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1573 - Grauen im Geisterschloss

1573 - Grauen im Geisterschloss

Titel: 1573 - Grauen im Geisterschloss
Autoren: Jason Dark
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der Haut im Gesicht des Kriegers. Auch sie sah jetzt anders aus. Sie hatte die Farbe von heller Asche angenommen.
    Zudem wurde sie dünner.
    Das alles hielt ihn nicht davon ab, seine letzte Mordtat zu verüben. Er hatte die Waffe so weit hoch bekommen, wie es nötig war, und jetzt musste er sie nur noch nach vorn fallen lassen.
    Die Augen der Agentin weiteten sich. Es war seltsam, sie sah nur die mit Eisenspitzen gespickte Keule. Sie dachte nicht an den Tod, und schreckliche Todesangst verspürte sie auch nicht.
    Er war bereit zum Schlag, und jetzt erst schloss Jenny die Augen…
    ***
    Ich rannte wie ein Berserker los. Ob mir die Krankenschwester auf den Fersen blieb, wusste ich nicht, da ich mich nicht umdrehte, weil ich durch eine solche Bewegung keine Zeit verlieren wollte.
    Ich hatte das Gefühl, kaum vom Fleck zu kommen, obwohl es hier im Ort keine großen Entfernungen gab. Es war nur die Furcht davor, dass ich zu spät kommen könnte.
    Endlich lag das Haus vor mir.
    Und ich sah auch die offene Tür. Ich hörte nur nichts, und auf den letzten Metern verlangsamte ich meine Schritte, weil ich nicht wie ein ahnungsloser Idiot in das Haus stürmen wollte.
    Zum Glück lag das Krankenzimmer nicht weit vom Eingang entfernt.
    Ich schob mich über die Schwelle. Das Kreuz hing jetzt offen vor meiner Brust. Dass ich nichts hörte, war beileibe kein gutes Zeichen. Aber dann hörte ich das Stöhnen, kaum dass ich das Haus betreten hatte.
    Ein Mann stöhnte, und die Laute drangen aus dem Mordzimmer rechts von mir.
    Noch einen langen Schritt, und ich war da.
    Sekunden späte schaute ich in den Raum hinein. Ich sah zuerst nur das Bett, in dem eine noch lebende Jenny Holland lag, aber der Tod stand schon bereit, um sie zu holen.
    Der Krieger schlug zu!
    Zu schnell für mich. Auch zu schnell für eine Kugel, denn diesmal war ich zu spät gekommen.
    Und doch starb Jenny Holland nicht.
    Es war wohl das Schicksal, das sie rettete. Der Krieger aus der Vergangenheit hatte seine Keule zwar noch hoch geschwungen, aber es war die letzte Aktion in seinem unheilvollen Dasein gewesen.
    Jetzt griff die Verwesung zu.
    Noch mit der angehobenen Waffe in den Händen brach er in die Knie.
    Die Keule landete nicht auf dem Bett. Sie rutschte ihm aus den Händen, fiel nach unten und traf den Kopf des Kriegers, in den die Spitzen hineinschlugen.
    Vor dem Bett fiel er zusammen. Das Knacken und Brechen der uralten Knochen war zu hören. Zu sehen war auch Staub, der an diesen Gebeinen entlang hinabrieselte.
    Ich stand an der Tür und konnte es kaum fassen. Dabei hatte ich selbst weiche Knie bekommen und musste mich abstützen. Vor mir lag Dr. Morton am Boden. Seine linke Schulter sah schlimm aus. Er war bewusstlos geworden.
    Als ich den Kopf zur anderen Seite drehte, fiel mein Blick auf den Schänder.
    Oder auf das, was von ihm noch übrig geblieben war.
    Knochen…
    Ich wischte über meine Augen. Das Bild verschwand nicht. Ich hatte mich nicht geirrt.
    »John…«
    Jenny Holland hatte meinen Namen nur geflüstert, aber dieses eine Wort trieb mich an ihr Bett.
    »Bitte, gib mir deine Hand.« Sie lächelte schmerzlich. »Ich möchte spüren, dass ich noch lebe.«
    »Klar, du lebst, und wirst auch weiterhin leben.«
    »Aber nicht mehr wie zuvor.«
    »Wieso?«
    »Ich weiß jetzt, dass es Vorgänge gibt, über die man am besten nicht redet und die nur Eingeweihten bekannt sein sollten. Oder siehst du das anders?«
    »Bestimmt nicht«, antwortete ich…
    ***
    Der Fall war zwar glücklich vorbei, seine Folgen aber nicht. Es gab Menschen, die in ärztliche Behandlung mussten, und ich sorgte dafür, dass sie noch am späten Abend nach Edinburgh in ein normales Krankenhaus geschafft wurden.
    Ich selbst blieb noch im Ort. Das alles musste ich erst mal verdauen, und ich hatte zum Glück jemanden, mit dem ich darüber reden konnte.
    Es war Hilda Rowland, die Krankenschwester, die auch froh war, dass ihre Mutter noch lebte und sich in guten Händen befand.
    Sie hatte den Vorschlag gemacht, Whisky zu trinken.
    Ich hatte nichts dagegen. Und so saßen wir uns gegenüber und hielten die Gläser hoch.
    »Worauf sollen wir trinken, Mr. Sinclair?«
    »Auf das Leben, meine ich.«
    »Okay, das ist ein Wort. Und darauf, dass es für uns noch lange dauert…«
    Dem war nichts mehr hinzuzufügen…
    ENDE
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