die sterbenden Engel

Titel: 1595 - Die sterbenden Engel
Autoren: Jason Dark
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andere gelangen kann.«
    Dr. Sexton blies die Luft aus. »Das ist mir zu hoch«, flüsterte er. »Da komme ich mir vor wie in einem Roman.«
    Ich winkte ab. »Wissen Sie, Dr. Sexton, das Leben stellt oft jeden Romaninhalt auf den Kopf. Wir jedenfalls müssen tagtäglich davon ausgehen.«
    Er wiegte den Kopf. »Ja, ich habe von Ihnen gehört. Für mich ist es verdammt schwer, das alles zu akzeptieren; Noch mal, meine Herren. Es ist kein normales Blut aus den Wunden gequollen. Eigentlich nur etwas rötlich gefärbtes Plasma. Dabei bleibe ich. Das sind meine Erkenntnisse. Ich kann Ihnen auch nicht genau sagen, wie diese Person umgekommen ist. Bestimmt nicht durch die Wunden.«
    Suko hatte eine Idee, und er fragte: »Könnte sie an ihrer eigenen Schwäche gestorben sein?«
    »Möglich.«
    »Hat diese Tote überhaupt ein Herz oder andere Organe, wie sie im Körper eines Menschen vorhanden sind?«
    Zum ersten Mal seit unserem Zusammentreffen bekam der Wissenschaftler einen roten Kopf. Er druckste herum und sagte dann mit leiser Stimme: »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir haben die Person nicht aufgeschnitten. Wir werden es noch tun. Zuerst ging es um das Blut, und nach der Analyse bekam Sir James Bescheid. Jetzt sitzen Sie hier. Eine Obduktion mit allem, was dazugehört, wäre noch durchgeführt worden. Sie waren ein wenig zu schnell.«
    »Dann gibt es die Tote noch so, wie sie gefunden worden ist?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Wir können Sie auch sehen?«
    »Sicher.« Der Wissenschaftler stand auf.
    »Sie liegt im Nebenraum.«
    »Wunderbar.«
    Auch Suko und ich erhoben uns.
    Der Doc war leicht blass um die Nase geworden. Sicherlich beschäftigten ihn die Theorien, die in den letzten Minuten auf ihn eingeprasselt waren. Die schienen sein wissenschaftliches Bild völlig durcheinandergebracht zu haben.
    Er ging auf eine Tür zu, die zwei Wandregale unterbrach. So schmal sie war, sie war auch schwer, denn hinter ihr begann eine völlig andere Welt.
    Ich wunderte mich darüber, wie klein der Raum war. Es herrschte auch eine entsprechende Kühle, die sein musste, und es gab eigentlich nur etwas, was unsere Aufmerksamkeit erregte.
    Das war der Tisch in der Mitte des Raumes. Er bestand aus Metall, hatte an den Seiten Ablauf rinnen, aber das sah ich nur am Rande. Wichtiger war die Gestalt auf dem Tisch, die noch unter einem beigefarbenen Laken verborgen lag.
    Dr. Sexton näherte sich der Gestalt.
    »Da liegt sie«, sagte er, fasste zu und zog mit einer schwungvollen Bewegung das Laken vollständig vom Körper der Toten weg…
    ***
    Jetzt lag sie vor uns. Und zwar nackt vom Kopf bis zu den Füßen.
    Wir hörten beide die Stimme des Doktors.
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit mit der optischen Untersuchung. Wenn Sie Fragen haben, ich stehe Ihnen gern zur Verfügung.«
    Wir bedankten uns. Danach kümmerten wir uns um die Frau.
    War sie wirklich ein Mensch? Oder stammte sie aus einer anderen Dimension, in der auch Gestalten lebten, für die wir Menschen einen besonderen Namen bereithielten? War sie ein Engel? Ich wusste ja, dass es sehr viele Menschen gab, die an Engel glaubten. Da stand besonders der Schutzengel hoch im Kurs. Die meisten Menschen glaubten, dass es einen persönlichen Schutzengel für sie gab. Dazu gehörte auch ich.
    Engel haben Flügel, so heißt es zumindest. Es konnte zutreffen, aber nicht alle Engel konnten sie vorweisen. Erst im Mittelalter hatten die Menschen damit begonnen, ihnen Flügel anzudichten, und es gab Engel, die sich damit einverstanden erklärt hatten.
    Ebenso wie sich der Teufel oft so zeigte, wie ihn sich die Menschen vorstellten.
    »Ich weiß, woran du denkst«, flüsterte Suko. »Und woran?«
    »An einen Engel.«
    »Ja.«
    »Nicht schlecht…« Ich bezeichnete die Wesen nicht unbedingt als himmlische Boten. Da hatte ich schon zu viel erlebt und sie manchmal auch als Grenzgänger kennengelernt. Sie waren ebenso vielschichtig wie ihre Reiche, in denen sie sich aufhielten.
    Dr. Sexton hatte seine Ohren nicht verschlossen und fragte mich mit leiser Stimme: »Was habe ich da hören müssen? Sie haben tatsächlich von Engeln gesprochen?«
    Ich nickte ihm zu.
    »Dann halten Sie diese tote Frau für einen Engel?«
    Ich wiegelte zunächst mal ab. »Nein, nein, wir haben nur über eine bestimmte Möglichkeit gesprochen.«
    »Für mich haben sich Ihre Worte sehr konkret angehört.« Er winkte ab.
    »Ich habe im Gegensatz zu meinen Nichten und auch meiner kleinen Enkelin nicht viel mit Engeln im Sinn. Sie mögen
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