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1584 - Seelenlos

1584 - Seelenlos

Titel: 1584 - Seelenlos
Autoren: Jason Dark
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gegen das er absolut nichts ausrichten konnte.
    Jane tat nichts. Sie zeigte ihm nur das Kreuz. In ihren Augen war der Wille zu lesen, es zu beenden, und das wusste der Serbe. Er war nicht fähig, sich von der Stelle zu bewegen. Er hatte das Gefühl, wie von einem Bannstrahl getroffen zu sein, und aus seinem offenen Mund drang ein leises Heulen.
    Er schüttelte den Kopf und riss die Arme hoch, als Jane Collins auf ihn zutrat.
    Der Berührung konnte er nicht mehr ausweichen. Zudem schlug Jane noch seine Hände zur Seite, sodass sie freie Bahn hatte, um ihm das Kreuz ins Gesicht zu drücken.
    Der folgende Schrei war grauenhaft.
    Nicolic torkelte zurück. Viel Platz, um auszuweichen, gab es nicht für ihn. Schon nach zwei Schritten hielt ihn die Mauer auf, und da kam er nicht mehr weg.
    Jane brauchte nichts weiter zu tun, der Platz hier wurde zu seinem Sterbeort.
    Noch hielt er sich auf den Beinen. Es war kein normales Atmen mehr, das aus seinem Mund drang.
    Es war eher ein Hecheln. Es hörte sich schlimm an und war zu vergleichen mit den letzten Atemzügen eines Tieres.
    Alex Nicolic brach zusammen. Er fiel regelrecht ineinander. Er schüttelte den Kopf, prallte gegen die Wand und gab einen jaulenden Laut von sich.
    Auf dem kalten Steinboden blieb er liegen. Zusammengekrümmt, noch nicht tot, aber dabei, sich für immer von dieser Welt zu verabschieden.
    Jane stand vor ihm und schaute auf ihn nieder. Ihr Gesichtsausdruck war eisig, und sie wartete darauf, dass Nicolic endgültig verging.
    Noch leuchtete der kalte, gelbe Glanz in seinen Augen. Auch er schwächte sich ab, denn die Kraft des Kreuzes war stärker als die Macht des Bösen.
    Das Licht in seinen Augen verlosch, und es verwandelte sich dabei. Jane sah, dass aus den Augen und ebenfalls aus dem offenen Mund Dampf quoll.
    Sie hatte den Tod der jungen Julia Marin und des Amokläufers erlebt, hier sah sie sich mit einem anderen Vorgang konfrontiert.
    Nicolic starb auf eine besondere Art und Weise. Er schien innerlich zu verbrennen. Sonst wäre kein Rauch aus seinem Mund oder den Augen gedrungen, die jetzt nur noch leere Höhlen waren.
    Er schrie schrecklich. Die Schreie hallten durch den Kreuzgang und hörten sich auch als Echos schlimm genug an. Er warf sich hin und her, schlug um sich, und er versuchte, sich aus der Hölle zu befreien, die er erlebte.
    Es war nicht möglich. Ein letztes Aufbäumen, ein kurzes Zucken der Glieder danach, dann war es mit ihm vorbei.
    Alex Nicolic bewegte sich nicht mehr.
    Aber es hielt sich noch etwas in seiner Nähe auf. Jane hatte sich bisher zu stark auf ihn konzentriert, jetzt wurde sie durch eine Bewegung abgelenkt.
    Ein heller Streifen jagte an ihr vorbei. Gelb und am vorderen Ende mit einer grauenvollen Fratze. Er war einfach zu schnell, als dass Jane ihn sich hätte genauer ansehen können.
    Dann war er weg!
    Einen Moment später hörte Jane die Schritte hinter sich. In ihrem Nacken zog sich etwas zusammen.
    Nur jetzt keine weitere Gefahr mehr!
    Sie fuhr herum und war erleichtert.
    Den Mann, der vor ihr stand, den kannte sie.
    »Da bist du ja, John…«
    ***
    Die Erleichterung in ihrer Stimme war nicht zu überhören, und auch auf meinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
    Mich hatten die Stimmen und die anschließenden Geräusche an diesen Schauplatz gelockt, und jetzt sah ich, dass Jane Collins es zusammen mit meinem Kreuz geschafft hatte.
    Ich umarmte sie kurz, um mich danach um den Toten zu kümmern.
    Ich kniete mich neben ihm nieder und brauchte ihn nicht lange anzuschauen, um zu wissen, dass er tot war.
    Das kalte gelbe Licht entdeckte ich nicht in seinen Augen. Es strahlte mir auch nicht aus seinem Mund entgegen. Die Veränderung war vorbei. Für ihn gab es keinen Schutz der Hölle mehr. Alex Nicolic war nur noch eine normale menschliche Leiche.
    Als ich auf stand, reichte mir Jane das Kreuz zurück.
    »Nicolic hat sich überschätzt«, sagte sie dabei.
    »Und damit ist dein Auftrag auch hin - oder?«
    »Ja, das muss man wohl so sehen. Es ist vorbei.« Sie hob die Schultern an. »Und ich muss gewissen Menschen eingestehen, dass ich nichts erreicht habe.«
    »Stört dich das?«
    »Nein. Aber ich werde ihnen nicht die ganze Wahrheit erzählen. Was genau, darüber muss ich noch nachdenken und…« Sie hörte mitten im Satz auf zu sprechen.
    »Was ist?«
    »Da kommt jemand«, flüsterte sie.
    Ich lauschte und hörte es auch. Die Schritte waren noch etwas entfernt. Wir hörten nur die Echos, und wir entschieden uns
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