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1570 - Das Haus der Geborgenheit

Titel: 1570 - Das Haus der Geborgenheit
Autoren: Unbekannt
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Alpha-Zentra.
    Die Gasse zog sich steil den Hügel hinauf. Die Laternen wurden seltener, die Löcher und Risse im Straßenbelag tiefer. Reginald Bull bewegte sich lautlos auf weichen, elastischen Sohlen. Er hörte die Schritte der Fliehenden deutlich vor sich. Der Abstand war geringer worden.
    Er huschte vorwärts. Wenn er sich einer der wenigen Laternen näherte, duckte er sich in den Schatten der alten Häuser und arbeitete sich an alten, zerbröckelnden Wänden und Mauern entlang hangaufwärts.
    Dann kam der Augenblick, in dem er das Geräusch der Schritte plötzlich nicht mehr hörte. Was war geschehen?
    War sie stehengeblieben? Hatte sie ihr Ziel erreicht? Von jetzt an bewegte er sich noch vorsichtiger. Er war sich dessen bewußt, daß irgendwo dort vorne Gefahr auf ihn lauerte. Jetzt fehlte ihm die Waffe, die er beim Betreten des Hauses der Ersten Geborgenheit hatte zurücklassen müssen. Er erinnerte sich an den Signalgeber. Es war an der Zeit, daß er eine Fährte legte, der Icho Tolot folgen konnte, falls es notwendig würde. Er drückte mit dem Finger gegen die Stelle, an der unter dem Material der Jacke das winzige Gerät verborgen war.
    Zur linken Hand wies die Reihe der Häuserfassaden eine breite Lücke auf. Dort lag eines der wenigen größeren Grundstücke. Reginald Bull hatte die letzte Straßenlaterne inzwischen längst hinter sich zurückgelassen. Die Augen hatten sich an das nächtliche Dunkel gewöhnt. Er sah eine niedrige Mauer, dahinter kräftige Bäume mit weit ausladenden Kronen und noch weiter im Hintergrund die Umrisse eines flachen Gebäudes.
    Mitten in der Mauer war ein schmaler Durchlaß. Bull huschte dorthin. Er ging auf die Knie und untersuchte die weiche Oberfläche des Pfades, der von der Gasse zu dem niedrigen Haus führte. Er sah frische Abdrücke, eine schmale Sohle: die Spur eines weiblichen Fußes.
    Er spähte ins Dunkel. Von nirgendwo kam ein Geräusch außer dem Rascheln des Laubes, das vom Wind in Bewegung gehalten wurde, der unablässig den Hang hinabstrich. Dort irgendwo, unter den Bäumen oder im Haus, hatte die Tefroderin Unterschlupf gefunden. Er setzte mit einem kräftigen Sprung über den Pfad hinweg, um keine Spur zu hinterlassen, und bekam grasähnlichen Pflanzenwuchs unter die Füße. Die Bäume als Deckung benutzend, arbeitete er sich vorwärts. Er erreichte das Haus. Die Fenster waren dunkel.
    Er preßte das Ohr gegen das Mauerwerk und horchte. Von drinnen kam kein Laut.
    An der Seitenwand gab es eine Tür. Sie reagierte nicht auf seine Annäherung, wie es moderne, mit syntronischer Steuerung ausgestattete Türen üblicherweise taten. Einen Türgriff oder eine Klinke gab es nicht.
    Er schlich weiter und erreichte die Rückwand des Hauses. Da war noch eine Tür. Mit ihr hatte er mehr Glück.
    Sie wich bereitwillig beiseite, als er sich ihr bis auf drei Schritte genähert hatte. Dahinter lag ein finsterer Raum.
    Er zögerte. Er legte den Finger auf die Stelle, unter der sich der Signalgeber befand, und drückte dreimal kurz hintereinander zu. Er hatte das Signal mit Icho Tolot verabredet. Es bedeutete: „Ich begebe mich in Gefahr."
    Vorsichtig betrat er den Raum hinter der Tür. Noch immer war es gespenstisch still ringsum. Er nahm einen eigenartigen Geruch wahr. Woher kannte er diesen Duft? Er brauchte nicht lange nachzudenken.
    So hatte das Tuch gerochen, das er sich vors Gesicht hatte binden müssen, als er das Haus der Ersten Geborgenheit betrat.
    Das war der Beweis, den er brauchte. Die junge Tefroderin war hiergewesen! Sie war auf diesem Weg ins Innere des Hauses gelangt.
    Er streckte die Arme aus und versuchte, sich durch Tasten zurechtzufinden. Weit kam er nicht.
    Helligkeit von unglaublicher Intensität explodierte rings um ihn herum. Er schrie auf. Er riß die Hände vors Gesicht, um die Augen zu schützen.
    Ein mörderischer Schlag traf ihn am Schädel. Auf einmal war es wieder finster wie zuvor.
    Und leer.
    Er war Experte in solchen Dingen. Die kleinen Muskeln im Rücken gehorchten dem Befehl des Gehirns. Er ließ sie spielen und ermittelte, daß er unter sich eine mäßig weiche, nicht ganz ebene Unterlage hatte, wahrscheinlich eine Trage von der billigen Sorte. Er lag flach. Abgesehen von einem leichten Schädelbrummen, ging es ihm gut. Die Erinnerung war sofort da, klar und lückenlos. Er war wie ein blutiger Anfänger in eine primitive Falle gelaufen - nur weil ihn die Worte „Kelatan mindao" in Aufregung versetzt hatten. Weil er glaubte, er
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