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1595 - Die sterbenden Engel

1595 - Die sterbenden Engel

Titel: 1595 - Die sterbenden Engel
Autoren: Jason Dark
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Fall war.
    Eine war verschwunden. Ich sah noch den Reverend und Melanie Morton, auf deren Schultern die Hände des Geistlichen lagen, als wollte er sie beschützen.
    Dort, wo Suko und Melanies Vater sich aufhielten, war das heftige Stöhnen des Verletzten zu hören. Auch Melanie sah ihren Vater. Sie gab allerdings keinen Kommentar ab und stand nur starr auf der Schwelle.
    Suko war es, der das lastende Schweigen unterbrach. »Ich kümmere mich um Mr. Morton.«
    »Danke.« Er hatte mich nicht aufhalten wollen, und so ging ich auf den Reverend zu, der seine Hände jetzt von Melanies Schultern löste. Als ich stehen blieb, da entdeckte ich in seinen Augen einen Ausdruck, der für mich nicht zu deuten war.
    Er streckte mir die Hand entgegen und flüsterte mit einer Stimme, die kaum zu verstehen war: »Was oder wer war das?«
    Ich hob die Schultern. »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    »Ja, Mr. Sinclair. Ich bin völlig durcheinander. Ich habe etwas gesehen, was sonst sicher nur Auserwählte zu Gesicht bekommen. Ich ringe um eine Erklärung, aber ich weiß keine. Mir fällt nichts dazu ein. Ich habe etwas gesehen und will es nicht wahrhaben…«
    »Dabei sollten Sie es belassen, Reverend. Oder gehen Sie einfach davon aus, dass es noch eine höhere Macht gibt.«
    »Ja, das weiß ich. Das predige ich ja immer. Aber dass sie so aussieht, dass…«
    »Es ist nur ein Teil davon, Mr. Davies. Aber er sorgt dafür, dass die Menschen ihre Hoffnung nicht verlieren. Mag die Hölle auch alles versuchen, im Endeffekt ist die andere Seite doch stärker. Das sollte uns Hoffnung geben. Und jetzt lassen Sie mich bitte durch.«
    »Ja, ja, natürlich.«
    Er trat zur Seite, damit ich die Kirche betreten konnte.
    Ich dachte dabei an eine bestimmte Person, die ich dort zu finden hoffte, aber auch an die anderen Engel, die sich dort aufgehalten hatten.
    Mina stand zwischen ihnen. Auf den ersten Blick fiel mir ihr gelöster Gesichtsausdruck auf. Sie war stofflich und stach von den sie umgebenden Personen schon ab.
    Ich blieb vor ihr stehen. So konnte ich mit ihr reden, ohne laut sprechen zu müssen.
    »Du hast es getan, John!«
    »Was habe ich getan?«
    »Uns und unsere Welt gerettet.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Mina, das bin nicht ich gewesen. Das war eine andere Macht, die dir nicht fremd sein dürfte.« Ich streckte ihr mein Kreuz entgegen. »Dort ist sie zu sehen, und ich kann dir sagen, dass dieses Kreuz nur für mich bestimmt ist. Ich werde auch der Sohn des Lichts genannt, und das hast du ja zu sehen bekommen. Freuen wir uns gemeinsam, dass die Höllengespenster vernichtet worden sind und dass ihr wieder eure Ruhe habt.«
    »Ich gehöre zu meinen Freunden.«
    »Klar. Dann ist unsere Welt nichts für dich?«
    »Nein, nicht mehr.« Sie hob die linke Hand und winkte mir zu. Es war allerdings nur eine kurze Bewegung, die plötzlich erstarrte. Ich wunderte mich darüber und sah dann, dass Mina an mir vorbeischaute.
    Bevor ich mich umgedreht hatte, hörte ich schon die Stimme des Mädchens Melanie.
    »Du willst gehen, Mina?«
    »Ja, meine Freundin. Ich muss dorthin zurückkehren, wo ich meine Heimat habe. Diese Welt ist etwas für dich, nicht für mich. Ich bin kein Mensch, denk daran. Oder nur manchmal…«
    Nach diesen Worten drehte sich Mina um. Sie sagte noch ein letztes Lebewohl, dann ging sie, und die feinstofflichen Gestalten schlossen sich ihr an.
    Ich schaute ihnen nach, wie sie auf den Altar zugingen und ihre Umrisse allmählich durchsichtig wurden. Auch die von Mina.
    Dann waren sie weg.
    Ich drehte mich endgültig um und schaute in das weinende Gesicht Melanies.
    »Warum ist sie denn gegangen?«
    Ich nahm sie in die Arme. »Weil es besser für sie ist. Das musst du mir glauben…«
    ENDE
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