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1584 - Seelenlos

1584 - Seelenlos

Titel: 1584 - Seelenlos
Autoren: Jason Dark
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drang, das Kreuz strahlte diese ungewöhnliche Helligkeit aus. Es breitete sich zu einem Fächer aus, strömte in einer breiten Bahn in die Höhe und erreichte das Fabeltier.
    Genau das hatte ich gewollt.
    Wären jetzt Zeugen bei uns gewesen, dann hätten sie die grelle Helligkeit erleben können, die das Fabeltier umgab.
    Für uns war alles überdeutlich zu sehen. Das Gebilde nahm eine helle und zugleich knochenbleiche Farbe an, und ich ging im nächsten Moment einen Schritt zurück, weil ich einen Schrei gehört hatte, der auch Jane Collins nicht entgangen war.
    »Was war das?«
    Ich deutete nach oben, denn dort spielte sich etwas ab. Dieses gelbe Licht kannten wir bereits, und jetzt standen wir an seinem Ursprungsort. Die Quelle öffnete sich uns. Es raste aus den drei schrecklichen Fratzen hervor. Es war ein breiter Strahl mit einem dämonischen Maul am Beginn. Er jagte in die Höhe, und es sah für uns aus wie eine Flucht, was aber nicht zutraf, denn die Kraft meines Kreuzes holte dieses feinstoffliche satanische Gebilde wieder zurück.
    »Mein Gott«, flüsterte Jane nur, »das ist ja phänomenal…«
    Weder Jane noch ich mussten eingreifen. Über unseren Köpfen spielte sich so etwas wie ein Urkampf ab. Das gelbe und feinstoffliche Wesen schaffte die Flucht nicht. Es war in den Machtbereich meines Kreuzes geraten, und innerhalb des hellen Lichts drehte es sich blitzschnell im Kreis. Man konnte von einer Schlange sprechen, die sich immer schneller drehte, um sich dann selbst in den Schwanz zu beißen.
    »John, das ist…«
    Ich vollendete den Satz der Detektivin. »… ein Uroboros. Eine Mischung aus Schlange und Drachen.«
    »Und weiter?«, flüsterte sie gespannt.
    Der Vorgang über uns ließ mir Zeit, ihr eine Antwort zu geben.
    »Soviel ich weiß, ist es ein uraltes mystisches Symbol, das bei verschiedenen Völkern verehrt wurde. Du kannst es bei den Ägyptern ebenso finden wie bei den Hindus oder der Gnostikern. Später haben es auch die Alchimisten verwendet.«
    »Was wollten sie damit? Gold herstellen?«
    »Ja, auch.«
    »Sonst nichts?«
    Ich beobachtete den Kampf zwischen den beiden unterschiedlichen Kräften weiter und erzählte Jane, was ich darüber wusste.
    »Ich weiß, dass es nicht nur um die Herstellung von Gold ging, sondern um ein ewiges oder verlängertes Leben. So genau bin ich nicht informiert. Aber es kann durchaus ein Leben sein, das ohne menschliche Seele existiert. Meiner Meinung nach muss das Böse selbst es erfunden haben, und es ist nicht vergessen.«
    Sie nickte nur. Gesprochen wurde nicht mehr zwischen uns, denn der Kampf näherte sich dem Ende.
    Das Licht des Kreuzes gewann.
    Es zerstörte die Schlange nur indirekt, denn sie sorgte selbst für ihre Vernichtung. Sie hatte sich in den Schwanz gebissen. Es war der Beginn ihres Endes, denn die Kraft des Kreuzes sorgte dafür, dass sie sich selbst auffraß.
    Kleiner und kleiner wurde sie. Immer mehr Teile ihres Körpers verschwanden im Maul, bis sie nicht mehr vorhanden war. Dort, wo wir sie gesehen hatten, gab es eine lautlose Lichtexplosion, als wären dort Hunderte Wunderkerzen auf einmal angezündet worden.
    Dann war der Uroborus weg.
    Das Licht fiel in sich zusammen.
    Die Dunkelheit übernahm wieder die Macht.
    Wir schauten in die Höhe und sahen das Fabeltier auf der Spitze der Stele.
    Es hatte sich nicht verändert. Es würde auch weiterhin die Wettsteinbrücke bewachen.
    Das Böse in ihm war getilgt worden und die Menschen mussten keine Angst mehr haben, dass sie ihre Seele verloren…
    Die Detektivin schaute mich an. »War's das, John?«
    »Ich denke schon.«
    Jane versuchte es mit einem Lächeln, das ihr nicht so richtig gelingen wollte. »Bist du zufrieden?«
    »Nur halb. Ich hätte gern mehr über den Uroborus erfahren. Aber seine Herkunft liegt wohl zu tief in der Vergangenheit begraben.«
    »Was nicht heißt, dass sie verloren und vergessen ist, wie wir hier erlebt haben.«
    »Leider.«
    Trotz allem konnten wir zufrieden sein. Aber alles an diesem Fall war noch nicht gelöst. Es gab drei Tote. Julia Marin, Alex Nicolic und der Amokläufer. Ihr Ableben mussten wir den Kollegen erklären, und es würde ihnen sicher nicht leicht fallen, uns zu glauben.
    »Ich weiß, woran du denkst«, sagte Jane.
    »Und?«
    »Ich werde dich zur Polizei begleiten. Aber zuvor möchte ich…«
    Neben uns hielt plötzlich ein Streifenwagen. Zwei Polizisten stiegen aus, und sie musterten uns nicht eben freundlich.
    »Was tun Sie hier?«
    »Wir
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