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1572 - Das Ritual

1572 - Das Ritual

Titel: 1572 - Das Ritual
Autoren: Jason Dark
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wirklich auf sie zukommen würde. Dass ihr Tod seine Eintrittskarte in die andere Welt war.
    »Steht auf. Wir werden jetzt die letzten Schritte gehen. Auf euch wartet der See.«
    Die drei jungen Männer gehorchten. Sie dachten gar nicht daran, sich dagegenzustemmen. Außerdem hätten sie es nicht geschafft, sich aus diesem Bann zu lösen.
    »Geht hinaus.«
    »Und dann?«
    »Geht einfach. Jeder Schritt, den ihr hinter euch lasst, bringt euch dem Ziel näher. Legt euer schwaches Menschsein ab und seid endlich offen für das, was euch erwartet. Es ist das Neue, es ist das Andere, und es ist das Einmalige.«
    Noch einmal ließen sie sich blenden. Sie hingen mit ihren Blicken an den Lippen ihres Meisters, der sie in eine andere Existenz und auf eine neue Ebene führen wollte. Das normale Leben war ihnen zu langweilig gewesen. Sie hatten sich schon immer dafür interessiert, was wohl dahinter lag. Bald würden sie es erfahren und die Normalität hinter sich lassen.
    Gehorsam verließen sie die Hütte. Sie gingen hintereinander, um die schmale Türöffnung durchschreiten zu können. Ihnen war nicht gesagt worden, wohin sie zu gehen hatten. Das würde Lambert noch tun.
    Er verließ als Letzter die Hütte.
    Der Schritt nach draußen und gleich darauf das heftige Zusammenzucken, das mit einem leisen Schrei verbunden war.
    Er spürte den Angriff. Es war plötzlich ein Durcheinander in seinem Kopf, und er wusste sofort, dass sein unbekannter Feind in der Nähe war…
    ***
    Ich hatte mich nicht vom Fleck gerührt, auch wenn es nicht eben eine Offenbarung war, mit nassen Klamotten auf dem feuchten Boden zu liegen. Was ich gehört hatte, das hatte mich alles andere vergessen lassen.
    Lambert hatte ich noch nicht zu Gesicht bekommen. Ich hatte ihn nur gehört und wusste jetzt, wie gefährlich er war.
    Ein brutaler Egoist, der es geschafft hatte, dass sich ihm die dämonischen Welten öffneten, in die er gern wollte und sie als seine zweite Heimat ansah.
    Es war nicht einfach für ihn. Einer wie er musste so etwas wie Eintrittsgeld bezahlen, und das waren keine Münzen, sondern Menschenleben. Er hatte bisher schon drei auf dem Gewissen. Jeder Suizid hatte ihn gestärkt, sodass er der dämonischen Welt immer näher gekommen war. Sie würde sich für ihn öffnen, aber erst, wenn auch die letzten drei aus der Gruppe tot waren.
    Welch eine Perversion. Welch ein grauenvolles Drama, das sich vor dieser wunderbaren Urlaubskulisse abgespielt hatte und immer noch abspielte.
    Ich war mehr als froh darüber, meinen Urlaub verlängert zu haben, denn was ich hier zu hören bekam, war absolut menschenverachtend.
    Ich war bis an die seitliche Hüttenwand gekrochen und hatte auch von hier aus einen Blick ins Innere der Hütte werfen können, da sich breite Lücken zwischen den Holzbrettern befanden.
    Mein Blickwinkel war hier sogar noch besser als von Weitem durch die offene schmale Tür. Ich hatte die drei jungen Männer gesehen und auch ihn.
    Ja, ihn oder sie oder es.
    Er saß nackt auf dem Boden. Das Licht der Kerzen strich über seinen Körper hinweg, der männliche und auch weibliche Attribute in sich vereinigte.
    Ein Oberkörper, der zu einem Mann gehörte, aber Brüste aufwies. Der weibliche Unterkörper, das zweigeteilte Gesicht - ja, er war fast perfekt, um im Pandämonium seinen Platz für immer zu finden, nach dem er sich so sehnte.
    Das Pandämonium war auch mir ein Begriff. Es war eine Welt für sich, in der sich die schrecklichsten Gestalten zusammengefunden hatten. Eine der vielen Dimensionen des Bösen, die es leider außerhalb unserer sichtbaren Welt gab.
    Ich hatte es mal erlebt, ich war ihm auch entkommen, aber ich hatte es nicht zerstören können. Es war immer noch da und es würde auch für immer bleiben. Mehr konnte ich dazu nicht sagen.
    Ich hörte und sah, dass es dem Ende zuging. Und die drei jungen Männer hatten noch immer nicht begriffen, dass Lambert sie in den Tod schicken wollte.
    Sie standen jetzt auf, um die Hütte zu verlassen. Sie mussten hintereinander gehen, da die Türöffnung schmal war.
    Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf Lambert, dessen Gesicht noch im Kerzenschein lag. Ich glaubte, darin einen großen Triumph zu lesen, was er sicherlich auch so dicht vor dem Ziel fühlte.
    Für ihn lief alles nach Plan.
    Ich war hier, um das zu verhindern. Aber ich musste auf der Hut sein und durfte nichts überstürzen.
    Auf dem Bauch liegend zog ich mich wieder zurück und fand unter einem Busch Deckung. Nur den Kopf
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