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1572 - Das Ritual

1572 - Das Ritual

Titel: 1572 - Das Ritual
Autoren: Jason Dark
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in der Hütte. Er hätte hinlaufen und es holen können.
    Das tat er nicht, weil er befürchtete, etwas zu verpassen. Er wollte den Kurs des Bootes verfolgen und herausfinden, ob die Besatzung nur zum Spaß diese Strecke fuhr oder etwas anderes im Sinn hatte.
    Möglicherweise war man ihm auf die Spur gekommen, denn er hatte den Blonden nicht vergessen.
    Hinter seiner Deckung wartete er ab. Hier konnte er sicher sein, vom Wasser aus nicht gesehen zu werden.
    Das Boot näherte sich nicht der Halbinsel, aber die Besatzung hatte auch keine Eile, aus diesem Gebiet zu verschwinden.
    Schon bald hatte er festgestellt, dass es keine auf ein Ziel ausgerichtete Fahrt war. Sogar der Motor wurde mal abgestellt. Man ließ sich treiben.
    Man stand an Bord, um die Landschaft am Ufer zu betrachten, und da blieb es nicht aus, dass auch die Halbinsel in ihr Blickfeld geriet.
    Lambert verspürte schon eine gewisse Erregung.
    Ausgerechnet heute fuhren Leute vor seinem Ufer hin und her.
    Das konnte kein Zufall sein. Der Gedanke, dass man hinter ihm her war, verdichtete sich immer mehr in ihm, und ihm war plötzlich klar, dass er sich etwas einfallen lassen musste.
    Er konnte seinen Plan nicht durchziehen, wenn er unter Beobachtung stand, aber es war auch keine Zeit mehr, seinen Jüngern abzusagen.
    Und dann passierte etwas, das ihm gar nicht passte. Sein feines Gehör nahm ein bestimmtes Geräusch wahr, das hinter seinem Rücken aufgeklungen war. Der Motor eines sich nähernden Wagens! Wenig später verstummte er.
    Sie waren schon da. Sie hatten es nicht erwarten können, und er steckte in einer Zwickmühle. Hingehen oder weiterhin beobachten?
    Er entschied sich dafür, zu seinen Jüngern zu gehen. Das Boot lief ihm nicht weg. Außerdem hatte es sich wieder in Bewegung gesetzt und tuckerte von der Halbinsel weg.
    Mit wenigen Schritten hatte er die kleine Hütte erreicht, die auch von der Straße her nicht zu sehen war. Dort hatte der Wagen angehalten, ebenfalls gut verborgen, und er hörte die Stimmen seiner letzten drei Jünger, die den Weg zu ihm fanden Und sich erst mal durch das Buschwerk wühlen mussten.
    Lambert empfing sie vor der Hütte. Dass er noch immer nackt war, störte ihn nicht, ebenso wenig wie die drei jungen Männer, die den Schutz der Sträucher verließen und ihn vor sich sahen.
    Die Ankömmlinge blieben stehen. Sie trauten sich nicht, etwas zu sagen.
    Mit einer leichten Unsicherheit in den Blicken schauten sie ihren Herrn und Meister an.
    »Ihr kommt früh«, stellte er fest.
    »Ja«, sagte ein junger Mann mit hellblonden Haaren. »Wir haben es nicht mehr ausgehalten. Außerdem haben wir gehört, dass Paul nicht mehr lebt. Warum nicht?«
    Lambert hob die Schultern.
    »Ich kann es euch nicht genau sagen. Er hat wohl nicht verkraftet, was auf ihn zukommt. Er drehte plötzlich durch und brachte sich um.«
    »Wie die anderen, nicht?«
    »Ich kann es nicht ändern«, sagte Lambert mit Unwillen in der Stimme.
    »Aber ihr seid mir ja geblieben. Ihr seid der harte Kern. Auf euch kann ich mich verlassen, und ich frage euch jetzt noch mal: Wollt ihr mit mir zusammen die Vollkommenheit erreichen?«
    »Ja!«
    Drei Stimmen, eine Antwort!
    »Das ist gut. Dann geht in die Hütte. Zündet schon mal die Kerzen an und wartet auf mich.«
    »Wo willst du hin?«
    Lambert lachte. »Kein Stress, meine Freunde. Ihr kennt die Regeln. Ich werde noch mal nach jemandem schauen. Geht in die Hütte und bereitet euch vor.«
    »Müssen wir uns ausziehen?«
    »Nein, das braucht ihr nicht. Wir ziehen den Test auch in voller Kleidung durch. Das spielt keine Rolle.«
    Sie nickten.
    Er hatte noch eine Frage. »Freut ihr euch darauf, den ersten Grad der Vollkommenheit zu erreichen?«
    Sie bejahten es. Sie hatten lange genug darauf hingearbeitet.
    Lambert musste unbedingt noch mal ans Ufer, um zu sehen, was dort auf dem See passiert war. Das Motorboot bereitete ihm schon Sorgen.
    Er ging schnell und tauchte wie ein Geist aus seiner Deckung auf. Es war ihm jetzt egal, ob man ihn vom Boot aus sah. Er hatte schon zuvor einen schnellen Blick über das Wasser geworfen und etwas gesehen, was er jetzt bestätigt haben wollte.
    Er lief bis ans Ufer.
    Seine Augen weiteten sich, und dann lachte er. Allerdings nicht zu laut, aber er musste irgendwie seiner Erleichterung Luft verschaffen.
    Der See war leer, so weit er schauen konnte. Kein Boot mehr zu sehen.
    Und genau das hatte er sich gewünscht.
    Jetzt stand ihm auf den Weg in die Vollkommenheit nichts mehr im
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